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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition)
Autoren: Max Barry
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Unterlippe.
    »Also gut«, sage ich und trete auf die Straße hinaus.
    Die Tür fällt hinter mir ins Schloß, und jetzt stehen wir beide im strömenden Regen, doch ich spüre es kaum. Ich sehe nur 6.
    »Tut mir leid«, sagt sie. Ich kann es zwar nicht wirklich beurteilen, aber ich habe den Eindruck, daß sich auf ihrem Gesicht die Regentropfen mit Tränen vermischen. »Tut mir leid, Scat.«
    Ich denke nach. »Tatsächlich?«
    Sie wendet sich ab, und einen Moment denke ich, daß sie gleich wegläuft. Dann sagt sie so leise, daß ich sie in dem Regen kaum hören kann: »Ja.« Sie dreht sich wieder um. »Ich will dich nicht verletzen.« Sie kommt einen Schritt näher, und ihre Augen erforschen mein Gesicht. »Aber ich will diesen Kampf nicht verlieren, Scat. Ich habe zu hart gearbeitet, um so weit zu kommen, und jetzt will ich nicht alles wieder verlieren.«
    Ich nicke. »Ich weiß.«
    Wir sehen einander an. Ich muß unwillkürlich denken: Meint sie es ernst? Oder braucht 6 nur mein Vertrauen, um mich voll zu verschaukeln, und spielt mir etwas vor? Ein kalter, herzloser Gedanke. Doch ich habe mit 6 schon so viel erlebt, daß ich ihn nicht einfach wegschieben kann.
    Sie blickt erst zu Boden und sieht dann mich an. »Oder ist es zu spät, Scat?« Ihr Gesicht ist das heulende Elend. »Sag.«
    »Komm her«, sage ich, und sie tritt näher. Sie fällt praktisch in meine Arme. Wir umarmen uns innig: zwei triefend nasse Leiber, die sich aneinanderklammern. »Ich liebe dich.«
    »Ja.«
    Ich muß einfach fragen. »Und – liebst du mich?«
    »Ich…«, sagt 6. »Ich… hab dich…« Sie vergräbt ihren Kopf an meiner Schulter.
    Für mich ist das genug. Ja, es ist echt.
    auf ein neues

    »Nun«, sage ich. Es ist vier Uhr morgens. Der Schimmer von 6s Barbie-Lampe liegt auf ihrem Gesicht. »Bringen wir diesen verdammten Film jetzt zu Ende oder nicht?«
    Sie sieht mich von der anderen Seite des Bettes aus an. »O ja.«

KAPITEL 000016
    Der Panikplan
    freitag

    Wir schlafen bis sieben. Das ist ziemlich lange, auch wenn es nur drei Stunden sind, doch wir haben immerhin eine Nacht ohne Schlaf vor uns. Als ich aufwache, fühle ich mich beinahe erfrischt.
    tina

    Ich trage zwei Schalen mit Müsli in unser Büro, damit wir schon beim Frühstück arbeiten können. Dann höre ich 6 in der Du-sche. Ich bleibe kurz stehen und lausche, weil es so klingt, als ob 6 telefoniert.
    »Tina, du warst einfach klasse«, sagt 6. Die Dusche erleidet gerade einen rohrerschütternden Schüttelanfall, und 6 braucht einen Augenblick, um die Sache zu beheben. »Scat und ich wissen doch, wieviel du für uns getan hast. Und wenn demnächst irgendwelche Hollywood-Produzenten von uns wissen wollen, wie wir dieses Projekt durchgezogen haben und was wir als nächstes vorhaben, dann erzählen wir denen natürlich alles über dich.« Pause. »Danke, Tina. Weißt du, es geht doch nur um Kline. Wenn es nach mir ginge, wärst du ständig am Set.«
    Ich gehe mit meinem Tablett weiter ins Büro.
    kline

    »Natürlich«, sagt 6 in das Mobiltelefon und schiebt sich einen Löffel Cornflakes in den Mund. Äußerst eindrucksvoll, wie sie das macht. »Kline, der Film ist doch Ihr Baby. Wir wissen zwar, was wir wollen, aber Sie sind der einzige, der weiß, welche Einstellungen wir brauchen, damit wir unser Ziel erreichen. Das haben wir doch immer gesagt.«
    Ich nicke zustimmend und ziehe meine Jacke an.
    »Nein, Tina kommt nicht mehr. Sie möchten sie doch am Set nicht mehr sehen, deshalb kommt sie heute nicht.« Sie hört zu. »Nein, find ich nicht, daß Sie zu hart mit ihr waren. Schließlich führen Sie Regie. Und wenn Tina Sie stört, kann sie halt nicht mehr dabeisein.« Sie verdreht die Augen. »Ja, das find ich sehr nett von Ihnen, und ich werd’s ihr ausrichten. Danke. Nein – ich danke Ihnen.«
    visuality

    »Scat, tut mir leid«, sagt Jerry wild entschlossen, »aber ich hab’s Ihnen ja schon gestern gesagt. Da ist echt nichts zu machen.«
    »Versteh ich ja«, sage ich. Ich hocke auf meinem Raumschiff im Hangar und spiel den netten Onkel. »Aber bestimmt gibt es irgendwas, was Ihnen mehr bedeutet als dieses Spiel. Los, sagen Sie schon, Jerry. Es muß doch was geben, wodurch ich Ihre Entscheidung revidieren kann.«
    »Scat«, sagt Jerry müde. »Gibt es nicht. Heute abend ist für uns die einzige Gelegenheit, dieses Finale auszutragen. Ich kann die Jungs nicht enttäuschen. Verstehen Sie das denn nicht?«
    Ich seufze. »Okay. Ich ruf Sie später noch mal an. Wenn mir
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