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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa
Autoren: Elizabeth Corley
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besorgt, wie sich ihre Brust hob und senkte. Nach einem Moment fixierte sie ihn wieder mit ihren außergewöhnlichen, wachen, hellblauen Augen. »Mein Paul ist nicht tot. Nein … sehen Sie mich nicht so an … er ist nicht tot.«
    »Ich wünschte, das wäre wahr, ehrlich, aber …«
    »Der Mann, den sie festgenommen haben … hat der gesagt … dass er es getan hat?«
    »Nein, im Gegenteil.«
    »Und haben Sie … ihm geglaubt?«
    »Ja.« Er nickte, weil er sicher war, dass Edwards ihm die Wahrheit gesagt hatte, als er ihn wegen Paul zur Rede gestellt hatte. »Aber da waren noch andere …« Mehr sagte er nicht. Warum sollte er sie mit Details zu Pauls Tod quälen.
    »Kein Aber … Sie dürfen diese Schuld wegen Paul nicht … mit sich herumtragen … das ist nicht richtig.« Sie lachte leise, ein beunruhigender, röchelnder Klang tief aus ihrer Kehle. »Um Margarets willen.«
    Die letzten Worte waren kaum mehr ein Flüstern. Eine Schwester trat ans Bett, sah ihn strafend an und fühlte Hannahs Puls.
    »Sie strengen sie zu sehr an. Nehmen Sie mehr Rücksicht auf ihren Zustand, sonst muss ich Sie bitten zu gehen.«
    »Verzeihung«, stammelte er.
    »Meine Schuld«, flüsterte Hannah, aber die Schwester schien sie nicht zu hören.
    In diesem Moment kam Margaret mit den Blumen in einer Vase zurück, und sie setzten ihr unverfängliches Geplauder fort.
    »Ich hab Jeremy überredet, nach Australien zu fahren und seine Familie zu besuchen, wenn dieser alberne Prozess vorbei ist und er wieder verreisen darf.«
    »Großartig.« Hannah schmunzelte mit geschlossen Augen.
    »Und ich hoffe, dass Margaret mich begleitet. Sie hat nämlich einen Neffen in Hongkong, und da könnten wir Zwischenstation machen.«
    »Wunderbar.«
    »Aber es ist viel Geld, ich weiß nicht, ob …«
    Hannahs Augen flogen auf, und sie sah ihre Freundin streng an. »Familie ist wichtig, Margaret!«
    »Mrs. Hill?« Schwester Shah trat an das Bett. »Ihr Priester ist hier.«
    »Mein Priester?« Ein Ausdruck der Verwunderung huschte über Hannahs Gesicht, doch Jeremy und Margaret bemerkten ihn nicht, als sie aufstanden und sich verabschiedeten.
    »Wir sollten jetzt gehen. Ich rufe morgen an und erkundige mich, wie es Ihnen geht. Wenn Sie Besuch erhalten dürfen, komme ich auch wieder vorbei.« Margaret beugte sich vor und küsste die Wange ihrer Freundin, weich wie bei einem Säugling. »Auf Wiedersehen, meine Liebe, Gott segne Sie.«
    Sie hatte Tränen in den Augen, aber ihre Stimme war fest.
    »Nicht vergessen, was ich gesagt habe«, mahnte Hannah den Major, als er sich verabschiedete. »Familie.«
    Er war zu höflich, um ihr zu widersprechen, daher verbeugte er sich und legte dann fürsorglich seinen freien Arm um Margarets Schultern, als sie sich zum Gehen wandten.
    Sie sahen den Priester in dem kleinen Wartebereich neben den Fahrstühlen sitzen.
    »Eigenartig«, sagte Margaret und tupfte sich die Tränen mit einem Spitzentaschentuch ab. »Ich hätte sie nicht für einen religiösen Menschen gehalten. Aber ich bin froh, dass es so ist, gerade jetzt …«
    Keiner von beiden wollte den Gedanken zu Ende führen. Schwester Shah überholte sie, während sie langsam auf die Fahrstühle zugingen.
    »Auf Wiedersehen Major, passen Sie auf sich auf«, rief sie munter wie eh und je.
    Er nickte ihr dankbar zu.
    »Major Maidment?«, fragte der Priester und erhob sich.
    »Der bin ich. Verzeihen Sie, Father, aber kenne ich Sie?« Er starrte verwirrt in das Gesicht, das ihm beunruhigend vertraut vorkam.
    »Nein, Sir, Sie kennen mich nicht, aber ich freue mich, endlich Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich glaube, wir haben in Andrew Fenwick einen gemeinsamen Freund.« Er streckte die Hand aus, und der Major ergriff sie automatisch. »Keine Bitterkeit mehr, ja? Lassen wir die Vergangenheit hinter uns.«
    »Wie bitte?«
    Doch der Priester ging schon mit resoluten Schritten den Gang hinunter.
    »Was zum Teufel sollte das denn heißen, Margaret?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber er war noch recht jung, trotz der grauen Haare. Schade, dass er diese furchtbare Narbe hat.«
    Sie setzten sich einen Moment in die Wartesessel vor den Fahrstühlen, damit der Major für das letzte Stück bis zum Taxi Kraft sammeln konnte. Die Fahrstuhltür glitt auf, und ein Mann trat heraus. Er war Anfang dreißig, recht gut aussehend, und er lächelte, als hätte er ein Geheimnis, das die Welt liebend gern erfahren würde. Der Major erhob sich langsam, und die Bewegung erregte die Aufmerksamkeit des
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