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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine
Autoren: Lindsey Davis
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an einem Bäckerladen vorüberging, bellte mich ein kleiner schwarzer Hund, dem das Fell in spitzen Büscheln am Leib klebte, wie verrückt an. Fluchend drehte ich mich zu ihm um und polterte im nächsten Moment mit dem Schädel in eine Ansammlung von Krügen, die ein Töpfer an einer Schnur aufgehängt hatte – offenbar hielt er es für besonders werbewirksam, dem Publikum zu demonstrieren, daß seine Ware einen kräftigen Schlag vertragen konnte; glücklicherweise habe ich einen harten Schädel. In der Via Ostiensis rempelten mich Haarnadelverkäufer und Lakaien in karminroter Livree ziemlich hart an, aber ich revanchierte mich, indem ich mehreren Sklaven kräftig auf die Zehen trat. Drei Straßen von meinem Haus entfernt sah ich meine Mutter, die gerade Artischocken kaufte und dabei die Lippen zusammenpreßte, wie sie es immer tat, wenn sie an mich dachte. Ich ging hinter einigen Fäßchen mit Strandschnecken in Deckung, weil ich keine Lust hatte, herauszufinden, ob meine Vermutung stimmte. Anscheinend hatte sie mich nicht gesehen. Alles lief wunderbar: ich war mit einem Senator befreundet, hatte einen unbefristeten Vertrag, und das beste von allem war Sosia.
    Aus dieser Träumerei weckten mich zwei Schlägertypen, deren Begrüßung mir ein Stöhnen abpreßte.
    »Hoppla!« rief ich. »Also, hört mal, Jungs, es war doch nur ein Versehen. Sagt Smaractus, die Miete ist schon bei seinem Buchhalter –« Ich erkannte keinen von beiden wieder, aber Smaractus behält seine Gladiatoren nie sehr lange. Wenn sie ihm nicht davonlaufen, sterben sie unweigerlich im Ring. Und wenn sie es so weit nicht bringen, dann verhungern sie eben, denn für Smaractus besteht eine ordentliche Sportlerdiät im wesentlichen aus einer Handvoll blaßgelber Linsen und reichlich altem Badewasser. Ich hielt die beiden Kerle für die neuesten Muskelmänner aus der Turnhalle meines Vermieters.
    Aber ich hatte mich geirrt. Inzwischen steckte mein Kopf unter dem Ellbogen des ersten Kerls. Der zweite beugte sich zu mir herunter und grinste mich an; als ich den Kopf ein bißchen verrenkte, sah ich die Wangenschützer der jüngsten Helmmodelle und ein Halstuch in vertrautem Scharlachrot unter seinem Kinn. Diese Typen gehörten zur Armee. Ich überlegte kurz, ob ich mich als alter Kollege zu erkennen geben sollte, aber ein Aussteiger aus der Zweiten Augusta würde sie wahrscheinlich nicht sonderlich beeindrucken.
    »Schlechtes Gewissen, wie?« schrie die Visage neben mir. »Tja, der Kummer nimmt kein Ende – Didius Falco, du bist verhaftet!«
    Daran, daß mich die Jungs in Rot verhafteten, war ich genauso gewöhnt wie an die Art, mit der mir Smaractus das Geld aus der Tasche kitzelte. Der größere der beiden Hünen versuchte mir gerade mit dem tatkräftigen Eifer eines Erbsen aushülsenden Küchenjungen die Mandeln herauszupressen. Ich hätte ihn gebeten, damit aufzuhören, aber die Bewunderung für seine Technik verschlug mir die Sprache.

VIII
    Ein geselliges Beisammensein in der Wache – die Einladung verdankte ich der Freundlichkeit des Ädilen Atius Pertinax. Ich hatte damit gerechnet, daß sie mich ins Gefängnis schaffen würden, vielleicht sogar, falls mich das Glück völlig verlassen hatte, ins Mamertinische. Statt dessen schafften sie mich im Sturmschritt den ganzen Weg zurück, nach Osten, in den ersten Bezirk. Ich fand es verblüffend, denn bis zu diesem Tag hatte ich im Bezirk Porta Capena noch nie geschäftlich zu tun gehabt. Es wunderte mich, daß ich in so kurzer Zeit bei den Behörden Mißfallen erregt hatte.
    Wenn es einen Schlag von Menschen gibt, den ich hasse, dann die Ädilen. Für Leute aus der Provinz muß ich vielleicht erklären, daß in Rom eine Anzahl von Prätoren über Recht und Gesetz wachen, ehemalige Senatoren, von denen jeweils sechs neu gewählt werden. Sie teilen die vierzehn Bezirke untereinander auf, und jeder von ihnen bekommt einen Gehilfen, der für sie die Laufereien erledigt – eben diese Ädilen, hemmungslose Opportunisten, die zum erstenmal ein öffentliches Amt bekleiden und die Zeit absitzen, bis sie einen besseren Posten bekommen können, wo die Bestechungsgelder höher sind.
    Gnäus Atius Pertinax war ein typischer Vertreter dieser Bande, ein junger Schnösel mit kurzen Haaren, der sich die politische Leiter emporhangelte, indem er Metzger piesackte, die ihre Läden nicht sauber hielten, und indem er mich windelweich prügelte. Ich hatte ihn noch nie gesehen. Und wenn ich heute zurückdenke, erinnere
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