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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge
Autoren: Jim Butcher
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nehmen.«
    »Was?«
    »Ich habe gerade einen Brief von Larry Fowlers Anwalt geöffnet. Der Kerl will mich verklagen, weil ich sein Auto und sein Studio ruiniert haben soll.«
    »Das kann er doch nicht beweisen«, sagte Susan. »Oder doch?«
    »Ob er es kann oder nicht, erst einmal muss ich ein Vermögen für einen eigenen Anwalt aufwenden. Dieser schleimige Mistkerl.«
    »Dann tut es mir leid, dass ich noch mehr schlechte Neuigkeiten habe. Ortega ist wieder in Casaverde und erholt sich. Er hat seine stärksten Ritter zu sich gerufen und verbreitet überall, dass er vorbeikommen und dich persönlich töten will.«
    »Es ist schon ein Kreuz mit diesen Vampiren. Erkennst du die feine Ironie in dieser Formulierung? Gott, bin ich witzig.«
    Susan sagte etwas auf Spanisch zu jemand anders und seufzte. »Ich muss los.«
    »Nonnen und Waisenkinder retten?«, fragte ich.
    »Von Hochhäusern springen. Ich sollte mir wirklich angewöhnen, Unterwäsche zu tragen.«
    Ich musste lächeln. »Du machst jetzt viel öfter als früher solche Scherze. Das gefällt mir.«
    Ich sah ihr trauriges Lächeln vor mir, als sie antwortete. »Hier stoße ich auf viele beängstigende Dinge«, sagte sie. »Irgendwie muss man lernen, damit umzugehen. Entweder man lacht darüber, oder man wird verrückt. Am Ende wirst du wie Martin, schottest dich einfach vor allem ab und versuchst, überhaupt nichts mehr zu fühlen.«
    »Du hast dich also für das Scherzen entschieden.«
    »Das hab ich bei dir gelernt.«
    »Vielleicht sollte ich Kurse geben.«
    »Keine schlechte Idee«, sagte sie. »Ich liebe dich, Harry. Ich wünschte, es wäre nicht so, wie es ist.«
    Mir wurde die Kehle eng. »Ich auch.«
    »Ich lasse dir meine Adresse zukommen. Melde dich, wann immer du Hilfe brauchst.«
    »Nur, wenn ich deine Hilfe brauche?«, fragte ich zurück.
    Sie atmete langsam. »Ja.«
    Ich hätte gern etwas wie »okay« gesagt, aber ich bekam keinen Ton heraus.
    »Mach’s gut, Harry«, sagte Susan.
    »Mach’s gut«, flüsterte ich.
    Das war es dann.
    Am nächsten Tag weckte mich das Telefon. »Grünschnabel«, sagte Ebenezar. »Du solltest unbedingt die Nachrichten sehen.« Damit legte er wieder auf.
    Ich frühstückte in einem Cafe in der Nähe und bat die Kellnerin, die Nachrichten einzuschalten.
    »… außergewöhnliche Ereignis erinnert an die Science-Fiction-Horrorgeschichten, die um die Jahrtausendwende aufkamen. Anscheinend ist ein Asteroid außerhalb des Dorfes Casaverde in Honduras abgestürzt.« Das Bild flackerte, dann sah ich die Luftaufnahme eines riesigen rauchenden Kraters. Im Umkreis von einem Kilometer waren sämtliche Bäume umgeknickt, und knapp außerhalb des Kreises der Zerstörung befand sich das ärmliche Dorf. »Allerdings gehen von Agenturen auf der ganzen Welt Meldungen ein, dass der sogenannte Meteor in Wirklichkeit ein deaktivierter sowjetischer Spionagesatellit gewesen sei, der seinen Orbit verlassen habe und auf die Erde gestürzt sei. Bisher liegen den Behörden noch keine Schätzungen über die Zahl der Toten oder Verletzten vor, die dieser seltsame, unwahrscheinliche Unglücksfall gefordert haben mag, es scheint jedoch ausgeschlossen, dass ein Bewohner des Anwesens den Einschlag überlebt hat.«
    Ich lehnte mich langsam zurück und schürzte die Lippen. Irgendwie war ich gar nicht so böse darüber, dass der Asteroid Dresden sich am Ende als alter sowjetischer Satellit entpuppt hatte. Außerdem nahm ich mir vor, niemals Ebenezar zu verärgern.
     
     
    Am nächsten Tag spürte ich Marcone auf. Das war gar nicht so einfach. Ich musste in der Geisterwelt eine Reihe von Gefälligkeiten einfordern, bis ich einen Leitstrahl hatte. Er kannte alle Tricks und wusste sich zu verbergen. Ich lieh mir Michaels Truck, um ihn zu beschatten. Der Käfer war zwar charmant, aber sehr auffällig.
    Marcone wechselte zweimal den Wagen und schaffte es sogar, das magische Gegenstück eines elektromagnetischen Störimpulses abzustrahlen, um meinen Leitstrahl zu verzerren. Ich musste blitzschnell nachdenken, aus der Hüfte etwas raffinierte Thaumaturgie vollziehen und meine ganze Kombinationsgabe einsetzen, um nicht die Fährte zu verlieren.
    Erst gegen Abend erreichte er sein Ziel, ein privates Pflegeheim in Wisconsin. Lässig gekleidet und mit einer Baseballmütze auf dem Kopf stieg er aus. Allein diese Diskrepanz zu seinem üblichen Erscheinungsbild machte mich höchst neugierig. Dann holte er einen Rucksack aus dem Auto und ging hinein. Ich ließ ihm etwas
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