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Silbermantel

Titel: Silbermantel
Autoren: Guy Gavriel Kay
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finsterer, gewalttätiger Männer.
    Und den Zwergen. Sie drehte sich um und sah, dass Matt Sören mit ausdruckslosem Gesicht zu Brendel hinüberschaute.
    »Dies ist mein erster Rat«, führte der Lios weiter aus. »Der andere hat mehr mit der Sache selbst zu tun. Sollte Rakoth sich gerade jetzt erst befreit haben, dann lässt sich Starkadh, sogar mit seinen Kräften, nicht sogleich wieder aufbauen. Er hat sich zu früh bemerkbar gemacht. Wir müssen angreifen, ehe diese Festung seine Macht aufs Neue im Eis verankert. Ich rate euch allen, im Anschluss an diese Versammlung aufzubrechen und unsererseits dem Entwirker den Krieg zu bringen. Wir haben ihn einmal gefesselt, und wir werden es ein zweites Mal tun!«
    Er glich einer Flamme; er feuerte sie alle an mit seiner brennenden Entschlossenheit. Sogar Jaelle, sah Kevin, hatte einen Anflug von Röte im Gesicht.
    »Keiner«, äußerte sich Aileron dazu und erhob sich wieder, »hätte meine eigenen Gedanken deutlicher zum Ausdruck bringen können. Wie denken die Dalrei darüber?«
    Durch die nun aufgeladene Atmosphäre trat Levon vor, nicht ganz sicher in seiner Rolle, aber gefasst, und Dave überkam Stolz, als er seinen neuen Bruder sagen hörte: »Nie in unserer langen Geschichte haben die Reiter das Großkönigtum in Zeiten der Not im Stich gelassen. Ich bin in der Lage, euch allen mitteilen zu können, dass die Söhne Revors den Söhnen Conarys und Colans in die Rükwüste und darüber hinaus folgen werden in den Krieg gegen Maugrim. Aileron, Großkönig, ich gebe mein Leben in Eure Hände, und mein Schwert; fangt damit an, was Ihr wollt. Die Dalrei werden zu Euch halten.«
    Leise trat Torc an seine Seite. »Und ich«, gelobte er. »Mein Leben, mein Schwert.«
    Ernst und mit hocherhobenem Haupt nickte Aileron ihnen beifällig zu. Ein wahrhaftiger König, dachte Kevin. Und von diesem Augenblick an war auch er dabei.
    »Und Cathal?« fragte Aileron und wandte sich Galienth zu. Doch es war eine andere Stimme, die seine Fragen beantwortete.
    »Vor tausend Jahren«, ließ sich Sharra, Tochter Shalhassans, Erbin Shalhassans, vernehmen, »haben die Männer des Gartenlandes im Bael Rangat gekämpft und ihr Leben gelassen. Sie haben in Celidon Krieg geführt und unter den hohen Bäumen Gwynirs. Sie waren am Sennettstrand, als die letzte Schlacht begann, und in Starkadh, als sie endete. So werden sie es auch diesmal halten.« Stolz stand sie vor ihnen allen, von blendender Schönheit. »Sie werden kämpfen und sterben. Allerdings möchte ich, ehe ich mich diesem Angriffsplan anschließe, noch eine andere Stimme hören. In ganz Cathal wird über die Weisheit der Lios Alfar gesprochen, ebenso viel jedoch, wenngleich oft mit einem darein verwobenen Fluch, über das Wissen der Jünger Amairgens. Was haben die Magier Brennins vorzubringen? Ich möchte die Ansicht von Loren Silbermantel hören.«
    Und mit einem Anflug von Bestürzung erkannte Kevin, dass sie recht hatte. Der Magier hatte kein einziges Wort gesagt. Kaum hatte sich seine Anwesenheit bemerkbar gemacht. Und lediglich Sharra war das aufgefallen.
    Aileron, sah er, schien den gleichen Gedankengang verfolgt zu haben. Sein Gesicht war plötzlich voller Besorgnis.
    Und selbst jetzt zögerte Loren noch. Paul packte Kevins Arm. »Er möchte nicht sprechen«, flüsterte Schafer. »Ich denke, ich werde –«
    Doch welche Einmischung er auch vorgehabt haben mochte, sie wurde dadurch verhindert, dass laut gegen die mächtigen Portale am anderen Ende des Saals geklopft wurde, und als sie sich überrascht danach umdrehten, wurden die Türflügel geöffnet und herein kam eine Gestalt und ging, begleitet von zwei Palastwachen, zwischen den hohen Säulen hindurch auf die Versammelten zu. Der Mann schleppte sich vorwärts mit den kraftlosen, zögernden Schritten, die absolute Erschöpfung kennzeichnen, und als er näher kam, sah Kevin, dass es sich um einen Zwerg handelte.
    In die beredte Stille hinein war es Matt Sören, der vortrat. »Brock?« flüsterte er.
    Der andere Zwerg sagte nichts. Er ging nur weiter, immer weiter, als halte ihn allein seine Willenskraft in Bewegung, bis er den gesamten Großen Saal durchschritten hatte bis zu der Stelle, wo Matt stand. Und dort ließ er sich endlich in die Knie sinken, und rief mit einer Stimme, aus der unendliche Qual sprach: »O mein König!«
    In jenem Augenblick wurde Matt Sörens eines Auge wahrhaft zum Spiegel seiner Seele. Und alle sahen sie darin einen unstillbaren Hunger, die tiefste,
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