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Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Titel: Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe
Autoren: Martin Clauß
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umgesetzt: Cassel ordnete an, Connys Hütte endlich den Flammen zu übergeben. Dazu gehörten auch seine Kleider und all seine Besitztümer mit Ausnahme seiner Waffen und seines Goldes. Er wollte den Keim endlich ausgerottet wissen. Was die Indianer anging, so glaubte er wohl, das Problem würde sich in den nächsten zwei, drei Wochen von selbst lösen, wenn man die Siedlung nur mied.
    In diesem Punkt täuschte sich Cassel. Als sich bei Nuna und den anderen Infizierten die hässlichen roten Pusteln zeigten, schlug die Stimmung im Indianerdorf um. Anstatt sich zurückzulehnen und den Tod zu erwarten oder in hilflose Panik zu verfallen, entwickelten die roten Menschen eine neue Emotion.
    Hass. Brodelnden Hass auf die Weißen.
    Unerwartet wurde Rich Stone Valley von den bisher so friedlichen Nachbarn angegriffen. Fünf Männer, teils mit Speer, teils mit Pfeil und Bogen bewaffnet, schlichen sich an und stürmten die kleine Senke, in der man eben damit beschäftigt war, das Fundament für eine neue Hütte auszuheben. Ehe man die Indianer mit Schüssen in die Flucht schlagen konnte, wurde Frog von einem Pfeil in die Schulter getroffen.
    „Zur Hölle geschissen!“, brüllte Cassel. „Ab heute stellen wir rund um die Uhr Wachen auf. Was ist nur in diese roten Rübenköpfe gefahren?“
    „Mr. Cassel“, begann Darren mit weit hochgezogenen Brauen. „Diese Menschen wissen nichts von Infektionskrankheiten. In ihrem Weltbild besteht die natürlichste Konsequenz in der Annahme, dass wir ihnen einen Fluch geschickt haben. Während der Medizinmann versuchen wird, mit zeremonieller Magie gegen die bösen Geister vorzugehen, die seiner Meinung nach Besitz von Nuna und den anderen Infizierten ergriffen haben, wird er seinen Männern Befehle zu unserer kompromisslosen Vernichtung geben. Die erste Attacke fiel noch blauäugig aus, da den Männern die Kampferfahrung fehlt. Beim nächsten Versuch wird man geschickter vorgehen. Vermutlich wird man nachts zuschlagen. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Diese Entwicklung hätte man vorhersehen können.“
    Cassel spuckte aus. Sein schleimiger Speichelbatzen traf Darrens Schuhe. „Und was ist nach deiner klugscheißerischen Meinung jetzt zu tun?“
    Darren zuckte beleidigt mit dem Kopf, dann sah er Cassels Hand nach der Waffe greifen, und er beeilte sich mit seiner Antwort. „Man müsste sie überzeugen, dass der Fluch, wenn wir die Krankheit einmal so nennen wollen, nicht unser Werk ist. Dazu müsste man ihnen verständlich machen, dass wir auch krank werden und sterben können. Man könnte ihnen anhand von Connys Pockennarben zu erläutern versuchen …“
    „Ich weiß etwas Besseres!“, unterbrach Cassel. „Wir heben ein Grab aus.“
    „Ein Grab?“ Darren verstand nicht.
    „Ja, ein Grab. Hast du nicht selbst gesagt, wir müssen ihnen zeigen, dass wir auch sterben können?“
    „Aber … für wen sollten wir ein Grab ausheben?“
    „Für dich natürlich, Holzkopf! Du wirst für uns sterben, entweder an den Pocken oder an dem da …“ Jetzt zog er den Revolver und drückte ihn gegen Darrens Schläfe.
    Diesem wich das Blut aus dem Gesicht. Wie ein Gespenst stand er da und begann Cassels Plan zu begreifen. Man würde so tun, als wäre Darren von demselben Fluch befallen worden, der auch die Indianer geißelte. Dazu würde man die Pockenpusteln simulieren, Darren in einen Sarg legen, ihn unter schlechten Lichtverhältnissen dem nicht gerade adleräugigen Oberindianer präsentieren und ihn schließlich begraben. Das würde die rothäutigen Wilden glauben machen, dass die Krankheit – der Fluch – auch die Weißen treffen konnte.
    Darren hustete. Je mehr er der Mündung auszuweichen versuchte, desto kraftvoller presste Cassel sie gegen seinen Schädelknochen. „Ihr werdet mich doch wieder ausgraben, nicht wahr?“
    „Mach dir darüber bloß keine Sorgen, Junge.“ Das war keine Antwort.
    „Wie lange werde ich … im Grab liegen müssen?“
    „Belästige uns jetzt nicht mit Kleinigkeiten. Die Zeit drängt. Los, hilf Conny, deinen Sarg zusammenzunageln!“
    Die Idee, in Ruß getauchte Kartoffelstücke zu Pockenpusteln im Endstadium umzufunktionieren, kam von Phil. Er dachte sich das aus, während er die Pfeilspitze aus Frogs Schulter operierte. Es war eine seltsame Operation. Phil wollte einen Schluck des hochprozentigen Whiskeys zum Desinfizieren der Wunde verwenden, doch Frog drohte ihm Prügel an, falls er die gute Brühe irgendwo anders hinschütten würde als in
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