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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition)
Autoren: Max Barry
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schüttelt den Kopf. »Scat, hab ich doch gerade gesagt. Jetzt kommt noch die Mischung. Wir können die digitalisierte Version erst auf das Filmmaterial übertragen, wenn der Computer mit der Mischung fertig ist.«
    »Ja«, sage ich gedehnt und bin leicht irritiert. »Aber die Mischung läuft doch gerade.«
    Jerry seufzt und reibt sich die Augen. »Die Mischung dauert Stunden, Scat. Selbst mit einem solchen Computer.«
    »Wie lange?« fragt 6.
    »Schwer zu sagen. Manche Sequenzen brauchen länger, andere gehen ganz schnell.« Jerry zeigt auf den Bildschirm, wo gerade der Text Sequenz 2 von 17016 erscheint. »Diesen Vorgang muß der Rechner jetzt noch 17000mal wiederholen.«
    »Heilige Scheiße«, entfährt es mir.
    »Jerry«, sagt 6 gepreßt. »Wie lange?«
    Jerry zuckt mit den Achseln. »Zwölf Stunden.«
    6 rastet aus

    6 reißt die Augen auf. »Jerry, das ist zu lange.«
    »Hey, Leute, daran können wir nichts ändern. Ohne Endmischung geht es nicht.«
    »Erzählen Sie mir nicht, daß man daran nichts ändern kann«, sagt 6. »Man kann immer irgendwas tun. Man kann den Vorgang doch sicher irgendwie beschleunigen.«
    »Schauen Sie«, sagt Jerry, dem allmählich der Geduldsfaden reißt, »mehr ist nicht drin. Der Computer ist voll ausgelastet. Und er ist verdammt schnell. Wenn Sie sich nicht einen Hewlett-Packard-V-Class-Rechner zulegen wollen, dann ist nicht mehr drin.«
    »Wieviel?« will 6 wissen. »Was kostet so ’n Ding?«
    »Eine Million«, sagt Jerry. »Verstanden? Eine Million. Und selbst wenn wir einen hätten, würde es Tage dauern, das Ding zu installieren und flottzumachen. Schauen Sie, es geht einfach nicht schneller.«
    6 holt ein paarmal tief Luft. »Gut«, sagt sie. »Was steht schlimmstenfalls zu erwarten?«
    Jerry reibt sich die Augen. »Na ja. Wenn wir Glück haben, dauert es neun Stunden, wahrscheinlich zehn bis zwölf. Wenn wir Pech haben…« Er hebt die Schultern. »Fünfzehn.«
    »Fünfzehn«, keucht 6.
    Ich krächze: »Aber das wär ja um elf Uhr abends. Die Vorführung ist für zwanzig Uhr angesetzt.«
    »Völlig ausgeschlossen«, sagt 6. »Wir können nicht einen ganzen Saal voll Promis mal eben drei Stunden warten lassen.«
    Jerry sieht aus, als ob er jeden Augenblick total ausrastet oder zu weinen anfängt oder vielleicht beides. Deshalb sage ich: »Okay, jetzt mal mit der Ruhe. Vielleicht schaffen wir es ja rechtzeitig, 6. Ich weiß, daß es dir schwerfällt, aber du mußt dich einfach damit abfinden, daß dieser Vorgang sich deiner Kontrolle entzieht.«
    6 starrt mich an, und im ersten Augenblick fürchte ich schon, daß sie wieder zu streiten anfängt. Dann atmet sie tief durch. »Also gut«, sagt sie. »Wird gemacht.«
    zähneknirschend

    Im Taxi murmelt 6: »Ich kann einfach nicht glauben, daß wir nichts weiter tun können als warten.«
    weiter im text

    Um zehn Uhr treffen wir frisch geduscht und umgekleidet vor dem Mann’s Chinese Theatre ein. 6 hat sich in eine Kluft geschmissen, die zwar nicht sehr bequem, dafür aber irrsinnig attraktiv aussieht: ein langes, glattes schwarzes Kleid, superheiße Stöckelschuhe und dazu winzige superschicke Brillis in den Ohren. Ja, sie hat sogar ihre Brille aufgesetzt. Ich bin total hin und weg, weil sie so total sexy rüberkommt.
    »6«, sage ich zur Abwechslung mal wieder, »du siehst absolut toll aus. Echt.« Ich zupfe an meinem Kragen. »Und wie seh ich aus?«
    6 mustert kritisch meinen Aufzug. »Aggressiv.«
    »Aggressiv? Echt?« Ich bin ein bißchen verblüfft. Ist doch nur ’ne Hose und ’n rotes Sakko. Klar, das Sakko ist ’n ziemlich flottes Teil. Und auf dem Schlips sind ’ne Menge kleiner Bilder von Uncle Sam mit Hut zu sehen – aber echt nur ganz klitzekleine Bilder.
    Aber egal. Ich vergeh fast vor Eifersucht, denn ich hab das Mann’s Theatre vorher noch nie von innen gesehen, ja noch nicht mal die Handabdrücke der großen Stars: Bisher kenn ich diesen Ort nämlich nur aus dem Fernsehen. Um uns herum sind ganze Trupps von Leuten damit beschäftigt, die Gehsteige zu fegen, Schilder aufzustellen und bestimmte Bereiche durch Seile abzusperren. 6 entdeckt California in der Halle, und wir gehen zu ihr rüber.
    »California«, sagt 6, »das ist Scat.«
    Sie ist jung, blond und hat ein Coca-Cola-T-Shirt an. » Hi, Scat. Aufgeregt?«
    »Nur ’n bißchen«, lüg ich.
    »Sie hätten aber allen Grund«, sagt sie grinsend. »Das hier wird der tollste Film des Jahres Null.«
    »Was?«
    »Des Jahres Null«, sagt California und
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