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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)
Autoren: Frank Demant
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zu Hause, und alles ist gut.“
    Sein Schwager seufzte. „Du weißt also nichts über ein Gspusi oder so etwas? Es wäre immerhin unser Spezialgebiet.“
    „Nein, leider nicht. Allerdings treibt sich der Herr seit seiner Wahl in den Römer nicht mehr in Sachsenhausens Kneipenwelt rum. Ist sich wohl zu fein dafür.“ Als Herr Schweitzer merkte, daß Hans noch mehr in sich zusammensackte, fügte er schnell hinzu: „Aber ich kann mich natürlich mal umhören.“
    Die Miene seines Schwagers hellte sich ein wenig auf. „Ja, mach das.“ Dann kramte er in seinem Portemonnaie und fischte einen Hunderter heraus. „Hier nimm, Spesenvorschuß.“ Eifrig notierte er den Betrag, froh, Block und Stift nicht völlig umsonst bereitgelegt zu haben.
    Simon Schweitzer nahm das Geld und steckte es in die Hosentasche. Es war die übliche Art der Bezahlung für seine kleinen Aushilfstätigkeiten. So kam er ganz gut über die Runden, mit Mieteinnahmen und Zinsen der jetzt fest angelegten Aktiengewinne.
    Der Kaffee war ausgetrunken, und Herr Schweitzer hatte das Bedürfnis, nach draußen zu gehen, der bedrückenden Enge zu entfliehen. Wenn seine Schwester nicht da war, gab es zwischen Hans und ihm kaum Berührungspunkte. Angie war das bindende Glied. Fehlte es, wollte keine rechte Herzlichkeit aufkommen.
    „Tja, dann geh ich mal wieder.“
    „Ja, laß von dir hören, sobald du etwas in Erfahrung gebracht hast.“
    „Klar, mach ich.“ Simon Schweitzer war schon aufgestanden und reichte seinem Schwager die Hand über den Tisch. „Bleib ruhig sitzen.“
    Als er die Puschen gegen seine Straßenschuhe getauscht hatte und wieder auf dem Gehweg stand, atmete er tief durch. Er würde Hans heute abend noch mal anrufen und wenn Magistratsmitglied Klaus-Dieter Schwarzbach dann immer noch nicht aufgetaucht sein sollte, würde er halt doch wieder ins Weinfaß gehen müssen. Wenn jemand etwas wußte, dann die Eiserne Bertha. Informationsbeschaffung bei gemütlichem Geplauder. Seine Stärke.
    Zu Hause stand die Tür zu Lauras Zimmer offen. Neugierig spähte Herr Schweitzer hinein. Seine Untermieterin lag selig schlummernd in einer regenbogenfarbenen Hängematte aus Baumwolle, die von Wand zu Wand gespannt war und an beiden Enden noch mit je einem starken Hanfseil verlängert war. Er schlich hinein und stellte den elefantenköpfigen Ganesha auf Lauras Tisch. Jeden Augenblick erwartete er ein lautstarkes Zusammenbrechen der Hängemattenkonstruktion, bei der die Wände eingerissen wurden, die Zimmerdecke herunter kam und ihr beider junges Leben schmerzlos ausgelöscht wurde. Aber nichts dergleichen geschah, Güney schien gute Arbeit geleistet zu haben.
    Simon Schweitzer schwankte zwischen Spaziergang und Bett. Er entschied sich für letzteres, nahm allerdings einen Goethe mit, er konnte doch nicht schon wieder schlafen. Nach etwa drei Seiten Dichtung und Wahrheit konnte er.
    Herr Schweitzer war noch ganz benommen und schlafwarm. Aus Lauras Zimmer konnte er orientalische Sphärenklänge vernehmen, als er über den Flur in die Küche ging. Am Spülbecken erfrischte er sich mit kühlem Wasser. Dann schmierte er sich ein Schmalzbrot, zu mehr konnte er sich im Augenblick nicht aufraffen.
    Die Tür ging auf. Laura, offensichtlich vom Laufsteg gefallen, stand dort und sagte: „Mach dir keine Sorgen um mich, ich gehe mich amüsieren. Falls ich in einem Monat noch nicht zurück sein sollte, ruf bitte meine Mami an, Nummer steht im Telefonbuch.“
    Simon Schweitzer fragte sich, aus welchem glänzenden Stoff das winzig burgundrote Etwas wohl war, das mit ein wenig Glück, und wenn sie es vermied, sich zu bücken, verhinderte, wegen öffentlichen Ärgernisses in polizeiliche Sicherheitsverwahrung zu kommen. So laufen die Frauen in Indien jedenfalls nicht rum.
    Er wünschte viel Spaß. Wie er seine Geschlechtsgenossen einschätzte, könnte als einzige indische Komponente heute nacht das Kamasutra eine Rolle spielen.
    Dann rief er seinen Schwager an, der ihm mitteilte, daß Klaus-Dieter immer noch nicht aufgetaucht war. Er versuchte sich an die Öffnungszeiten vom Weinfaß zu erinnern. Sicherheitshalber plante er noch einen Abstecher nach Alt-Sachsenhausen ein, das er sonst mied wie der Teufel das Weihwasser. Gerade am Wochenende fielen daselbst Myriaden von Dörflern auf der Suche nach Amüsement und Großstadtflair ein. Die angrenzenden Wohngebiete waren von tiefergelegten Wagen aus kulturellen Notstandsgebieten wie Friedberg, Groß-Gerau, Hanau, und, nicht
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