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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug
Autoren: Poul Anderson
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meinen Freunden?“
    Owain antwortete kühl: „Warum solltet ihr uns nicht begleiten? Ohne Sir Roger de Tourneville wird die Sache der Engländer bald zusammenbrechen. Ihr habt also eure Pflicht gegenüber eurem Volk getan. Ich habe eure Art zu denken studiert – ein besonderer Ort hat für euch nichts zu bedeuten. Wir werden unterwegs ein paar Frauen eurer Rasse mitnehmen. Als meine getreuen Vasallen könnt ihr auf Terra ebensoviel Macht und Land gewinnen wie sonstwo; eure Nachkommen werden den Planeten mit mir teilen. Zugegeben, ihr opfert ein gewisses Maß an gewohntem Umgang, andererseits gewinnt ihr ein Maß an Freiheit, das eure eigene Regierung euch nie gestattet hat.“
    Er hatte die Waffen. Dennoch glaube ich, daß Branithar sein Argument akzeptierte und daß sein langsames, zustimmendes Murmeln ehrlich gemeint war.
    „Und wir?“ hauchte Lady Catherine.
    „Ihr und Roger sollt Euren Sitz in England haben“, gelobte Sir Owain. „Ich werde noch einen in Winchester hinzufügen.“
    Vielleicht meinte er es ebenfalls ehrlich. Oder vielleicht glaubte er auch, sobald er einmal Herr Europas war, könnte er mit ihrem Mann und ihr tun, was er wollte. Sie war zu benommen, um diese letztere Möglichkeit zu sehen. Ich sah sie plötzlich von Träumen umwölkt. Sie sah Sir Roger an, lächelte und weinte zugleich. „Geliebter, wir können wieder nach Hause zurück!“
    Er sah sie an, einmal. „Aber was ist mit den Leuten, die wir hierherführten?“ fragte er.
    „Nein, ich kann es nicht riskieren, sie mitzunehmen.“ Sir Owain zuckte die Achseln. „Sie sind ohnehin von niederer Geburt.“
    Sir Roger nickte.
    „Ah“, sagte er. „So.“
    Noch einmal sah er seine Frau an. Dann trat er nach hinten aus. Der Sporn seiner Ritterschaft traf den Leib des Wersgor hinter ihm. Er riß ihn nach unten.
    Dann ließ er sich fallen und rollte über das Deck. Sir Owain schrie und sprang auf. Seine Waffe schleuderte einen Feuerstrahl – er verfehlte sein Ziel. Der Baron war zu schnell, griff nach oben, packte den anderen verstörten Wersgor und zog ihn herunter, über sich. Der zweite Feuerstrahl traf den lebenden Schild.
    Sir Roger stemmte die Leiche hoch, erhob sich und warf sich in einem mächtigen Satz nach vorne. Owain hatte Zeit für einen letzten Schuß, der das tote Fleisch verkohlte. Dann warf Roger die Leiche über den Tisch, dem anderen Manne ins Gesicht.
    Owain ging darunter zu Boden. Sir Roger schnappte nach seinem Schwert. Branithar hatte bereits die Hand darauf. Statt dessen erwischte Sir Roger den Dolch. Er blitzte aus der Scheide. Ich hörte das klatschende Geräusch, als er ihn durch Branithars Hand in den Tisch trieb, bis zum Heft.
    „Wartet dort auf mich!“ schrie Sir Roger. Er zog das Schwert. „Hurra! Mit Gott und Gerechtigkeit!“
    Sir Owain hatte sich von der toten Last befreit und hielt immer noch die Waffe in der Hand. Ich fand mich ihm gegenüber auf der anderen Tischseite. Er zielte mitten auf den Leib des Barons. Ich versprach den Heiligen viele Kerzen und schlug dem Verräter meinen Rosenkranz über das Handgelenk. Er heulte. Die Waffe entfiel seiner Hand und rutschte über den Tisch. Sir Rogers Schwert pfiff. Owain war gerade noch schnell genug, um auszuweichen. Der Stahl krachte ins Holz. Sir Roger hatte einen Augenblick Mühe, ihn wieder herauszuziehen. Die Feuerwaffe lag auf dem Deck. Ich stürzte mich darauf. Ebenso Lady Catherine, die um den Tisch herumgerannt war. Wir stießen mit den Köpfen zusammen. Als ich wieder bei Sinnen war, saß ich auf dem Boden, und Roger jagte Owain zur Tür hinaus.
    Catherine schrie.
    Roger blieb stehen, als hielte ihn eine Schlinge fest. Sie erhob sich mit wirbelnden Gewändern. „Die Kinder, Mylord! Sie sind achtern, in der Schlafkammer – wo die Extrawaffen sind …“
    Er fluchte und rannte hinaus. Sie folgte ihm. Ich rappelte mich etwas benommen auf, die Waffe, die sie beide vergessen hatten, in der Hand. Branithar fletschte die Zähne. Er zerrte an dem Messer, das ihn festnagelte, aber das ließ sein Blut nur noch schneller fließen. Ich kam zu dem Schluß, daß er hier in Sicherheit war. Meine Aufmerksamkeit galt anderem. Der Wersgor, dem mein Meister den Bauch aufgeschlitzt hatte, lebte noch, würde dies aber nicht mehr lange tun. Ich zögerte einen Augenblick … wo lag meine Pflicht, bei meinem Herrn und seiner Lady oder bei einem sterbenden Heiden? … Ich beugte mich über das verzerrte blaue Gesicht. „Vater“, stöhnte er. Ich weiß nicht,
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