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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch
Autoren: Lisa Papademetriou
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unüberwindbare Anstrengung dar.
    Sie fuhren in Richtung Ortszentrum und Will ertappte sich dabei, wie er die Gehwege zu beiden Seiten nach dem Mädchen absuchte, das er am Tag zuvor gesehen hatte. Doch auf den Straßen war kaum jemand unterwegs. Er musste sich sehr zurückhalten, um Zoe nicht zu fragen, ob sie vielleicht einem Mädchen begegnet war, auf das seine Beschreibung passen könnte. Andererseits hatte er keine Lust, von seinem gestrigen Erlebnis zu berichten. Lass gut sein!, sagte er sich also.
    Schließlich hielten sie vor dem Eiscafé Sixteen Flavors. » Ich glaube, ich hab dich noch nie vor dich hin summen gehört«, meinte Will, als das Auto knatternd zum Stehen kam.
    Zoe hielt inne, die Hand schon am Türgriff. »Habe ich etwa gesummt?«
    »Ja.«
    Zoe legte den Kopf schief und sah ihn neugierig an. »Wie ging denn die Melodie?«
    Will warf ihr einen spöttischen Blick zu. »Da fragst du den Falschen, das weißt du doch.« Was Musik betraf, war Will gänzlich unbegabt.
    Die Türglocke bimmelte, als Will und Zoe das kühle Eiscafé betraten. Da man im Sixteen Flavors auch zu Mittag essen konnte und es eines der wenigen geöffneten Lokale in der Stadt war, hatten sich zu dieser frühen Stunde bereits zahlreiche Einheimische und Sommergäste eingefunden, um einen Bissen zu sich zu nehmen. Als Will die freundlich lächelnde Bedienung hinter der Theke sah – Rachel Finneagan –, schickte er ein kurzes Dankgebet zum Himmel. Sie war ein nettes Mädchen, das nicht allzu viel redete, und da sie gerade erst auf die Highschool gekommen war, würde sie sich wahrscheinlich nicht trauen, ein Gespräch mit älteren Schülern anzufangen.
    »Zwei Kugeln Pfefferminz in der Waffel«, sagte er und schwang sich auf einen der roten Barhocker.
    »Und was darf’s für dich sein?«, wandte sich Rachel an Zoe.
    »Nein, nein, das ist für sie«, erklärte Will. »Sie nimmt immer das Gleiche. Und für mich bitte eine Cola.«
    Rachel sah Zoe fragend an und diese nickte. Dann wanderte Rachels Blick wieder zu Will und sie wurde knallrot. Als sie ihm die Cola reichte, hielt sie den Blick gesenkt.
    »Danke, Rachel«, sagte er und ihre Wangen glühten noch mehr. Hastig begann sie, die Eiskugeln in die Waffel zu füllen.
    Als Rachel ihr das Eis reichte und Zoe bezahlen wollte, winkte Will ab: »Du kannst mir ja dann einfach beim nächsten Mal einen ausgeben.«
    Er hielt ihr die Tür auf. Dankbar nickend trat sie hinaus in die Sonne und beeilte sich, die Tropfen abzulecken, die an ihrem bereits schmelzenden Eis herunterliefen.
    Drei Kerle mit glatten sonnengebräunten Oberkörpern und tief sitzenden Shorts waren gerade dabei, die Markise vor einem neuen Restaurant, dem Paz, zu reparieren. Na toll. Noch so ein Nobelschuppen, dachte Will. In seiner Kindheit hatten noch die hübschen kleinen Lädchen der Einheimischen das Stadtbild von Shelter Bay geprägt. Damals gab es noch Penny’s Candy, Toys and More, Fitzgerald’s – das von allen nur Kramladen genannt wurde – und das »feine« Restaurant, das Delia Mater’s. Keines dieser kleinen Geschäfte hatte bis heute überlebt, abgesehen vom Delia Mater’s, das jedoch von New Yorker Investoren von Grund auf saniert worden war, sodass man es kaum wiedererkannte. Nun reihte sich eine schicke Boutique an die nächste. Darin konnte man zu horrenden Preisen, für die man woanders eine ganze Einbauküche bekam, Mode erwerben, die kein normaler Mensch tragen konnte.
    Ein magerer Junge mit strähnigem schwarzem Haar beobachtete von einer Veranda aus die Männer. Als er Zoe erblickte, starrte er sie aus großen dunklen Augen an. Ohne zu blinzeln. Will spürte, wie Zoe sich neben ihm nervös versteifte. Er kannte den Jungen – es war Kirk Worstler, der Oberkiffer aus der Zehnten. Will wollte Zoe gerade sagen, dass sie keine Angst zu haben brauchte, da der Typ zwar leicht verrückt, aber ansonsten harmlos war. Doch noch bevor er den Mund aufmachen konnte, drehte sich Zoe zu ihm um und fragte: »Passiert dir das eigentlich öfter?« Sie stieß ihn in die Rippen. »Dass du von den Leuten so merkwürdig angestarrt wirst?«
    Will setzte ein gequältes Lächeln auf. »Tja, was soll ich sagen? Man hat es nicht leicht, wenn man so sexy ist.«
    Zoe kicherte und ihre Nervosität schien ein wenig nachzulassen. Bereitwillig folgte sie Will über die Straße, fort vom bohrenden Blick dieses dürren Jungen. Wieder relativ beruhigt, wandte sie sich wieder ganz ihrem Eis zu. Gerade, als auch Wills Anspannung
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