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Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Titel: Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe
Autoren: Martin Clauß
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vor Cassel und Frog beschützen konnte. Früher oder später würde es zum Konflikt kommen, denn wenn er nicht zulassen wollte, dass die beiden über das Mädchen herfielen wie Tiere, musste er sie in ihre Schranken weisen, und das würde bedeuten, dass die Gewehre der Weißen sprachen und Blut fließen würde. Sein Blut und das Blut derer, die er beschützen wollte.
    Also musste er einen mutigen Schritt auf den Feind zu machen. Damit Nuna nicht von den hässlichen, grausamen Cassel und Frog vergewaltigt wurde, musste er sie dem Mann zur Frau geben, der ihm von den vier Diggern als kleinstes Übel erschien. Dem jungen, wenigstens im Ansatz ehrenhaften Cowboy. Wenn Conny Nuna als sein Eheweib annahm, befand sie sich ein für alle Mal außer Reichweite von Cassels und Frogs schmierigen Pfoten. Keiner würde sie anzurühren wagen, und falls doch, würde Connys Waffe sprechen. Vielleicht würde sie nachts oft weinen, aber sie würde weder eine Kugel fangen noch Gewalt angetan bekommen.
    Darren konnte nicht umhin, den mutigen Pragmatismus des Medizinmanns zu bewundern. Er wartete atemlos, ob sein Plan Erfolg zeitigen würde.
    Cassel fluchte ohne Unterlass, Frog schüttete sich aus dem Stand eine halbe Pulle Whiskey in die Kehle, Phil schnitzte nervös an einem Stock herum und Conny konnte offensichtlich kaum glauben, wie ihm geschah.
    Ohne ein einziges Wort (sie sprachen die Zunge des anderen ohnehin nicht) oder den Hauch eines Rituals wandte sich der Medizinmann um und verließ mit seiner Eskorte den Platz vor den beiden Hütten. Nuna blieb zurück. Anstatt den Blick verschämt zu senken, wie es eine Weiße an ihrer Stelle getan hätte, starrte sie ihren künftigen Gatten an, unumwunden und ununterbrochen.
    In dieser Nacht verloren Conny und die Indianerin keine Zeit und vollzogen zügig die Ehe. Rich Stone Valley war von dem Stöhnen der beiden Menschen erfüllt. Wer Nunas Blick gesehen hatte, konnte sich sogar vorstellen, dass sie es war, von der die Initiative ausging. Mit Sicherheit empfand sie nichts für den Mann, was man als Zuneigung, Lust oder gar Liebe hätte beschreiben können, aber sie war sich offenbar bewusst, dass nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihres Stammes davon abhing, wie schnell sie die Ehefrau des Cowboys wurde und wie nachhaltig sie ihn zufriedenstellte.
    Nunas blendende Schönheit wurde von ihrer Tapferkeit und ihrem Pflichtbewusstsein noch übertroffen. Leider wollte das Schicksal nicht, dass sie und ihr Stamm einen Nutzen aus ihrem Opfer zogen. Der Schachzug des Medizinmanns würde seinem Dorf nicht den erhofften Frieden bringen. Er brachte ihm stattdessen den qualvollen Tod.
    Conny und Nuna liebten sich auf dem Krankenlager des Cowboys, von dem man nur einige wenige Objekte verbrannt hatte, und als die Indianerin am nächsten Tag in ihr Dorf zurückkehrte (es würde dauern, bis man eine eigene Hütte für das Paar gezimmert hatte, und für Conny war es zunächst nur wichtig, dass er sie nachts bei sich hatte), da trug sie den unsichtbaren Tod unter ihre Brüder und Schwestern.
    Sie hatte den Pockenkeim in sich aufgenommen, ob von Conny direkt oder von den Decken seines Nachtlagers, das würde nie jemand erfahren.
    Wenige Tage nach der ersten Liebesnacht bekam Nuna hohes Fieber, und kurz darauf zeigten zwei weitere Stammesmitglieder die Symptome.
    Darren wusste, was das für die Indianer bedeutete. Unter den seuchenerfahrenen Weißen mochte ein Pockenpatient eine Überlebenschance von 50 oder 70 Prozent aufweisen, aber bei den Ureinwohnern, deren Immunsystem auf die Krankheiten der Europäer nicht vorbereitet war, würde die Seuche noch grausamer zuschlagen. Die Sterblichkeit würde nahe bei 100 Prozent liegen. Conny, der erst vor wenigen Tagen unverhofft Ehegatte eines schönen Indianermädchens geworden war, würde in zwei Wochen Witwer sein.
    Der Albtraum von Rich Stone Valley hatte erst begonnen …

5
    Darren bat darum, die Indianer über die wichtigsten Hygienemaßnahmen informieren zu dürfen, damit wenigstens diejenigen gerettet werden konnten, die sich bisher noch nicht infiziert hatten. Einfach würde es nicht werden, diesen Menschen von Viren und ihren Übertragungswegen zu erzählen, zumal er kein Wort von ihrer Sprache verstand und sie keines von seiner.
    Doch das schwierige Unterfangen fand erst gar nicht statt. Cassel untersagte es Darren unter Androhung eines Kopfschusses, sich dem Indianerdorf auch nur zu nähern. Wenigstens einer von Darrens Vorschlägen wurde nun
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