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Sind wir bald da

Sind wir bald da

Titel: Sind wir bald da
Autoren: Clemens Haipl
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Nach weiteren 10 Minuten funktioniert der Automat wieder. Einige Personen zahlen zum zweiten und dritten Mal, fast alle müssen eine Stunde extra zahlen. Sie tun es und fahren missmutig von dannen. Vonseiten des Betreibers kein Wort des Bedauerns, kein Ersatz (ich weiß, nur ein, zwei Euro — trotzdem).
    Jetzt frage ich Sie: Missgeschicke können passieren, immer und überall, überhaupt kein Thema. Aber warum müssen Ihre Kunden mit ihrer Zeit und ihrem Geld dafür bezahlen, wenn der Automat nicht funktioniert? Warum kann man da nicht kulant den Schlagbaum öffnen und die Leute mit einem leisen Sorry einfach durchwinken? Was wäre gewesen, wenn wirklich ein Unglück passiert wäre? Ein Feuer bricht aus, die Wehen setzen ein usw. Ist der Wärter dann auch nicht befugt, den Schlagbaum zu öffnen?
    Sie haben durch diese Aktion in Summe etwa zwanzig bis dreißig Euro extra eingenommen. Dafür haben geschätzte zehn Familien für den Rest ihres Lebens von Villacher Bier die Nase voll. Steht sich das dafür? Für mich hat Villacher Bier ab heute leider einen seltsamen Beigeschmack. Ich lasse mich von Ihrer Antwort aber gerne eines Besseren belehren.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Clemens Haipl

    Wenn eine Antwort kommt, werde ich mich an dieser Stelle noch einmal melden. Mehr, wenn Ihr mich wiederseht. Bitte unbedingt zugucken, wie’s weitergeht!
    PS: Von der Villacher Brauerei hat sich niemand gemeldet, entschuldigt schon gar nicht. Darum trinke ich gerade ein Zipfer Bier. Ätsch!
    PPS: Spital an der Drau ist eine wunderbare Stadt. Hier gibt es nette Menschen, tolle Lokale, großartige Sommerschlussverkäufe mit vielen englischen Polohemden mit Lorbeerkranz-Logo und ein wirklich prächtiges Schloss, Schloss Porcia , wo alljährlich Komödienspiele stattfinden. Ob man sich die anschauen sollte, weiß ich nicht. Ich habe es nicht getan und mir dafür den Gewerbepark an der Ortseinfahrt gegeben. Na ja... Haushaltsdiscounter, Schuhgroßhandel und Drogeriemarkt. Warum nicht?
    PPPS: Wirklich empfehlenswert ist aber die Egger Alm unweit von Hermagor. Knappe zehn Kilometer Bergstraße, auf der man besser nicht auf Gegenverkehr stößt, und oben — Alm, Kühe, ein See, Hütten. Heidiromantik. Bitte fahren Sie da nicht hin! Ich will, dass das so bleibt.

Mittwoch, 29 . Juli
    St. Jakob in Straßburg, Bezirk St. Veit an der Glan im wunderschönen Kärnten, ist nicht sehr groß. Das hat den Vorteil, dass es relativ klein ist. Außerdem hat man keine U-Bahn bauen müssen. Nicht einmal einen Flughafen. Es sind aber genügend Parkplätze vorhanden.
    Die Gottesdienste in der Pfarre St. Jakob ob Gurk sind wie folgt: Sommer und Winter, jeden Sonn- und Feiertag um 8.30 Uhr. Vielleicht kann man auch beichten, wenn man gerne möchte. Man muss sich dann wahrscheinlich einen persönlichen Termin ausmachen mit dem Pfarrer. So genau weiß ich das nicht.
    Jakobsberg in Mühlen im Bezirk Murau in der nicht minder schönen Steiermark hat auch nicht viel mehr als zweihundert Einwohner. Man sollte sich dort nicht mit allzu vielen Nachbarn anlegen, sonst ist man bald sehr alleine. Außerdem passt Jakobsberg nur peripher in diesen Zusammenhang, weil Jakobsberg eben kein St. Jakob ist. Trotzdem kommt es relativ nahe hin, wie ich finde. Das nur zur Erklärung, falls Sie sich wundern wollen.
    Auf dem Weg zu diesen beiden Preziosen des modernen Pilgerlebens sind wir in Graz vorbeigekommen, wo es einen großen Elektronikfachmarkt gibt, der mit C beginnt und so ähnlich heißt wie der Junge in Konrad, sprach die Frau Mama, ich geh fort und du bleibst da — nur eben nicht mit K, sondern mit C. Genannter Elektronikfachmarkt ist ein Hort unverfälschter und ungefilterter Männlichkeit: Platinen, Werkzeug, Campingleuchten, ferngesteuertes Spielzeug, Autoradios, Discolichter... für Frauen Dantes Inferno.
    Selbstverständlich habe ich Verena genötigt, mit mir dort hineinzugehen. Meine nicht sehr originelle Ausrede war: »Wir brauchen einen Feldstecher .« Okay, einen Feldstecher kann man immer wieder mal brauchen, stimmt schon. In den Bergen, wo es etwas zu befeldstechern gegeben hätte, waren wir aber schon. Jetzt, wo wir uns mit gleichmäßiger Geschwindigkeit Wien nähern, gibt es kein vernünftiges Argument für den Erwerb eines Feldstechers (und bei aller Liebe zu Wien, nicht einmal ich möchte mir Wien im Detail ansehen). Ich gehe davon aus, dass Verena das gewusst hat und mich trotzdem gewähren ließ. Weil sie mich kennt und mag. Sie hat ziemlich
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