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Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Titel: Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe
Autoren: Martin Clauß
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Auch wenn er einiges dazugelernt hatte, bezweifelte er, ob er in der Wildnis alleine überleben würde. Er rechnete sich vielmehr aus, dass von Zeit zu Zeit Fremde durch Rich Stone Valley kommen mussten, so wie er und Prescott es getan hatten. Sobald einer davon vertrauenswürdig genug aussah, würde er versuchen, sich ihm anzuschließen und einen angenehmeren Aufenthaltsort zu finden.
    Der Boss hier war Cassel, ein alter zerzauster Eisbär von einem Mann. Die Adern auf seinen gewaltigen Händen traten hervor wie Drähte, und er hatte eines seiner Augen und die meisten seiner Zähne verloren. Auf einem Piratenschiff hätte er sich ausgezeichnet gemacht. Cassel liebte es, Menschen herumzukommandieren, und nach dem liebenswerten Charakterzug, den solche Haudegen meistens unter ihrer Härte verbargen, suchte Darren bis heute vergebens.
    Ja, heute suchte er ganz besonders danach. Dabei war Cassel es, der die gütige Seite an sich entdecken musste, und zwar schleunigst, ehe dem Mann, den er begraben hatte, der Sauerstoff ausging.
    Die anderen waren nicht viel besser. Der hagere Phil hielt sich erstaunlich gut in Schuss für einen Digger. Er achtete auf seine Frisur, wusch seine Klamotten und putzte sich zweimal täglich die Zähne mit einem Stück Leder, auf das er Salz schüttete, aber wenn es darum ging, jemanden anzuschwärzen und für das kleinste Vergehen den Strick vorzuschlagen, war er der Erste. Dann gab es noch einen großen, dicken Russen, den sie Frog nannten. Frog trank mit Begeisterung, aber noch lieber schlug er zu. Er war stolz darauf, einmal eine der Hütten mit einer Hand umgeworfen zu haben. Wer mit ihm Streit anfing, durfte sich glücklich schätzen, wenn er ohne Knochenbrüche davonkam. So hatte er Darren einmal wegen einer harmlosen Bemerkung den Arm ausgekugelt. Der vierte im Bunde war der jüngste – Conrad, genannt Conny, ein waschechter Cowboy mit dem Gesicht eines Milchbubis, aber einer abgöttischen Liebe für Waffen. Es verging kein Tag, an dem er nicht eine Stunde lang gedankenverloren auf Bäume und Sträucher schoss. Zum Goldwaschen fehlte die ihm die Gelassenheit, aber er schleppte ohne Ende Wild an, sodass es in Rich Stone Valley an Fleisch nie fehlte.
    Sie wuschen an einem kleinen Seitenarm des großen Feather River, den sie einfach „the creek“ nannten, teilweise vor den Augen der Indianer, die dort siedelten. An manchen Tagen fanden sie Goldstaub im Wert von einigen Dutzend Dollars, noch seltener Nuggets, und dazwischen vergingen Wochen ohne nennenswerten Erfolg. Geteilt wurde nicht. Jeder behielt, was er fand. Den glücklosen Conny entlohnte man jedoch recht großzügig für seine Jagderfolge, denn er brauchte Geld für Munition, und so lange er bei ihnen blieb, würde man immer genug zu beißen haben, selbst wenn der Fluss einmal mit seinem Gold geizte.
    Sie versuchten es auch mit Graben, aber an dieser Stelle schien das Waschen am Fluss lukrativer. Darren wurde zu Handlangerarbeiten verdonnert, und selbst wenn er Gelegenheit gefunden hätte, selbst etwas Gold zu suchen, hätte er es nicht behalten dürfen. Er dachte nahezu ununterbrochen an Flucht, besonders nachts, doch er schlief mit Cassel und Phil in einer Hütte, und ein misslungener Versuch hätte ihm entweder eine Kugel oder den Strick eingebracht.
    Die Indianer duldeten die stinkenden, fluchenden Weißen mit maskenhaftem Gleichmut. Jeder wusste, dass es im Inneren der Wilden brodelte, aber es war eine kleine Siedlung von zwei Dutzend Menschen, die meisten Frauen und Kinder, und ihre Hauptbeschäftigung lag im Flechten von Körben. Die Waffen der Digger schüchterten sie schwer ein. Es war nur eine Frage der Zeit, das spürte Darren, bis es zur offenen Konfrontation kommen würde, zumal die vier Goldgräber ziemlich unverschämt durch das Indianerdorf stolzierten, als gehöre es ihnen, die Spiele der Kinder störten und die Frauen belästigten. Vielleicht würden die Indianer bei einem Konflikt den Kürzeren ziehen, vielleicht auch nicht. Es schien ein friedfertiger Stamm zu sein, bislang unbehelligt von weißen Siedlern und indianischen Revierstreitigkeiten, unerfahren im Kampf. Doch falls die Digger es zu bunt trieben und der Hass der Ureinwohner explodierte, konnte es den vier selbstsicheren Desperados an den Kragen gehen.
    Und ihrem Haussklaven Darren ebenso.
    Wenn die Goldsucher abends über ihren dampfenden Kaninchenbraten saßen, sprachen sie öfter als nicht über ein Indianermädchen, das hübscheste Geschöpf des
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