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Silvy macht ihr Glück

Silvy macht ihr Glück

Titel: Silvy macht ihr Glück
Autoren: Berte Bratt
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Tomatenschiffchen und Petersiliensträußchen auf den Platten. Das gebrauchte Geschirr begann sich aufzutürmen.
    „Wirf mir eine Schürze zu, Magnhild, dann beginne ich mit dem Abwasch.“
    „Du bist ein Engel, Sylvi.“
    Es herrschte große Geschäftigkeit in der Küche, aber alle wußten, was sie zu tun hatten. Klara lieferte im Vorbeigehen kurze Reportagen.
    „Jetzt spricht der Disponent. Er sagt genau dasselbe, was er immer sagt, von diesem schönen Heim, dem gastfreien Haus, der bezaubernden Wirtin. Frau Brach hat sich ihr Kleid mit Soße bekleckert, ich muß ein Tuch mit lauem Wasser haben… Uff, der ekelhafte Hernäs hat wieder seine Tour, er klapste mich hintendrauf, als ich ihm Sherry einschenkte.“ Sylvi amüsierte sich. Sie hatte selbst an vielen wohlgedeckten Tafeln gesessen, an vielen Gesellschaften teilgenommen und nie einen Gedanken darauf verschwendet, wie vieler Rädchen es bedurfte, um die Maschinerie einer solchen Gesellschaft in Gang zu halten.
    Endlich war der Kaffee serviert worden. In der Küche hatten sie eine Verschnaufpause.
    „Danke für die Hilfe, Sylvi“, sagte Magnhild. „Jetzt können wir uns etwas hinsetzen, das haben wir dir zu verdanken. Wollt ihr Suppe haben, oder fangen wir gleich mit den Forellen an?“
    Sylvi hatte einen Bärenhunger. Sie aß sich durch das ganze Menü und genoß es, sich ohne Hemmungen so viel von den Fleischklößchen mit Trüffeln einzuverleiben, wie sie mochte, statt der zwei oder drei, die man bei einem Souper gewöhnlich in einer Tasse klarer Suppe bekommt. Sie genoß es, die Kartoffeln in der Soße zu zerdrücken, die Geflügelknochen in die Hand zu nehmen und drauflos zu knabbern. Und als sie schließlich die große Platte mit „Eisbombe auf Baiser“ gründlich auskratzen durfte, war sie glücklich wie ein Kind. Hegard hatte sie immer als einen Freßsack bezeichnet, und sie wußte, daß er recht hatte.
    „Ach, es ist wunderbar, so ungeniert essen zu können“, erklärte sie und räkelte sich.
    „Jetzt werden wir uns eine Tasse guten Kaffee genehmigen“, sagte Magnhild. „Ihr beide könnt sie brauchen, wenn ihr euch so lange wach halten müßt, und ganz besonders Sylvi, die in den Morgenstunden in der Stadt herumfahren muß.“
    „Ach ja, jeder Beruf hat eben seine Nachteile“, seufzte Sylvi. In der Regel war sie bereits um zehn Uhr hilflos müde. Ihr Bedarf an Schlaf entsprach ihrem Bedarf an Essen. „Sylvi ist eben unverschämt gesund“, pflegte ihre Schwägerin Hanne zu sagen.
    Die nächsten Stunden schlichen zäh dahin. Aus den Zimmern hörte man Lachen und Geplauder, etwas Musik und das Klirren von Gläsern. In der Küche wurde die Stimmung immer dösiger.
    Endlich begann der Aufbruch.
    Ein paar Gäste waren mit ihrem eigenen Wagen gekommen, andere ließen sich ein Taxi bestellen. Sylvi bekam Bescheid, daß sie das Auto vor dem Eingang vorfahren solle. Fräulein Allen wurde bequem auf dem Rücksitz plaziert und gegen die Nachtkühle gut eingepackt. Disponent Rehner samt Gattin saßen neben ihr, und als Vierter kam Hernäs in den Wagen.
    „Ich setze mich nach vorn“, sagte er und sank schwer neben Sylvi nieder. Er roch nach Alkohol, und seine Stimme war unsicher.
    Fräulein Allen wurde zuerst heimgefahren, und Sylvi half ihr die Treppe hinauf.
    „Am besten ist es wohl, nun zu dir zu fahren, Hernäs“, meinte Rehner dann.
    „Nein“, stammelte Hernäs, „ich möchte gern etwas Luft haben. Wir fahren zuerst euch heim.“
    Sylvi bekam Rehners Adresse und fuhr sie hin.
    „Und wo soll ich Sie hinfahren, Herr Hernäs?“ fragte sie, nachdem das Ehepaar ausgestiegen war.
    „Direkt ins Paradies, kleines Fräulein, haha…“
    „Vielleicht setzen Sie sich lieber hinten rein, da sitzen Sie bequemer.“
    „Ach wo, nein, nein, ich sitze hier sehr gut, Kleine“, antwortete Hernäs. Er versuchte, über ihre Wange zu streichen, aber sie wandte rasch den Kopf weg.
    „Ja, also Ihre Adresse?“ fragte sie erneut.
    „Ljan“, gab Hernäs zur Antwort.
    Zum Kuckuck, dachte Sylvi. Muß ich den ekelhaften Kerl bis Ljan neben mir sitzen haben? Nun ja, man war Chauffeur und mußte seine Pflicht tun. Also startete sie wieder.
    Dann begann Hernäs Konversation zu machen. Ob sie ihren Beruf liebe? Wie sie auf die Idee gekommen sei, Chauffeur zu werden? Wo sie denn herstamme, aus Oslo?
    Sylvi antwortete kurz und ausweichend. Es kochte in ihr. Schließlich ging Hernäs dazu über, ihr zu erzählen, wie reizend sie aussähe und daß es ein
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