Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
Roger schien es kaum zu bemerken. „Gut“, sagte Branithar, „folgt mir.“
    Wir gingen einen Korridor hinunter zu der Salonkabine. Sir Owain saß hinter einem Tisch aus eingelegtem Holz. Er selbst wirkte feierlich im schwarzen Samt, aber an der Hand, die auf einer Feuerpistole vor ihm ruhte, blitzten Juwelen. Lady Catherine trug eine graue Robe und ein Kopftuch. Eine Haarlocke hatte sie übersehen, sie fiel ihr wie loderndes Feuer in die Stirn.
    Sir Roger blieb gleich hinter der Kabinentüre stehen. „Wo sind die Kinder?“ sagte er.
    „Sie sind in meinem Schlafgemach bei den Zofen.“ Seine Frau sprach wie eine Maschine. „Es geht ihnen gut.“
    „Setzt Euch, Sire“, drängte Sir Owain. Sein Blick huschte durch den Raum. Branithar hatte das Schwert und den Dolch abgelegt und stand zu seiner Rechten. Der andere Wersgor und ein dritter, der hier gewartet hatte, standen mit verschränkten Armen am Eingang hinter uns. Ich vermutete, daß sie der Arzt und der Navigator wären, die Sir Owain erwähnt hatte; die beiden Kanoniere mußten in ihren Türmen auf Station sein, der Pilot am Steuer, falls irgend etwas geschah. Lady Catherine stand wie ein Wachsbild zu Sir Owains Linken an der hinteren Wand.
    „Ihr verübelt es mir nicht, hoffe ich“, sagte der Ruchlose. „In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt.“
    Catherine hob die Hand, um zu protestieren. „Nur im Krieg.“ Sie war kaum zu hören. Ihre Hand fiel wieder herunter.
    Sir Roger und ich blieben stehen, wo wir waren. Er spuckte auf das Deck.
    Owains Gesicht rötete sich. „Schaut“, rief er aus, „wir wollen uns nicht über gebrochene Gelöbnisse streiten. Eure eigene Position ist mehr als zweifelhaft. Ihr habt Euch das Recht angemaßt, Adelige aus Bauern und Sklaven zu machen, Lehen zu verteilen und mit ausländischen Königen zu verhandeln. Nun, wenn Ihr könntet, würdet Ihr Euch sogar zum König machen! Was wäre dann aus Eurem Lehenseid gegenüber Edward geworden?“
    „Ich habe ihm kein Leid getan“, antwortete Sir Roger mit stockender Stimme. „Wenn ich je Terra finde, werde ich meine Eroberungen seinem Reich hinzufügen. Bis zu der Stunde müssen wir irgendwie zurechtkommen, und ich habe keine andere Wahl, als unser eigenes Feudalsystem zu errichten.“
    „Das mag bisher der Fall gewesen sein“, räumte Sir Owain ein. Jetzt lächelte er wieder. „Aber Ihr solltet mir danken, Roger, daß ich Euch diese Notwendigkeit genommen habe. Wir können nach Hause zurückkehren!“
    „Als Wersgorvieh?“
    „Ich denke nicht. Aber setzt Euch, Ihr beiden. Ich werde Wein und Kuchen bringen lassen. Ihr seid jetzt meine Gäste, müßt Ihr wissen.“
    „Nein. Ich werde mit Euch nicht das Brot brechen.“
    „Dann werdet Ihr verhungern“, sagte Sir Owain vergnügt.
    Roger wurde wie Stein. Zum erstenmal fiel mir auf, daß Lady Catherine ein Halfter trug, aber daß es leer war. Owain mußte ihr unter irgendeinem Vorwand die Waffe abgenommen haben. Jetzt war er allein bewaffnet.
    Er wurde ernst, als er unsere Gesichter sah. „Mylord“, sagte er, „als Ihr anbotet, hierherzukommen, um zu verhandeln, konntet Ihr nicht erwarten, daß ich eine solche Gelegenheit ausschlagen würde. Ihr werdet bei uns bleiben.“
    Catherine zuckte zusammen. „Owain, nein!“ rief sie. „Ihr habt mir nie gesagt … Ihr sagtet, er könnte das Schiff verlassen, wenn …“
    Er wandte ihr sein fahles Profil zu und sagte mit sanfter Stimme: „Überlegt doch, Mylady. War es nicht Euer höchster Wunsch, ihn zu retten? Aber Ihr habt geweint, habt gefürchtet, sein Stolz würde nie zulassen, daß er nachgibt. Jetzt ist er ein Gefangener. Euer Wunsch ist erfüllt. All die Unehre lastet auf mir. Ich trage diese Last leicht, da es um meiner Lady willen ist.“
    Sie zitterte so, daß ich es sehen konnte. „Ich war daran nicht beteiligt, Roger“, klagte sie. „Ich hatte mir nie vorgestellt …“
    Ihr Mann sah sie nicht an. Seine Stimme hackte ihre Worte ab. „Was habt Ihr vor, Montbelle?“
    „Diese neue Situation hat mich mit neuer Hoffnung erfüllt“, antwortete der andere Ritter. „Ich gestehe, daß es mir nie große Freude bereitete, mit den Wersgorix zu verhandeln. Jetzt ist dies nicht mehr nötig. Wir können direkt nach Hause fliegen. Die Waffen und die Kisten mit Gold an Bord dieses Schiffes werden mir soviel einbringen, wie ich besitzen will.“
    Branithar, der einzige Nichtmensch in der Kabine, der sein Englisch verstand, bellte: „Hoi, und was wird aus mir und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher