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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine
Autoren: Lindsey Davis
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eingehängt werden konnte. Der Portier wohnte in einem Kämmerchen gleich nebenan.
    »Ausreichend?« fragte der Senator.
    Ich sah ihn lange an – ihn und den verschlafenen Hausgeist, den sie als Türsteher benutzten, diesen murrmäuligen Strich in der Landschaft, der Sosias Entführer hatte hereinspazieren lassen.
    »O ja, Senator! Ein ausgezeichnetes System, ich hätte nur einen Tip: Benutzen Sie es!« Ich konnte sehen, daß er verstand, was ich meinte.
    Ich ließ ihn durch das Gitter einen Blick auf die beiden Knilche in dem Lokal werfen.
    »Diese Schnüffler haben mich kommen sehen. Ich werde mich über die hintere Mauer absetzen. Lassen Sie mich noch einen Blick auf die Rückseite des Hauses werfen. Schicken Sie einen Sklaven zur nächsten Wache und lassen Sie die beiden Kerle wegen Ruhestörung verhaften.«
    »Aber sie haben doch gar nicht –«
    »Das kommt dann schon … Wenn erst mal die Truppe des Prätors anfängt, sich mit ihnen zu beschäftigen.«
    Das überzeugte ihn. Die Führer des Imperiums sind so leicht zu lenken.
    Der Senator sprach mit dem Portier. Der machte zwar ein ärgerliches Gesicht, aber er zog ab. Ich ließ mir von Camillus Verus die Räumlichkeiten in der oberen Etage zeigen, und als wir zehn Minuten später wieder herunterkamen, sah ich noch einmal nach draußen und konnte beobachten, wie die beiden Halunken, die Hände auf dem Rücken gefesselt, gerade von einer zackigen Soldatentruppe aus dem Lokal abgeführt wurden.
    Immerhin beruhigend, daß die Behörden auf die Beschwerde eines vermögenden Mannes so prompt reagieren!
    Typisch! Die Vordertür strotzte von eiserner Wehrhaftigkeit, aber hinten gab es sieben verschiedene Türen, die allesamt in den Garten führten, und keine einzige war mit einem anständigen Schloß versehen. Die Küchentür bekam ich mit meinem eigenen Wohnungsschlüssel auf. Keines der Fenster war vergittert. Ein Balkon, der um das obere Stockwerk herumführte, eröffnete den Zugang zum ganzen Haus. Ihr elegantes rauchblaues Eßzimmer hatte schlappe Falttüren, die ich mit einer Platte von der Einfassung einer Blumenrabatte aufhebelte. Der Sekretär des Senators sah mir dabei zu. Er war ein schlanker griechischer Sklave mit einer Hakennase und jener Überheblichkeit im Blick, mit der griechische Sekretäre anscheinend schon auf die Welt kommen. Ich diktierte ihm ausführliche Anweisungen.
    Ich stellte fest, daß mir das Diktieren Spaß machte. Spaß machte mir auch der Blick, den mir der Grieche nachsandte, als ich mich verabschiedete, auf eine Sonnenuhr kletterte, auf einer knotigen Efeuranke einen Halt für meinen Fuß fand und mich auf die schmale Trennmauer hievte, um mir das Nachbarhaus anzusehen.
    »Wer wohnt dort?«
    »Der jüngere Bruder des Herrn!«
    Da ich selbst ein jüngerer Bruder war, stellte ich mit Vergnügen fest, daß dieser Camillus junior ein vernünftiger Mann war. Er hatte jedes Fenster mit soliden, dunkel malachitgrün gestrichenen Fensterläden ausgerüstet. Beide Häuser waren mit den üblichen Lavablöcken verkleidet, und bei beiden wurde das obere Stockwerk von schmächtigen, aus einem ganz gewöhnlichen grauen Stein gehauenen Pfeilern gestützt. Bei den verzierten Terracotta-Giebeln hatte der Architekt viel Aufwand getrieben, aber als es dann darum ging, das Gelände mit den üblichen Statuen von anmutigen Nymphen in Unterwäsche zu versehen, da war sein Etat für die Kunst offenbar erschöpft gewesen. Im Garten hatte es nur noch für ein paar dürftige Spaliere gereicht, aber die Pflanzen daran gediehen gut. Auf beiden Seiten der Mauer war der gleiche Bauunternehmer am Werke gewesen. Schwer zu sagen, warum das Haus des Senators ein offenes, freundliches Lächeln zeigte, während das seines Bruder förmlich und kalt wirkte. Ich war froh, daß Sosia in dem lächelnden Haus wohnte.
    Lange sah ich zu dem Haus des Bruders hinüber, ohne recht zu wissen, wonach ich eigentlich suchte. Dann winkte ich dem Griechen noch einmal zu und ging auf der Trennmauer bis an das hintere Ende. Ganz lässig sprang ich nach unten.
    Ich landete in der Gasse hinter dem Garten des Senators. Als ich mich aufrappelte, war ich mit Staub bedeckt und hatte mir das Knie verrenkt. Herkules weiß, warum ich es getan habe. Es gab eine Einfahrt für Lieferwagen mit einem ganz ausgezeichneten Tor.

VII
    Je näher ich meiner Wohnung kam, desto mehr schwoll der Straßenlärm an, die Rufe der Händler, die Hufschläge, die Glöckchen an den Geschirren der Zugtiere. Als ich
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