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Silvy macht ihr Glück

Silvy macht ihr Glück

Titel: Silvy macht ihr Glück
Autoren: Berte Bratt
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Rest des Tages haben Sie natürlich frei.“
    „Vielen Dank.“
    „Kind“, sagte Frau Allen und lächelte. „Sie sind ein prächtiges Mädchen.“ Sie lächelte noch, als Sylvi gegangen war.
    Nachdem Sylvi in Frau Allens wunderbarem Badezimmer ein Schaumbad genommen und ihr Haar gewaschen hatte, zog sie sich ausnahmsweise ein „ziviles“ Kleid an und ging hinunter in die Küche.
    „Was hast du denn mit Frau Allen angestellt?“ fragte Magnhild gutmütig. „Ich habe Bescheid bekommen, für dich eine Konservendose mit Huhn aufzumachen, und dabei hatten wir heute bloß gebratene Heringe! Bitte, es ist serviert. Champagner bekommst du allerdings nicht, aber…“
    „Du weißt, ein Chauffeur trinkt keinen Alkohol, Magnhild“, lachte Sylvi. „Was für ein feines Essen. Das war aber schon riesig nett von Frau Allen.“
    „Ach ja, es gibt eben Unterschiede zwischen den Menschen“, murmelte Klara und schloß die Türe hinter sich etwas härter als notwendig.
    Magnhild blinzelte Sylvi schelmisch zu, und Sylvi blinzelte zurück. Die beiden verstanden einander.

4
     
     
    Sylvi hatte in den nächsten Tagen viel zu tun. Frau Allen wollte eine Gesellschaft geben, und alle möglichen Waren mußten abgeholt werden. Frau Allen liebte es, selbst in die Geschäfte zu gehen und auszuwählen, und Sylvi fuhr Pakete und Schachteln heim. Sie holte Blumen für die Tischdekoration, und schließlich waren auch noch einige Gäste zu betreuen. Das alte Fräulein Allen sollte abgeholt und ein paar Gäste mußten nach der Gesellschaft heimgefahren werden.
    Pünktlich fuhr Sylvi zu Fräulein Allens Wohnung und klingelte.
    „Das Auto von Frau Allen ist hier, gnädige Frau.“
    Die alte Dame sah sie mißtrauisch an.
    „Wer sind Sie denn?“
    „Ich bin Frau Allens Chauffeur, gnädige Frau.“
    „Was ist das? Schickt Sie mir ein Mädel, um mich abzuholen? Fahren Sie das Auto?“
    „Ja, gnädige Frau.“
    „Glaubt Constanze wirklich, daß ich mich darauf einlasse? Nein, danke, da nehme ich lieber ein Taxi.“
    „Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich fahre vorsichtig.“
    „Danke. Ich weiß, was ich will. Ich werde meine Schwägerin anrufen.“
    Sie warf Sylvi die Tür vor der Nase zu. Die blieb stehen und wußte nicht recht, was sie tun sollte: sich ärgern oder lieber lachen. Sie wählte das letztere.
    Durch die Tür hörte sie Fräulein Allen laut und entrüstet in das Telefon sprechen. Dann dämpfte sie die Stimme ein wenig und wurde etwas zugänglicher, und schließlich hörte Sylvi sie sagen: „Soso, der Generaldirektor Stahr! Nein so was – also gut, auf deine Verantwortung! Aber das sage ich dir, Constanze: Mit deinen exzentrischen Einfällen habe ich mich nie befreunden können… Ja, ich lege also mein Leben in deine Hände…“
    Dann kam sie, mit Tasche und Stock und Pelzcape. Sylvi nahm ihr höflich die Tasche und das Cape ab und bot ihr die Treppe hinunter den Arm.
    „Also fahren Sie ja nicht zu schnell und nicht über die Bygdoallee, da ist zu viel Verkehr.“
    „Ganz wie Sie wünschen, gnädige Frau.“
    Sylvi half der alten Dame einsteigen und legte ihr die Decke fürsorglich über die Knie. Dann fuhr sie, als ob sie das Auto voll fauler Eier hätte.
    „Es ging ja gut“, räumte Fräulein Allen ein, als sie aus der Decke ausgepackt wurde und Sylvi ihr die paar Stufen zur Eingangstür hinaufhalf. „Aber man fühlt sich nun einmal sicherer mit einem Mann am Steuer.“
    „Ach“, erwiderte Sylvi, „es ist doch keine Kunst, ein Auto zu fahren. Ich bin sicher, Sie hätten auch ein sehr guter Chauffeur werden können, gnädige Frau, wenn Sie jemals den Wunsch gehabt hätten.“
    „Ich?“
    „Gewiß. Warum sollte eine Frau darin so viel schlechter sein als ein Mann?“
    Fräulein Allen blickte in das junge helle Gesicht. Das Kind hatte ja recht. Natürlich hatte sie recht, natürlich! Warum sollte man sich eigentlich von den Mannsbildern abhängig machen?
    Diese Feststellung war gefallen. Sylvi hatte ihren schwachen Punkt gefunden, nämlich die Meinung, die Fräulein Allen von den Männern hatte nach vierundsiebzigjährigem jungfräulichem Leben.
    „Jetzt reden sie von dir“, berichtete Klara, die mit den gebrauchten Suppentellern in die Küche kam. „Die Alte prahlt mit dir, und die Gnädige erzählt diese Bremsengeschichte. Hier, nimm diese“, letzteres war zu dem Serviermädchen gesagt, das einen Stapel warme Teller in die Hand gedrückt bekam.
    Magnhild glühte über ihrem Herd und arrangierte
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