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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter
Autoren: Mika Waltari
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Vornehmen her war. Er gestattete nicht, daß jemand zu reich oder vornehm wurde und ihm die Macht streitig machen konnte – und dies gefiel dem Volk sehr. Er bestrafte ungerechte Richter und gewährte den Armen ihr Recht; er änderte die Steuererhebung ab, bezahlte aus der Schatzkammer des Pharao den Steuereintreibern ein regelmäßiges Gehalt und ließ nicht mehr zu, daß sie das Volk aussaugten und sich selbst dabei bereicherten.
    Rastlos und unaufhörlich bereiste er das Land, von Bezirk zu Bezirk, von Dorf zu Dorf, und untersuchte jeden Mißbrauch. Seinen Weg bezeichneten die abgeschnittenen Ohren und blutigen Nasen ungerechter Steuereinheber, und an den Orten, wo er zu Gericht saß, war das Klatschen der Stockhiebe und das Wehgeschrei der Gezüchtigten weithin vernehmbar. Sogar die Allerärmsten durften ihm ihre Anliegen selbst vorbringen, seine Beamten konnten sie nicht daran hindern, und er gewährte dem Volk unbestechliche Gerechtigkeit. Er entsandte wieder Schiffe nach Punt, die Frauen und Kinder der Seeleute weinten an den Landungsstegen und schürften sich nach gutem Brauch das Gesicht mit Steinen. Ägypten bereicherte sich gewaltig; denn von zehn Schiffen kehrten jährlich drei mit großen Schätzen beladen zurück. Er errichtete auch neue Tempel und gab den Göttern, was ihnen nach Rang und Recht gebührte, wobei er keinen anderen Gott als Horus und keinen anderen Tempel als denjenigen in Hatnetsut sonderlich begünstigte. Dort verehrte das Volk sein Bildnis wie dasjenige eines Gottes und opferte ihm Ochsen. Es segnete seinen Namen und pries ihn in hohen Tönen, und schon zu seinen Lebzeiten waren seltsame Sagen über ihn in Umlauf.
    Auch Kaptah hatte viel Erfolg und wurde mit jedem Jahr reicher, bis schließlich kein Mann in Ägypten mehr mit ihm wetteifern konnte. Da er weder Frau noch Kinder besaß, setzte er Haremhab zum Erben ein, um in Frieden leben und immer größere Schätze sammeln zu können. Aus diesem Grund preßte ihn Haremhab nicht so hart aus wie die übrigen Reichen des Landes und gestattete auch den Steuereintreibern nicht, ihn allzu streng anzufassen.
    Kaptah lud mich oft in sein Haus ein, das im Stadtteil der Vornehmen lag und mit seinen Gärten ein ganzes Häuserviertel einnahm, so daß kein Nachbar seine Ruhe stören konnte. Er aß aus goldenem Geschirr, in seinem Haus floß das Wasser nach kretischer Art aus Silberhähnen, seine Badewanne war aus Silber, der Sitz in seinem Abort aus Ebenholz, und ergötzliche, aus kostbaren Steinen zusammengefügte Bilder schmückten die Wände dieses Gemachs. Er bot mir seltene Speisen und Pyramidenwein an, während der Mahlzeiten unterhielten ihn Spielleute und Sänger, und es führten die schönsten und geschicktesten Tänzerinnen Thebens die kunstvollsten Tänze vor ihm auf.
    Er veranstaltete auch große Gastmahle, und die vornehmen und reichen Ägypter besuchten gerne sein Haus, obwohl er ein geborener Sklave war, der in seinem Benehmen öfters seine Abstammung verriet, indem er sich in die Finger schneuzte und beim Essen laut rülpste. Aber er war ein großzügiger Gastgeber, der seinen Gästen kostbare Geschenke machte, und seine Ratschläge in geschäftlichen Dingen waren schlau, weshalb jedermann aus seiner Freundschaft Nutzen zog. Seine Reden und Anekdoten waren witzig; zum Ergötzen seiner Gäste zog er zuweilen das Gewand eines Sklaven an und erzählte nach Sklavenart allerlei Lügengeschichten; denn er war zu reich, um befürchten zu müssen, wegen seiner Vergangenheit verhöhnt zu werden. Er brüstete sich im Gegenteil vor den ägyptischen Edelleuten mit seiner Herkunft. Zu mir sagte er:
    »Mein Herr Sinuhe, sobald ein Mensch reich genug ist, kann er nicht mehr arm werden: so seltsam ist die Weltordnung, daß er, ohne einen Finger zu rühren, immer noch reicher wird. Meinen Reichtum aber habe ich ursprünglich dir zu verdanken; deshalb werde ich dich immer als meinen Herrn anerkennen, und du sollst nie im Leben darben, obgleich es besser für dich ist, nicht reich zu sein, weil du den Reichtum nicht richtig zu verwenden weißt, sondern mit ihm nur Unruhe säen und viel Schaden anrichten würdest. Es ist daher dein Glück, daß du deinen Reichtum zu Zeiten des falschen Pharao vergeudet hast; denn ich werde schon auf deinen Vorteil sehen und dafür sorgen, daß dir nichts fehlt.«
    Er förderte auch Künstler; diese formten ihn in Stein, wobei sie ihm eine feine, vornehme Gestalt, schlanke Glieder, kleine Hände und Füße und hohe
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