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Sind wir bald da

Sind wir bald da

Titel: Sind wir bald da
Autoren: Clemens Haipl
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verwundert deshalb auch nicht weiter, dass in St. Jakob im Ahrntal das obligate Kriegerdenkmal von Personen spricht, die seit dem »Zusammenbruch 1945« vermisst werden. Keine Rede von »Kriegsende«, von den »Wirren des Krieges«, von »Befreiung«, »Ende der Diktatur« wie sonst üblich. Ganz straight und gerade heraus: »Zusammenbruch«. Okay, ist man als Wiener nicht gewöhnt, aber man lernt ja nie aus. Dass auf einem Grabstein von einem »Schriftleiter« die Rede ist und nicht von einem »Chefredakteur«, versteht sich von selbst.
    Die offizielle Jakobswanderung anlässlich des heutigen Jakobitages haben wir um glatte drei Stunden verpasst, wie ich dem Anschlag an der Kirchentür entnehme. Schade, ich wäre sehr gerne sechs Stunden in meinen Flip-Flops in die Dolomiten geklettert. Mein früher Tod hätte dem Verkauf dieses Buches sicherlich gut getan.

    Auf dem Kirchenhügel gibt es außerdem noch ein sehr fesches Bauerndenkmal mit einer Beschreibung in Deutsch und Italienisch, das darüber aufklärt, wie unsäglich mühsam die Landwirtschaft für Bergbauern bis vor gar nicht allzu langer Zeit war. Alleine das Lesen lässt mich vor Dankbarkeit für mein Schicksal erschaudern. Bergbauer um 1850... mein lieber Schwan. Da braucht man sich um Unterforderung nicht zu sorgen.
    Im Verlauf des Tages erfahre ich noch, dass St. Jakob im Ahrntal so etwas wie eine Sprachenklave ist. Weil das Tal eine Sackgasse ist, hat man hier angeblich die eine oder andere Lautverschiebung nicht mitgemacht, weshalb der ortsübliche Dialekt erstaunliche Ähnlichkeiten mit dem Englischen aufweist: listen = hören, daffer = nachher usw.
    Apropos Englisch. Norbert Rier , Frontman der grandiosen Kastelruther Spatzen aus dem wunderschönen Kastelruth in Südtirol, kann zwar sämtliche Wünsche, Begrüßungen und Dedications auf Italienisch ins Journalistenmikrofon sprechen, nicht aber auf Englisch. Bei » You’re listening to the Kastelruther Spatzen and you’re at home , baby « gibt er kampflos W.O. Eigentlich sympathisch für einen Popstar, der im deutschsprachigen Raum mehr verkauft als die Top Ten der Ö3-Charts zusammen und immer noch unerkannt in den Supermarkt gehen kann. Wieso ich darauf komme? Am Abend hat mir eine Dame auf ihrem Handy ein Foto von sich und Norbert Rier gezeigt. Ihr Mann ist darauf sofort entschuldigend eingesprungen und hat gemeint, dass so eine Art Volksmusik doch Volksverdummung und peinlich sei für das Land Südtirol. Finde ich gar nicht. Ich kann da sehr zufrieden grinsen. Schon wieder ein Zeichen vom hl. Jakob!
    Der Witz des Tages aus der Zeitung Dolomiten:
    »Warum machst du beim Trinken immer die Augen zu ?«
    »Ach, mein Arzt sagte mir, ich solle beim Trinken nicht immer so tief ins Glas schauen !«
    Konrad R., Bozen

Sonntag, 26 . Juli
    Ich fahre Richtung Kärnten. Mein Freund Dieter Kuttnig , ein Klagenfurter feinster Bauart, hat mich gefragt, ob er in meinem nächsten Buch Vorkommen kann. Hiermit erledigt.

Montag, 27. Juli
    Warum schreiben so viele Lokale in Kärnten »Gordon Bleu«, wo es doch eindeutig »Cordon Bleu« heißt?
    Ich habe das selbst nicht gewusst. Meine charmante Assistentin Verena (bitte um Applaus an dieser Stelle) hat mich darauf aufmerksam gemacht. Woher der Name »Cordon Bleu« kommt, weiß ich allerdings noch immer nicht. Auch Wikipedia hat mich nicht schlauer gemacht. Ganz im Gegenteil.
    Zitat:
    Um die Namensentstehung des Gerichts ranken sich etliche Legenden:
    - Das Gericht habe seinen heutigen Namen bei einem französischen Kochwettbewerb erhalten.
    - Das Gericht sei erstmals zur Feier der schnellsten Atlantiküberquerung der Bremen 1929 oder 1933 vom Schweizer Koch der Bremen zubereitet worden. Der inoffizielle Preis für die schnellste Atlantiküberquerung ist das blaue Band.
    - Benannt sei es nach dem Orden Cordon bleu, den Ludwig XV. der Köchin von Madame Dubarry verliehen hatte und der seitdem auch scherzhaft besonders guten Köchen oder Gerichten »verliehen« worden ist.
    - Der Koch einer vermögenden Basler Familie soll von den blauen Haarbändern im Hof spielender Mädchen inspiriert worden sein.
    - »Cordon bleu« bedeutet in der französischen Umgangssprache etwa »super« oder »toll«.
    Mit anderen Worten: Man hat keine Ahnung. Ich auch nicht. Auch gut.

Dienstag, 28 . Juli
    Auch in Villach gibt es ein St. Jakob. Zumindest eine gleichnamige Kirche. Die Stadtpfarrkirche St. Jakob ist eine gotische Hallenkirche, die urkundlich 1136 erstmals erwähnt wurde.
    In
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