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Silence

Silence

Titel: Silence
Autoren: Savannah Davis
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von Michelles Eltern zu tun, die Führung über die High Society von Silence zu übernehmen.
    Die Mittagspause wollte ich gerne irgendwo im Freien verbringen, aber der Himmel hatte sich vorgenommen, mir dieses bisschen Erholung nicht zu gönnen. Das Grau der Wolken glich meiner inneren Verfassung und die Regentropfen waren die Tränen, die ich selbst nicht vergi eßen konnte. Ich befürchtete, mein Auftauchen in der Cafeteria würde unnötig die Aufmerksamkeit auf mich lenken, und hatte Angst, dem Andrang so vieler Stimmen in meinem Kopf nicht gewachsen zu sein. Aber Kate duldete kein Nein und zog mich unerbittlich auf die Cafeteria zu.
    Kate war ständig darauf bedacht, mich dazu anzuhalten, zu lernen mit der Gedankenleserei umzugehen. Manchmal fühlte ich mich dabei, als würde sie mich B eglucken wie eine Henne ihr Küken. Aber ich sagte ihr das nicht, denn im Grunde war ich dankbar für jede Aufmerksamkeit, welcher Art auch immer, die mir zuteilwurde. Und davon bekam ich seit Mariana Tod wirklich nicht viel.
    Wie erwartet stürmten zahllose Bilder und Gedanken auf mich ein. Drängten sich in meinen Kopf zu einem Wirbel aus Farben und einem Kanon aus unzähligen Stimmen. Zu meinem Glück konnte ich aus dem heillosen Durcheinander nichts herausfiltern. Zu meinem Pech wurde die betäubende Wirkung meiner Kopfschmerztabletten mit diesem Ansturm nicht fertig. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blieb ich zögernd an der Tür der Cafeteria st ehen und wollte gerade die Flucht ergreifen, als Kate vorwurfsvoll mit dem Kopf schüttelte und sich bei mir unterhakte.
    »Du schaffst das«, sagte sie aufmunternd und schleppte mich an unseren Stammtisch, an dem Larissa schon wartete.
    Die Schulcafeteria war nicht besonders groß, aber das war auch nicht nötig, denn die Silence Highschool verfügte über nur 262 Schüler, die zu unterschiedlichen Zeiten ihre Mittagspause hatten. Die Schüler der oberen Jahrgangsstufen hatten den Speisesaal in drei Bereiche aufgeteilt: den Bereich für die Außenseiter, den Bereich für die Normalos und den Bereich für die Angesagten. Ich saß in Letzterem. Aber nicht weil ich dazugehörte, sondern weil ich zwei Freundinnen hatte, die dazugehörten – Kate und Larissa.
    Larissa schwärmte schon die halbe Mittagspause von den Neuen. Ich nickte nur hin und wieder, gab an Stellen, die mir wichtig vorkamen, ein »Hmm« zum Besten, beschäftigte mich aber in Wirklichkeit damit, Larissas Sommersprossen zu zählen. In den Ferien hatten sich noch ein paar mehr auf ihre Nase verirrt. Manchmal war ich fast ein bisschen neidisch auf diese süßen, braunen Flecken, die Larissa so besonders aussehen ließen. Ihr fuchsfarbenes Haar fiel in langen warmen Wellen um ihr herzförmiges Gesicht. Ihre Nase war klein und einfach perfekt. Dazu hatte sie noch zwei wundervoll geschwu ngene dunkle Augenbrauen und volle Lippen.
    Meine Nase war einen Tick zu lang und die Spitze neigte sich etwas nach oben. Fast wie bei einer Skischanze. Meine Augenbrauen waren etwas zu voll – da nutzte auch alles zupfen nichts. Ich hielt noch nie viel davon, meine Brauen zu zupfen, bis nur noch ein schmaler, kaum sichtbarer Strich aus einzelnen Haaren zurückblieb, aber jedem das Seine.
    »Hallo ihr zwei!« Das war Michelle und sie steuerte den freien Platz an unserem Tisch an. Kurz blieb sie stehen, um uns einen respektvollen Blick auf ihre neuen Klamotten zu gestatten; ein kurzer Faltenrock im Schulmädchenlook, der gerade so bis über ihre Pobacken reichte, und eine weiße Bluse mit Spitzenkragen. Ihre dünnen rötlichen Haare hatte sie zu zwei langen Zöpfen geflochten, die wie Rattenschwänze bis auf ihre Brust fielen. Ich mühte mich mit einem Lächeln ab und ignorierte ihre Stimme in meinem Kopf, die schrie: Nun sagt schon, dass ich toll aussehe.
    Statt ihr diesen Gefallen zu tun, knabberte ich an einer Fritte herum und warf meine frisch gefärbten, kastanienfarbenen Locken schwungvoll zurück über die Schultern. Da Michelle in früheren Zeiten einmal zu meinem Hofstaat gehörte (eigentlich hasse ich diese Bezeichnung, aber es ist nun mal so, dass ich einmal die Stellung genoss, die jetzt Michelle besetzte), wusste ich, dass sie ihre dünnen, fransigen Haare hasste und sie Larissa und mich um unsere warmen Wellen beneidete. Es war mir also eine Genugtuung, das kurze Aufblitzen in Michelles Augen zu beobachten, als sie registrierte, wie sich meine Haare weich auf meinem Rücken ausbreit eten.
    Michelle rückte ihren Stuhl zurecht und
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