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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug
Autoren: Poul Anderson
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wen er anrief, aber ich führte ihn durch die wenigen Riten, die die Umstände gestatteten, und hielt ihn, während er starb. Ich bete, daß er es wenigstens ins Fegefeuer geschafft hat.
    Sir Roger kam zurück und wischte sein Schwert ab. Er grinste über das ganze Gesicht, und ich habe selten soviel Freude in einem Mann gesehen. „Der kleine Wolf!“ strahlte er. „Ja, wahrhaftig, Normannenblut bleibt Normannenblut!“
    „Was ist geschehen?“ fragte ich und erhob mich in meiner besudelten Kutte.
    „Owain ist gar nicht zu den Waffen gelaufen“, erklärte Sir Roger. „Er muß statt dessen nach vorne gerannt sein, zum Kontrollturm. Aber die anderen Matrosen, die Kanoniere, hatten den Kampf gehört. Wahrscheinlich dachten sie, jetzt sei ihre Chance gekommen, und so liefen sie, um sich zu bewaffnen. Ich sah einen von ihnen durch die Boudoirtüre laufen. Der andere war dicht hinter ihm, mit einem langen Schraubenschlüssel bewaffnet. Ich sprang ihn mit dem Schwert an, aber er kämpfte gut, ich brauchte eine Weile, um ihn zu töten. Unterdessen verfolgte Catherine den ersten und kämpfte mit bloßen Händen gegen ihn, bis er sie niederschlug. Diese hühnerköpfigen Zofen konnten nichts, als sich ducken und schreien, wie erwartet. Aber dann! Hör zu, Bruder Parvus! Mein Sohn Robert öffnete die Waffenkiste, holte eine Pistole heraus und tötete jenen Wersgor ebenso sauber, wie Red John das geschafft hätte. Oh, der kleine Teufel!“
    Meine Lady trat ein. Ihre Zöpfe hingen lose herunter, und eine ihrer Wangen war purpurfarben. Aber sie sagte so unpersönlich wie jeder Sergeant, der einen Auftrag als ausgeführt meldet. „Ich habe die Kinder beruhigt.“
    „Die arme kleine Matilda“, murmelte ihr Mann. „War sie sehr verstört?“
    Lady Catherine blickte verärgert. „Sie wollten beide mitkämpfen!“
    „Wartet hier“, sagte er. „Ich kümmere mich um Owain und den Piloten …“
    Sie atmete tief. „Muß ich mich immer verstecken, wenn mein Herr sich in Gefahr begibt?“
    Er blieb stehen und sah sie an. „Aber ich dachte …“ begann er seltsam hilflos.
    „Daß ich Euch bloß verraten habe, um nach Hause zurückzukehren? Ja.“ Sie starrte aufs Deck. „Ich glaube, Ihr werdet mir dafür Vergebung gewähren, lange bevor ich selbst mir verzeihen kann. Und doch tat ich, was mir das beste schien … auch für Euch … ich war verwirrt. Es war wie ein Fiebertraum. Ihr hättet mich nicht so lange alleine lassen sollen, Mylord. Ihr habt mir so gefehlt.“
    Er nickte sehr langsam. „Ich bin es, der um Vergebung bitten muß“, sagte er. „Gott möge mir genügend Jahre gewähren, um Euer würdig zu werden.“
    Dann umfaßte er ihre Schultern. „Aber bleibt hier. Es ist nötig, daß Ihr jenes Blaugesicht bewacht. Wenn ich Owain und den Piloten töten sollte …“
    „Tut das!“ rief sie in einer Aufwallung von Wut.
    „Lieber nicht“, sagte er mit demselben Sanftmut, den er ihr gegenüber an den Tag gelegt hatte. „Wenn ich Euch ansehe, kann ich ihn nur zu gut verstehen. Aber wenn es ganz schlimm kommt, kann auch Branithar uns nach Hause führen. Bewacht ihn also.“
    Sie nahm mir die Waffe ab und setzte sich. Der festgenagelte Gefangene stand starr da.
    „Komm, Bruder Parvus“, sagte Sir Roger. „Vielleicht brauche ich dein Geschick im Umgang mit Worten.“
    Er trug sein Schwert und hatte eine Feuerpistole aus der Waffenkiste in seinen Gürtel gesteckt. Wir gingen durch einen Korridor, ein Rampe hinauf und zum Kontrollturm. Seine Tür war verschlossen, von innen verriegelt.
    Sir Roger schlug mit dem Schwertknauf dagegen. „Ihr beide dort drinnen!“ schrie er. „Ergebt euch!“
    „Und wenn wir es nicht tun?“ hallte Owains Stimme schwach durch die Tür.
    „Wenn nichts anderes“, sagte Roger ruhig, „werde ich die Maschinen zerstören und in meinem eigenen Boot abfliegen und Euch treiben lassen. Aber seht, ich habe mich frei gemacht von Groll. Alles ist zum Besten ausgegangen, und wir werden in der Tat nach Hause zurückkehren – nachdem diese Sterne für Engländer sicher gemacht sind. Ihr und ich waren einmal Freunde, Owain. Gebt mir wieder Eure Hand. Ich schwöre, daß kein Leid über Euch kommen soll.“
    Schweigen lastete schwer.
    Bis der Mann hinter der Türe sagte: „Ja. Ihr habt nie einen Eid gebrochen, oder? Nun gut, kommt, Roger.“
    Ich hörte, wie der Riegel zurückgeschoben wurde. Der Baron legte seine Hand auf die Tür. Ich weiß nicht, was mich veranlaßte zu sagen: „Wartet,
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