Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Verehrteste. Als Sie und ich in Britannien waren, haben Sie einmal zu mir gesagt, Sosia hätte die Verschwörer genannt. Das hat sie tatsächlich.«
    »Also haben Sie mich belogen, Falco!«
    »Nicht absichtlich. Aber jetzt weiß ich, daß sie vor ihrem Tod die beteiligten Männer identifiziert hat. Titus Cäsar hält den Beweis hierfür in der Hand. Wollen Sie also tun, worum ich Sie bitte, Helena? Aus dem, was hier geschehen ist und was heute hier geschieht, können wir Sie heraushalten, wenn –«
    Jetzt platzte Publius Camillus Meto dazwischen: »Falsch, Falco!«
    Helena Justina zog den Mantel enger um sich. Publius trug, wie jeder Mann von Ansehen, an einem solchen Festtag seine Toga und hatte die Hände in Höhe der Hüften wie ein Soldat gekreuzt, der sich während eines Einsatzes unwillkürlich versichert, daß Dolch und Schwert griffbereit sind. Er sah mich direkt an, als wollte er herausfinden, was ich wirklich wußte. Ich machte ein erstauntes Gesicht und wollte ihn ermuntern, fortzufahren.
    Da sagte er mit einer Stimme, die vor Rachsucht ganz sahnig wurde: »Wären Sie wirklich gut unterrichtet, dann wüßten Sie längst, daß Helena seit ihrer Heirat mit Pertinax im Mittelpunkt dieses Komplotts steht!«
    Seltsam, wie das Gehirn manchmal funktioniert; noch bevor ich mich zu ihr umgedreht hatte, begriff ich, daß er recht hatte.
    Um mich drehte sich alles. Unsere Blicke begegneten einander. Sie versuchte nicht, zu leugnen. Ich hätte es wissen müssen. Mein besonderes Verhältnis zum Glück! Ich hatte mich rückhaltlos auf sie verlassen und nie an ihrer Ehrlichkeit gezweifelt!
    Sie sah, wie ich begriff, und ich sah die Verachtung auf ihrem Gesicht. Ich hatte geübt, mir keine Gefühlsregung anmerken zu lassen, aber jetzt spürte ich, daß mir das, was ich für sie empfand, nur allzu deutlich im Gesicht geschrieben stand. In meinem Kummer stand ich wie angewurzelt vor den Barren, unfähig, ihr Vorwürfe zu machen, unfähig, ein Wort herauszubringen.
    Da explodierte Schwärze in meinem Hinterkopf und aus der Schwärze gleißendes Licht.

LXI
    Nichts von dem, was sie gesagt hat, war jemals wahr. Nichts von dem, was sie getan hat, war jemals wirklich … Ich war bewußtlos, aber vor mir sah ich ihr starres Gesicht, in dem Augenblick, als sie erkannte, wie ich begriff.
    Ich kam so weit zu mir, daß ich spürte, wie mir jemand – Camillus Meto selbst – Arme und Füße fesselte. Ich lag mit dem Gesicht nach unten. Er machte seine Sache nicht schlecht, aber er vergaß, die Stricke an den Händen mit denen an den Füßen zu verknoten, wie ich es getan hätte. Wenn er mich allein ließ, würde ich mir vielleicht ein wenig Bewegungsfreiheit verschaffen können.
    Seltsam, wie das Gehirn auch im Zustand der Bewußtlosigkeit weiterarbeitet. Als ich wieder zu mir kam, hörte ich, wie eine empörte Stimme Fragen stellte, die ich mir hätte stellen sollen: Wenn Helena Teil der Verschwörung ist, warum hat sie mir dann gesagt, daß das Schiff, mit dem die Barren geschmuggelt wurden, Pertinax gehört? Warum hat sie dann Titus Cäsar die Namen der Verschwörer genannt? Warum hat sie mir heute Sosias Armband geschickt? …
    Ich mußte gestöhnt haben.
    »Ruhe!« zischte Meto.
    Ich hatte immer geargwöhnt, daß sich hinter diesem nichtssagenden Äußeren ein äußerst verschlagener Mann verbergen könnte. Zielsicher hatte er den einen Satz gefunden, mit dem er mich aus der Fassung bringen konnte; dann hatte er mir von hinten einen Schlag mit dem Knauf seines Schwertes versetzt, das ich jetzt ganz in der Nähe liegen sah. Um ihn abzulenken, begann ich zu murmeln: »So dumm bin ich mir seit meiner Soldatenzeit nicht mehr vorgekommen, als uns ein Ausbildungsoffizier mal erklärte, die Übung sei zu Ende, und dann mit gezogenem Schwert auf uns losstürmte, als wir gerade den Exerzierplatz verlassen wollten … Die Lehre, die wir daraus ziehen sollten, lautete: Traue deinem Gegner erst, wenn er in Verwesung übergegangen ist –« Aber dann überlegte ich es mir noch einmal und fügte hinzu: »– oder wenn du ihn gut verschnürt hast!«
    Meto antwortete mit einem ironischen: »Pardon!«
    Er stand direkt über mir. Jetzt hatte alle Verstellung ein Ende, und meine Zweifel waren verflogen. In dem Augenblick, in dem er mir den Schlag versetzte, hatte er seine Schuld gestanden.
    »Wo ist Helena?« wollte ich wissen.
    »Ich habe sie hinausgebracht.«
    Ich versuchte, die Unruhe in meiner Stimme zu bändigen, aber diese Mitteilung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher