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Silberhuf

Silberhuf

Titel: Silberhuf
Autoren: Alan Winnington
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wie er erstarrte. Er drehte ein wenig an den Okularen, ließ das Glas sinken und drängte sich eilig an mir vorbei zu seinem Pferd.
    „Was . . .?“ fragte ich, aber er brüllte: „Los, Jack, sitz auf. Dreh dein Pferd rum. Du bleibst hier, Silberhuf.“
    „Was ist?“ wiederholte ich.
    „Sie haben uns eingeholt.“

Elftes Kapitel
    Vater zerrte sein Pferd herum, erklomm den schmalen Pfad und stürmte den felsigen Boden hinunter, so schnell, wie er das Pferd nur antreiben konnte. Als der Leichtere von uns beiden holte ich ihn kurz darauf ein.
    Er schrie mir zu: „Ich Idiot, die Brücke stehenzulassen! Wir müssen sie um jeden Preis erreichen und verteidigen.“
    Weiter sagte er nichts. Wir eilten so schnell als möglich vorwärts, bis wir die felsige Ecke erreichten und das Brückenende etwa hundert Meter entfernt vor uns lag.
    Ich sichtete einen der Banditen, der gerade die Brücke überqueren wollte, als Vater plötzlich seine Zügel hart anzog und auch mein Pferd zum Stehen brachte. In diesem Augenblick sauste eine Kugel von einem Felsen an meinem Kopf vorbei und flog pfeifend in die Luft. Vater glitt vom Pferd und ich auch. Der nächste Schuß brachte Vaters Pferd zur Strecke — ein sauberer Kopfschuß — es überschlug sich einmal und fiel dannüber die Kante des Pfads in die Tiefe. Ich habe den Aufprall nie gehört. Wir kamen zu spät.
    Aber die Banditen auch. Wir beobachteten den auf der Brücke, der — offensichtlich erschrocken — sein Pferd auf die andere Seite zurückdrängte, wo er aus unserem Blickfeld entschwand.
    Eine andere Kugel prallte gegen den Felsen, aber wir warenaußerhalb der Feuerlinie und auch aus der Gefahr, einen Prellschuß zu kriegen.

    Mein Vater nahm sein Gewehr von der Schulter und untersuchte es sorgfältig.
    „Niemand kann behaupten, daß es besonders gut mit uns steht, Jack“, sagte er mit jener Stimme und mit jenem Gesichtsausdruck, den er sich für die miesesten Situationen aufbewahrte. „Obwohl sie die Brücke im Augenblick nicht überqueren können.“
    „Sie werden es bestimmt nicht wagen, über die Brücke zu gehen“, sagte ich hoffnungsvoll.
    „Jetzt nicht, aber warte ab, bis es dunkel wird.“
    Und das würde gar nicht mehr so lange dauern. Der Schatten kroch schon die Berge hinauf, und man spürte die erste Kälte in der Luft. Wir lagen auf dem Boden und beobachteten die Brücke. Aber Minuten vergingen, und es war kein Lebenszeichen zu beobachten.
    „Sie haben allerdings einen Fehler gemacht, Jack“, sagte Vater endlich. „Dieser Bursche hätte auf diese Seite der Brücke rennen sollen und in Deckung gehen. Wir haben noch eine Chance, wenn es uns gelänge, zu diesem Ende vorzudringen.“
    Er ging den Pfad zurück nach unten und untersuchte dort den mit Unterholz bewachsenen Abhang auf unserer Seite der Brücke.
    Als er zurückkam, sagte er: „Behalte dein Gewehr und einige Patronen, Jack, und gib mir die übrige Munition.“
    Ich händigte ihm das ganze Bandelier mit Munition aus, das wir den Banditen abgenommen hatten.
    „Und jetzt“, sagte er, „richte deine Augen fest auf die andere Seite und schieße, sobald sich dort das geringste bewegt. Kümmere dich nicht um mich.“
    Er ließ mich diese Worte wiederholen, und dann ging er zurück, den Pfad hinunter, während ich meine Augen auf den Felsen richtete, hinter dem die Banditen waren — oder besser gesagt, hinter dem wir sie vermuteten. Weit und breit war keine andere Stelle, wo sie noch hätten sein können.
    Nach einer langen Zeit sah ich den schwarzen Hut eines der Banditen wenige Zentimeter über dem Felsen herausragen. Sorgfältig stellte ich mein Ziel durch das Zielfernrohr meines Gewehrs ein und zog den Abzug. Der Hut wirbelte durch die Luft, drehte sich herum und fiel in die Schlucht. Wahrscheinlich hatten sie ihn auf einen Stock gesteckt, aber immerhin war ich stolz auf meine Zielsicherheit.
    Das Licht wurde allmählich schlechter, aber ich konzentrierte mich ganz auf die Brücke. Außerhalb meines Blickwinkels gewahrte ich eine flüchtige Bewegung auf unserer Seite der Brücke.
    Es war für mich wie ein Schock, als das Expreßgewehr von Vater losging, gefolgt von seiner 12-mm-Schrotflinte.
    Und dann sah ich, wie sich etwas bewegte, und Vater war hinter dem Felshaufen verschwunden, der die Taue der Brücke hielt — er war zwar aus dem Blickfeld der Banditen, aber gleichzeitig auch außerhalb der Reichweite der Taue.
    Vater hatte seinen Standort enthüllt, und schon nach wenigen Sekunden
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