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Silberhuf

Silberhuf

Titel: Silberhuf
Autoren: Alan Winnington
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schmierte es mit Butter. Silberhuf war fähig, langsam zu hinken.
    „Es wird nicht halten“, warnte Vater. „Wenn wir ganz langsam gehen, werden wir es vielleicht gerade schaffen, zu irgendeinem Transportmittel zu gelangen. Aber ich bezweifle das.“
    Langsam kletterten wir bergauf, oberhalb der Baumgrenze entlang. Silberhuf ging langsamer als ein Yak. Aber am Ende des Weges teilte er uns mit, daß das Lager schon wieder heiß sei und zu fressen anfing. Und als Vater erneut nachsah, schüttelte er unglücklich den Kopf und sagte: „Hoffnungslos. Es wird nicht einmal einen Tag halten.“
    Wir versuchten, provisorisch einen neuen Belag aus Patronenhülsen anzufertigen. Aber mit den Werkzeugen, die wir hatten, war es von vornherein klar, daß es niemals gehen würde, und am Ende schmiß Vater die Hülsen zu Boden.
    Wir waren in der Patsche. Ich konnte keinen Ausweg mehr sehen. Bei Silberhuf konnten wir nicht bleiben, aber wir konnten ihn auch nicht alleine zurücklassen.
    Es war eine jämmerliche Nacht. Es war kalt und öde auf dem nackten Grasland ohne Feuer. Ich verbrachte die schlaflosen Stunden damit, nachzudenken, wie wir Silberhuf mit uns zurücknehmen konnten. Doch ich kam zu keinem Resultat.
    Nach dem Frühstück hielten wir Kriegsrat.
    Vater sagte, Silberhufs Lager würden höchstens noch ein paar Kilometer halten. Was sollten wir tun? Wir überlegten hin und her. Da hatte Vater eine verblüffend einfache Idee. „Wir müssen irgendwo in der Nähe ein Versteck für Silberhuf suchen. Irgendeinen trockenen Platz, der vor Menschen geschützt ist. Am besten wäre eine Höhle! Weißt du, Jack, dann könnten wir beide, du und ich, einige der wertvollsten Juwelen mit uns nehmen und den Rest bei Silberhuf zurücklassen. Mit dem Geld, das wir für den Schmuck einlösen, werden wir uns einen besseren Jeep kaufen und eine neue Expedition ausrüsten.
    Ich werde einige Artikel schreiben — und natürlich weiter nichts verraten. Erwähnen könnte ich höchstens, daß unser Jeep unter einer Erdrutsche beerdigt ist. Dann hätten wir gleich einen plausiblen Grund für unsere vorzeitige Rückkehr. Wir werden sofort neue Nylonlager für Silberhuf, Infrarotfilme und Ersatzteile kaufen und alles eiligst hierher zurückbringen. Und dann ziehen wir los und machen uns mit frischem Mut auf die Suche nach den Schneemenschen.“
    Vater hörte nicht auf, begeistert von seinem Plan zu schwärmen. Nach einer Weile schien es fast, als hätten wir Glück im Unglück gehabt.
    Während er sich bemühte, Silberhufs Lager ein wenig gangbar zu machen, schwang ich mich auf mein Pferd, um mich in den Ausläufern des Gebirges nach einer geeigneten Höhle umzusehen. Es dauerte gar nicht lange, und ich hatte eine gefunden. Sie lag ungefähr anderthalb Kilometer vom Pfad entfernt. Ich ritt zurück, um Bericht zu erstatten.
    Wir brachten den ganzen Nachmittag damit zu, Silberhuf mit seinem lahmen Bein vorwärts zu helfen. Es war schon dunkel,als wir endlich unser Nachtlager aufschlugen. Das war mehr als traurig, denn morgen hieß es Abschied nehmen.
    Während Vater und ich in der Höhle schliefen, durfte Silberhuf seine letzte Nacht unter freiem Himmel draußen in der weiten Ebene verbringen. Am nächsten Morgen standen Silberhuf und mein Pferd einträchtig Seite an Seite vor der Höhle. Sie waren beide ganz und gar mit feinem weißem Rauhreif bedeckt.
    Zum Frühstück gab es kaltes Wasser und Tsamba.
    Nach dem Essen sagte Vater zu Silberhuf: „Es tut mir leid, alter Junge. Aber es ist soweit. Wir müssen uns für eine Weile trennen.“
    Silberhuf hinkte langsam in seine Höhle. Dort drehte er sich um, so daß er den Eingang im Auge hatte.
    Ich heulte die ganze Zeit, in der ich mit Vater die schwersten Steine, die wir nur schleppen konnten, aufstapelte, um damit den Höhleneingang zu vermauern.
    Als die Höhle fast zugebaut war, krochen wir beide hinein, um Silberhuf endgültig Lebewohl zu sagen.
    „Kommt bald wieder“, sagte Silberhuf.
    Das waren seine letzten Worte.
    „Natürlich, sobald wir alles erledigt haben“, antwortete Vater.
    Und während er das sagte, schaltete er die Batterien aus. Sofort hielt der Motor an, und Silberhuf war still, ganz still. Sanft küßte ich ihn auf die Nasenspitze.
    Danach kletterten wir wieder heraus aus der Höhle und schafften die letzten Steine an ihren Platz.
    Bevor sich mein Vater noch einmal bückte, lehnte ich mich schnell in die schmale Öffnung, die noch übrig war, und tätschelte Silberhufs
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