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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge
Autoren: Jim Butcher
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schusssichere Gewebe. »Mein Glaube schützt mich, aber Kevlar hilft.«
    Ich lachte. »Hat Charity dich dazu gedrängt?«
    Michael setzte sich den kleinen Harry auf die Schultern. »Sie hat es selbst eingesetzt. Sie sagte, sie wolle sich nicht all die Mühe machen und einen Brustharnisch bauen, wenn ich am Ende doch noch durch eine Pistolenkugel umkommen könnte.«
    »Sie hat deinen Brustharnisch gemacht?«, fragte ich.
    Michael nickte. »Sie schmiedet alle meine Rüstungen. Sie hat früher Motorräder hergerichtet.«
    Meine Schulter pochte so heftig, dass ich den nächsten Satz verpasste. »Entschuldige, was hast du da gerade gesagt?«
    »Ich sagte, du musst deine Tabletten nehmen. Kannst du vorher etwas essen?«
    »Ich werde es versuchen.«
    Also aß ich Suppe. Es war anstrengend. Anschließend nahm ich ein Schmerzmittel und schlief traumlos.
    Im Laufe der nächsten zwei Tage konnte ich mir aus Gesprächen mit Michael und Sanya zusammenreimen, was geschehen war.
    Der große Russe hatte die Sache gut überstanden. Nachdem er mich und Michael aus dem Fluss gefischt hatte, hatte Marcone Murphy angerufen und ihr mitgeteilt, wo sie uns finden konnte. Sie war schon unterwegs gewesen und nur wenige Minuten später bei uns eingetroffen.
    Wie sich herausstellte, hatte Nikodemus die Besatzung des Zuges getötet. Die drei Ganoven, die wir gefesselt zurückgelassen hatten, hatten auf Giftkapseln gebissen und waren schon tot gewesen, als die Cops sie gefunden hatten. Murphy hatte uns vorsichtshalber zu Butters gebracht, denn wenn meine Schussverletzung gemeldet worden wäre, hätten Rudolph und Genossen mir das Leben zur Hölle gemacht.
    »Ich muss den Verstand verloren haben«, sagte Murphy, als sie mich besuchte. »Ich schwöre Ihnen, Dresden, wenn ich wegen der Sache Schwierigkeiten bekomme, ziehe ich Ihnen das Fell über die Ohren.«
    »Wir kämpfen auf der Seite der Guten«, beruhigte ich sie.
    Darauf verdrehte sie die Augen. »Ich habe die Leiche im Flughafen gesehen. Kannten Sie den Toten?«
    Ich blickte aus dem Fenster. Michaels drei jüngste Kinder spielten, von der nachsichtigen Molly bewacht, im Hof. »Er war mein Freund. Ich hätte an seiner Stelle dort sterben können.«
    Murphy schauderte. »Es tut mir leid, Harry. Sind Ihnen die Kerle entkommen, die dafür verantwortlich waren?«
    »Eher bin ich ihnen entkommen. Ich glaube, ich habe nicht mehr geschafft, als sie zu verärgern.«
    »Was passiert, wenn sie zurückkehren?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Falsch«, widersprach Murphy. »Die richtige Antwort auf diese Frage lautet, dass Sie es nicht genau wissen, aber ganz sicher Murphy sofort anrufen werden. Sie werden lange nicht so oft niedergeschossen, wenn ich in der Nähe bin.«
    »Das ist wahr.« Ich legte meine Hand auf die ihre. »Danke, Murphy.«
    »Irgendwann bringen Sie mich noch mal um den Verstand. Oh, und nur damit Sie’s wissen, Rudolph ist nicht mehr bei der Sondereinheit. Der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt mochte wohl seine kriecherische Art.«
    »Rudolph Braunnase«, sagte ich.
    Murphy grinste. »Wenigstens ist er nicht mehr mein Problem, jetzt darf sich die Dienstaufsicht mit ihm herumschlagen.«
    »Rudolph bei der Dienstaufsicht? Das kann nicht gutgehen.«
    »Wir erledigen die Monster, wie sie kommen.«
    Am vierten Tag inspizierte Charity meine Wunde und erklärte Michael, ich könne entlassen werden. Mit mir sprach sie kein Wort, was ich gegenüber früheren Begegnungen als Verbesserung empfand. An diesem Abend kamen Michael und Sanya zu mir. Michael brachte Shiros alten Stock mit.
    »Wir haben die Schwerter zurückbekommen«, sagte er. »Das hier ist für dich.«
    »Ihr wisst viel besser als ich, was damit zu tun ist«, erwiderte ich.
    »Shiro wollte, dass du es bekommst«, beharrte Michael. »Außerdem haben wir Post für dich.«
    »Wie bitte?«
    Er gab mir einen Umschlag und den Stock. Ich nahm beides entgegen und betrachtete nachdenklich den Brief. Er war mit gleichmäßig fließenden schwarzen Buchstaben beschriftet: »An Harry Dresden. Aber das ist deine Anschrift, Michael, und der Poststempel ist schon zwei Wochen alt.«
    Michael zuckte nur mit den Achseln.
    Ich öffnete den Umschlag und fand drinnen zwei Blätter. Eines war die Kopie eines ärztlichen Untersuchungsberichts, das andere ein handgeschriebener Brief. Er lautete:
     
    Lieber Mr. Dresden,
    wenn Sie diesen Brief lesen, bin ich tot. Die Einzelheiten weiß ich nicht, aber mir sind einige Dinge klar, die in den nächsten Tagen
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