Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
versetzte mich in Panik. Was hatte er mit ihr gemacht? Was würde er mit ihr machen?
    »Man wird nach mir suchen, Meto!«
    »Noch nicht.«
    »Mußten Sie das über Helena unbedingt sagen?« Ich war blind vor Wut.
    »Die Frage war doch nur, ob Helena Ihnen etwas bedeutete –«
    »Unsinn! Die Frage ist, ob ich ihr etwas bedeute!«
    Lachend hob er sein Schwert auf. »Tja, mein Lieber, falls es so war, dann haben Sie es sich jetzt wohl gründlich mit ihr verdorben!«
    »Ich verderbe anscheinend alles«, räumte ich bedauernd ein.
    Aber ich kannte ein Pferd, das einen Eid darauf geschworen hätte, daß dies nicht stimmte.
    Ich lag reglos da. Plötzlich hatte ich das Gefühl, Meto könnte ein Mann sein, der anderen in die Rippen tritt; meine Rippen hatten während der Arbeit an diesem Fall schon genug gelitten und schmerzten noch immer. Als Sklave hatte ich mich auf die ständigen Mißhandlungen irgendwie gefaßt gemacht, aber jetzt, nachdem das alles vorüber war, packte mich bei der bloßen Drohung panischer Schrecken.
    Ein leiser Pfiff ertönte vom Gang herüber. Ich hörte, wie Meto zur Tür ging. Er wechselte ein paar Worte mit jemandem und rief mir dann zu: »Meine Männer holen jetzt die Silberschweine. Machen Sie keinen Unsinn, Falco – denken Sie an das Mädchen. Ich nehme Helena mit, und ein Rat an Sie und meinen Bruder: keine Verfolgung!«
    Er ging hinaus. Ich lag gefesselt am Boden. Mit einer einzigen Gefühlsregung hatte ich den ganzen Fall verpatzt. Bis jetzt hatte ich das Silber verloren, ich hatte Helena verloren und den Bösewicht, und bevor der Tag zu Ende war, würde ich mich wahrscheinlich auch noch von meinem elenden Leben verabschieden können.
     
    Der Nachmittag wurde lang. Jemand rollte mich zur Seite, und dann machten sich ein paar Schattengestalten daran, die gestapelten Barren systematisch zu prüfen und die markierten Barren auszusortieren. Während sie hin- und herliefen und die aussortierten Barren wegschleppten, erkannte ich unter ihnen die zwei Fettwänste, die Sosia entführt hatten. Beide schienen sich nicht für mich zu interessieren.
    Als die Männer mit der Arbeit fertig waren, ließen sie mich mit den restlichen Bleibarren im Dunkeln zurück.
    Ich spürte leichte Erschütterungen. Wahrscheinlich waren oben im Hof die schweren Wagen mit den Silberladungen losgefahren. Anscheinend wollten sie sich Vespasians Triumphzug zunutze machen und versuchen, trotz der Gesetze, die den Lastverkehr bei Tag verboten, durch die leeren Straßen zu verschwinden. Damit schwand auch die schwache Hoffnung, das Kommando der Prätorianer, das Titus vorbeischicken wollte, könnte auftauchen, solange die Wagen noch hier waren. Von der Garde stand gewiß niemand zur Verfügung – nicht, bevor der Kaiser am Abend wohlbehalten in seinen Palast zurückgekehrt war, und auch die Prätorianer, die anschließend zum Dienst eingeteilt waren, würden dann wohl lieber feiern …
    Außerdem hatte Petronius Longus schon immer gesagt, die Prätorianer könnten nicht mal einen Floh fangen.
    Ich überlegte, wo Petronius in diesem Augenblick wohl steckte …
    Zuletzt hatte ich auf dem Rücken gelegen. Jetzt schaukelte ich mich hin und her, bis ich soviel Schwung hatte, daß ich mit einem Stöhnen auf den Bauch rollte. Das Blut strömte mir in die Arme zurück. Als ich wieder mit dem Gesicht im Schmutz lag, fluchte ich der Form halber erst ein paarmal, zog dann die Knie an, bog die Füße, so weit es ging, nach hinten und versuchte, mit meinen gefesselten Händen nach den Knöcheln zu schnappen.
    Nachdem ich ein paar Minuten lang geschnappt hatte, kam mir das Glück doch einmal zu Hilfe: durch meine wilden Verrenkungen löste sich das Messer, das in meinem linken Stiefel steckte, und glitt an meinem Bein entlang auf den Boden.
    Ich fluchte wieder, diesmal mit mehr Inbrunst, und streckte mich mit einem schmerzhaften Ruck wieder der Länge nach aus.
    Dann begann ich, auf dem Boden herumzurutschen und nach dem Messer zu suchen, und als ich es schließlich gefunden hatte, ging der Ärger erst richtig los. Ich wand mich zur Seite und drehte mich wieder halb auf den Rücken, bis es mir nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang, das Messer mit einer Hand zu greifen.
    Den Strick um meine Fußknöchel hätte ich wahrscheinlich zerschneiden können, ohne größere Teile meiner Beine dabei einzubüßen, aber nur ein Akrobat hätte dadurch mehr Spielraum gewonnen. Meine Hände wären dann ja immer noch unerreichbar auf dem Rücken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher