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Silence

Silence

Titel: Silence
Autoren: Savannah Davis
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da musste ich es ihr einfach gestehen. Auch auf die Gefahr hin, dass einer der wenigen Menschen in Silence, der überhaupt noch mit mir sprach, sich dann ebenfalls von mir lossagen würde.
    Erstaunlicherweise nahm Kate mein Geständnis locker auf. Ich hatte damit gerechnet, sie würde mich für verrückt erklären, schließlich hatte ich vor nicht allzu langer Zeit einige Monate in einer psychiatrischen Kl inik in Brevard verbracht. Aber Kate zuckte mit den Schultern und dachte: Das erspart uns die Zettelschreiberei im Unterricht und das Nachsitzen, wenn wir erwischt werden.
    »Was habe ich gerade gedacht?«, fragte sie dann und war hocherfreut, als ich ihre Gedanken Wort für Wort wiedergab.
    Kate war die Einzige, der ich mein Geheimnis anvertraute. Natürlich hätte ich auch Larissa einweihen können – meine andere Freundin -, aber nachdem ich zum Teil mit schuld daran war, dass auch sie in Brevard gelandet war, beschlossen Kate und ich, dass es besser wäre, Larissa nicht einzuweihen. Larissa war seit einiger Zeit psychisch sehr labil und das Risiko, dass ein solches Geständnis ihr schaden könnte, war einfach zu hoch.
    Schon kurz darauf bemerkte ich trotzdem, dass Kate kontrollieren konnte, was ich hören durfte und was nicht. Aber ich sprach sie nicht darauf an, wie sie das machte. Mir war es sogar recht so. Schon die Vorstellung, dass jemand anderer jederzeit in mir lesen konnte wie in einem Buch, war mir unangenehm. Also verstand ich nur zu gut, dass Kate versuchte, wenigstens ein paar Geheimnisse für sich zu behalten.
    Ich straffte die Schultern, holte tief Atem und betrat hinter Kate den Klassenraum.
    Die meisten Tische hatten schon ihre neuen Besitzer gefunden. Für Kate und mich blieb nur noch ein Platz in zweiter Reihe Mittelgang oder erster Reihe selber Gang. Ich brauchte Kates Gedanken nicht zu lesen, um zu wissen, dass sie die hintere Sitzbank vorzog. Der beste Platz war immer dort, wo man nicht direkt vor der Nase von Mrs. Walsh saß.
    »Schon was Interessantes aufgefangen?«, wollte Kate wissen, nachdem sie ihre Hefte und Bücher fein säuberlich auf dem Tisch platziert hatte. Kates Sinn für Ordnung grenzte an Wahnsinn. In ihrem Zimmer besaß jeder Gegenstand einen festen Platz. Larissa und ich hatten uns gerne einen Spaß daraus gemacht, etwas wegzunehmen und es woanders wieder hinzustellen, wenn Kate mal kurz aus dem Zimmer gegangen war. Dann hatten wir gewettet, wie lange es dauern würde, bis es ihr auffiel. Es dauerte selten länger als fünf Atemzüge.
    »Warte.« Ich machte eine künstliche Pause und tat, als würde ich den Gedanken unserer Mitschüler lauschen. »Nein«, zischte ich.
    Kate ignorierte meine schlechte Laune und musterte die Klasse. Ihr Blick blieb auf Michelle hängen, die einen Platz in der Fensterreihe ergattert hatte. Michelle war meine ewige Konkurrentin und jetzt die neue Queen auf der Silence High. Sie war schon immer scharf auf diesen Job gewesen. Mit der Sache auf ihrer letzten Party hatte ich sie selbst auf den Thron gehoben. Zum Dank achtete sie jetzt darauf, dass ich blieb, wo ich mich derzeit befand.
    »Michelle hat vor, dich und Larissa zu ihrer Party einzuladen. Oh, und mich möchte sie gerne persönlich ausladen, um mir ein paar beleidigende Dinge an den Kopf zu werfen«, flüsterte ich Kate zu.
    Kate kicherte. Sie warf Matt einen sehnsüchtigen Blick zu, der am Tisch vor Michelle saß und munter mit ihr plauderte. In seinen Gedanken konnte ich lesen, dass er glaubte, er wäre Michelle in den Sommerferien näher gekommen.
    Kate kniff die Lippen zusammen und runzelte die Stirn. »Also hat sie noch immer vor, uns zu entzweien?«, fragte sie mit leicht zittriger Stimme.
    Matt so hinter Michelle hinterher winselnd zu sehen, machte meiner Freundin mehr zu schaffen, als mir lieb war. Ich hatte wirklich gehofft, dass sie diese Verliebtheit in den Ferien etwas abgelegt hatte. Schon im letzten Schuljahr litt sie sehr darunter, dass der Junge ihres Herzens sie kaum beachtete. Noch mehr litt sie, als Matt sich ohne zu zögern auf Michelles Seite stellte, nachdem ich den netten Beinamen Todesfee bekommen hatte.
    Ich zuckte zur Antwort mit den Schultern und stellte meine Schultasche neben dem Tisch ab. Als ich mich wieder aufrichtete, kollidierte ich fast mit Kirsty.
    Ihre rot geränderten Augen bohrten sich in meine. Sie sah müde aus – und schlampig. Aber irgendwie sah sie immer so aus. Kirsty machte sich wenig aus der Meinung anderer. Sie räusperte sich, weil ich
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