Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
im Gegensatz zu seiner Untermieterin, die allerdings, seit sie von ihrer indischen Erleuchtungsreise zurückgekehrt war, permanent extrem gut gelaunt war. Gefährlich gut gelaunt, dachte Simon Schweitzer, der sich schon fast an ihre vormaligen, fast stündlichen Stimmungswechsel gewöhnt hatte. Dabei hatte es lediglich ein zweiwöchiger Badeurlaub am Kerala Beach werden sollen, von dort war auch die Postkarte gekommen. Wie sie es dann allerdings in der kurzen Zeit noch nach Rishikesh am Ganges in das Fahrwasser dieses Wanderpredigers schaffen konnte, blieb ihm ein Rätsel. Guru, überlegte Simon Schweitzer, nicht Wanderprediger, Guru sagt man wohl dazu. Aber, und das mußte er unumwunden zugeben, war ihm die jetzige Phase Lauras um einiges sympathischer als ihr vorangegangener Trip mit der Makrobiotik. Obst und Körner zum Frühstück, Körner mit Obst zum Mittagessen und Obst und Körner als Abendbrot. Jedenfalls an den Wochenenden. Herzhaft, um sich zu vergewissern, daß es keine Halluzination war, biß er in das dick belegte Leberwurstbrötchen.
    „Hallöchen, selber Brummbär“, ging Simon Schweitzer auf das Spiel ein.
    „Danke übrigens für den Salat. War echt lecker.“
    „Nichts zu danken, gern geschehen.“
    Kleine Pause.
    „Du, sag mal, die Wände…“
    „Ja?“
    „Kann man da richtig große Löcher reinbohren, damit die so richtig große Haken halten? Ich meine, wegen dem Alter des Hauses.“ Unschuldig sah sie ihn an und strich eine renitente blonde Strähne ihres Ponys hinter das Ohr.
    Aha, dachte Simon Schweitzer, jetzt kommt’s. Jede Faser seines Körpers befand sich in Alarmbereitschaft. Möglicherweise hatte ihr irgendein völlig abgedrehter, Opium rauchender indischer Ordensträger der Parapsychologie des Feng Shuis wegen geraten, einen Hundert-Tonnen-Eisenträger im Zimmer aufzuhängen. Er bemühte sich, so neutral als irgend möglich zu klingen: „Warum fragst du?“
    „Na ja, ich hab mir aus Indien eine Hängematte mitgebracht. Und ich dachte mir, daß…“
    „Na klar“, fiel ihr Simon Schweitzer, dem ein großer Stein vom Herzen gefallen war, ins Wort. „Das ist eine prima Idee. Ist bestimmt irre gemütlich und cool.“ Mit seiner erlesenen Wortwahl wollte er beiläufig darauf hinweisen, daß er nicht der verknöcherte Alte sei, wie man allgemein wohl vermuten könnte, sondern daß er sich durchaus einer juvenilen Sprache und folglich auch Denkweise, bedienen könne. Was allerdings die Hängematte betraf, so fand er es überhaupt nicht gemütlich, zwischen Seilen eingeschnürt in der Weltgeschichte rumzuschaukeln bis einem so schlecht war, daß man sich wünschte, nie geboren worden zu sein. Und außerdem bestand immer die Möglichkeit herauszufallen und sich das Genick zu brechen. Doch fuhr er fort: „Ich geh gleich mal zu Güney, der hat bestimmt so eine Bohrmaschine, der hat mir hier auch den Herd angeschlossen. Der kann das, und dann geht das hier ruckzuck, und du liegst in der Hängematte.“
    Jetzt war es an Laura, skeptisch zu sein, denn so aufgeräumt war Simon Schweitzer selten. Na ja, dachte sie dann aber, Hauptsache, das mit der Hängematte klappt, und schenkte frischen Kaffee nach.
    Herr Schweitzer hatte gerade sämtliche Einkäufe für das Wochenende erledigt, als das Telefon klingelte. Es war sein Schwager Hans Hagedorn, der wissen wollte, was er, Simon Schweitzer, über Klaus-Dieter Schwarzbach wisse. Man munkelte, daß er früher mit besagtem Herrn befreundet gewesen sei. Befreundet sei übertrieben, erwiderte er. Ob er trotzdem mal vorbeikommen könne, so am späten Nachmittag vielleicht. Da Simon Schweitzer nichts vorhatte, war er einverstanden. Außerdem hatte er ja diese Woche erst einen Tag gearbeitet, so konnte er seinem Chef diesen Wunsch schlecht abschlagen.
    Erst nachdem er aufgelegt hatte, fragte er sich, was um alles in der Welt er über Klaus-Dieter wissen könnte, was nicht sowieso schon jedermann wußte. Immerhin handelte es sich bei Schwarzbach um eine der schillerndsten Figuren der rhein-mainschen Politszene. Magistratsmitglied mit unverhohlener Ambition auf den Posten des Oberbürgermeisters, da war man schon wer. In den Augen Simon Schweitzers aber, sonst eher ein Feind harter Worte, war Klaus-Dieter Schwarzbach das größte Arschloch auf Gottes geweihtem Erdenrund. Er sah auf die Uhr und stellte fest, daß noch sehr viel Zeit war. Als vorbeugende Maßnahme gegen einen Herzschlag mit anschließendem Stillstand legte sich Simon Schweitzer noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher