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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition)
Autoren: Max Barry
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ich wieder alles kaputtgemacht. »Und dir?«
    »Ich mach mir Sorgen«, sagt Sneaky Pete, »daß wir den Leuten heute abend keinen Film zeigen können.«
    »Oh«, sag ich in dem wahrhaft demütigenden Versuch, überrascht zu wirken. »Tatsächlich?« Und schon wieder ist Holland in Not, weil ich nämlich total vergessen hab, was ich eigentlich sagen soll. Soll ich ihm jetzt sagen, daß wir noch nicht fertig sind? Oder soll ich sagen, daß wir fertig sind, und erst, wenn er nicht lockerläßt, zugeben, daß wir es doch nicht geschafft haben? Ja, ich glaub, das war’s. Doch die langen Sekunden, die ich brauche, um meinen Gedankensalat zu sortieren, lassen meinen Auftritt gewiß nicht überzeugender erscheinen. »Ja, wir haben es geschafft«, sage ich etwas kurzatmig. »Der Film ist fertig.«
    »Und wo ist er?« Nette Frage eigentlich. Klingt fast so, als ob er mir helfen will.
    »Ach so, der Film…«, sage ich. Doch in dem Moment drängt sich ein blondes Model in einem pinkfarbenen Kleid an uns vorbei. Sie sieht sich suchend um. »Die Toilette?«
    Sneaky Pete würdigt sie kaum eines Blickes. Deshalb sage ich hilfsbereit, wie ich nun mal bin: »Die Treppe runter, dann im Gang rechts.«
    »Danke«, sagt sie und verpaßt mir im Vorbeigehen einen Klaps auf den Hintern.
    »Huh«, sag ich erschrocken.
    »Scat«, sagt Sneaky Pete. »Ich muß mich heute abend vor die Leute stellen und ihnen sagen, ob wir ihnen einen Film zeigen können oder nicht.«
    »Ja«, sage ich. Klingt plausibel, was er da sagt.
    »Wenn wir keinen Film haben, muß ich das jetzt wissen. Einer muß sich schließlich bei unseren Gästen entschuldigen.«
    »Ja«, sage ich.
    »Also«, sagt er. Er kommt einen Schritt näher und nimmt mir zu Ehren sogar die Sonnenbrille ab. Noch nie zuvor habe ich Sneaky Petes Augen gesehen. Ich bin total platt, wie schön sie sind. Ja, sie sind sogar irrsinnig faszinierend. Jetzt durchbohren sie mich. »Ist Backlash fertig?«
    nein

    »Ja«, sage ich im Brustton der Überzeugung.
    nein, nein, nein

    Klingt ganz so, als ob ich das gerade gesagt hab.
    nachhall

    Er sieht mich lange an. Ich spüre förmlich, wie das Blut aus meinem Kopf entweicht. Ja, klar: Ich hab absolute Scheiße gebaut, und Sneaky Pete kann es in aller Ruhe von meinem Gesicht ablesen.
    »Danke«, sagt er leise.
    Er dreht sich um, setzt seine Sonnenbrille wieder auf und geht die Treppe hinunter.
    da ham wir den salat

    »Oh, mein Gott«, sage ich schwächelnd. Plötzlich muß ich mich unbedingt mal hinsetzen. Und zwar auf der Stelle. Ich sitze auf den Stufen und stütze den Kopf in die Hände.
    »Hallo, Scat«, sagt jemand und zerzaust mir das Haar.
    Ich hebe erschrocken den Kopf und sehe 6, die mit einem Stapel Filmdosen auf dem Arm vor mir steht. »6…«
    »Ich bring noch schnell den Film in den Vorführraum.« Ihr Gesicht glüht vor Stolz und Erregung. »Gleich geht es los, Scat. Hat alles wunderbar geklappt.«
    »Augenblick mal…«, sage ich, doch unten im Foyer ertönt jetzt Jamiesons Organ.
    »Meine Damen und Herren«, sagt er einen Tick zu theatralisch. »Die Coca-Cola Company und Universal Pictures sind stolz, Sie heute hierzuhaben… und Ihnen Backlash zu zeigen.«
    »Scat, los, geh schon runter«, sagt 6. »Gleich kannst du bewundern, was deine Ideen aus dem Film gemacht haben. Ich treff dich dann im Kino.« Ich will schon protestieren, als plötzlich das Licht ausgeht und das Foyer im Handstreich von Außerirdischen besetzt wird.
    ouvertüre

    Sie sind ein bißchen arg kitschig geraten, muß ich zugeben, doch das ist nun mal Hollywood. Als jetzt ein Dutzend Gestalten in Gummianzügen aus dem Film mit nachgemachten Laserkanonen in den Händen die Halle stürmt, bricht allgemeiner Jubel aus.
    Einige der Außerirdischen stellen Scheinwerfer auf und bestrahlen die versammelte Prominenz mit weichem schmeichelhaftem Licht, andere flitzen durch die Menge und verteilen Coke-Dosen. Die restlichen Außerirdischen stoßen wilde Schreie aus und ballern in der Luft herum, damit die Pressefotografen genügend Zeit haben, die anwesenden Filmstars mit Cola-Dosen in der Hand abzulichten. Diese Idee ist meinem Hirn entsprungen und dürfte rund fünf bis zehn Millionen Dollar an kostenloser Werbung wert sein. Trotzdem fühl ich mich im Augenblick nicht besonders wohl in meiner Haut.
    Bevor jemand sich über die Fotografen aufregen kann, geleiten die Außerirdischen die Menge in das Filmtheater. Etwaige Einwände gegen die Sitzordnung bügeln sie sofort nieder,
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