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Silberband 108 - Grenze im Nichts

Silberband 108 - Grenze im Nichts

Titel: Silberband 108 - Grenze im Nichts
Autoren: Perry Rhodan
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Kind – das es selbstverständlich nicht gab – war tolerant. Es fügte sich in die Gemeinschaft ein, ohne dabei seine eigene Persönlichkeit aufzugeben. Es war stets bereit, Unstimmigkeiten in der Gruppe auf friedlichem Weg zu lösen.
    »Wenn wir uns gegenseitig verprügeln«, flüsterte Dalanja, »dann bringen uns die Fremden bestimmt zurück nach Terra. Solche Kinder brauchen sie nicht! Wir müssen uns streiten, Krach machen, uns weigern, zu essen und zu schlafen. Wir müssen unartig sein!«
    Denver sah sie verdutzt an.
    »Das bringt nichts ein«, behauptete Saja altklug. »Wenn es sie stören würde, dass einer von uns so ist, dann hätten sie Jed längst zurückgebracht. Seit Denver hier ist, geht es ja, aber zuerst war ich mit ihm alleine. Ich kann dir sagen, das war eine Zeit! Die Fremden haben sich dennoch nicht darum gekümmert.«
    Dalanja hielt ihre Idee trotzdem für gut. Erst als sie Denver ansah, wusste sie, dass auch der Junge ihren Plan ablehnte. Dalanja schwieg enttäuscht. Sie erkannte sehr genau, dass es keinen Sinn hatte, länger darüber zu reden.
    Bobby hatte immer noch Bauchweh und weinte steinerweichend. Zu Hause war Dalanja die Jüngste; sie wurde von allen verwöhnt, und wenn jemand weinte, dann war sie das. Dementsprechend fühlte sie sich unfähig, den kleinen Jungen zu trösten. Instinktiv suchte sie Hilfe bei einer übergeordneten Instanz.
    Sie ging zu der einzigen materiell erscheinenden Wand und hämmerte mit der Faust dagegen. »Helft uns!«, schrie sie, so laut sie konnte. »Hört ihr nicht? Wir brauchen Hilfe!«
    Es war, als hätte sie ein Stichwort gegeben. Denvers erzwungene Ruhe zerbröckelte, Sajas kindlicher Spott verflog. Jed vergaß den Topf mit Pudding, und Bobby dachte nicht mehr an sein Bauchweh. Die Kinder warfen sich schreiend gegen die Wand und schlugen sich fast die Fäuste wund. Sie schrien um Hilfe, bis sie heiser waren. Erschöpft und gleichzeitig wie betrunken von ihrer eigenen Raserei, sanken sie schließlich zu Boden.
    »Geht schlafen«, sagte eine automatenhafte Stimme.
    Die Betten schoben sich aus den Wänden.
    Dalanja sah, dass alle anderen aufstanden und sich ein Lager für die Nacht suchten. Sie selbst rührte sich nicht von der Stelle. Sie war außerstande, nur einen einzigen Schritt zu tun. Und dann war in ihr ein seltsames Gefühl. Wenn sie sich in diesem Raumschiff zum Schlafen niederlegte, dachte sie, würde sie ihre Eltern niemals wiedersehen.
    Das Licht wurde weicher und erlosch schließlich fast ganz. Dalanja hörte die drei kleinsten Kinder weinen. Auch das ging vorbei. Nach einiger Zeit war es still.
    Dalanja rollte sich vor der Wand zusammen und dachte an ihren Vater, an die Bohnenfelder und andere, erdgebundene Dinge. Auf diese Weise wollte sie sich wach halten. Aber die Erinnerungen waren wohl das beste Schlafmittel.
    Dalanja träumte von dem Fremden, der sie auf den Arm genommen hatte. Im Traum hatte sie keine Angst vor dem reglosen Gesicht und den seltsam toten Augen. Sie erwachte und stellte fest, dass tatsächlich einer der Fremden sie durch grell beleuchtete Korridore trug.
    Sie war innerlich wie vereist und empfand weder Angst noch Freude – sie stand einfach über den Dingen. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder verlor sie den Verstand, oder sie bezog die Position des unbeteiligten Beobachters. Dalanja entschied sich für das Letztere.
    Der Fremde sagte kein Wort. Auch sonst war es unheimlich still in dem Raumschiff. Es schien, als schluckten die leuchtenden Wände jedes Geräusch. Nur wenn der Fremde eine solche Wand durchschritt, gab es ein scharfes Knistern um ihn und das Mädchen herum.
    Dalanja registrierte das alles, ohne länger darüber nachzudenken. Sie fragte sich nicht, wie groß dieses Schiff sein mochte – sie waren viele Minuten unterwegs. Ebenso fand sie es nicht weiter aufregend, dass sie in der ganzen Zeit keinem anderen Fremden begegneten.
    Schließlich erreichten sie einen Raum, der voll von den blau gekleideten Männern war. Überall standen sie herum, starrten vor sich hin oder taten Dinge, die Dalanja nicht verstand. Als Dalanja von dem Fremden auf den Boden gestellt wurde, drehten sich die anderen um und sahen sie mit ihren unheimlichen Augen an. Das Mädchen schauderte und machte sich klein.
    Lange Zeit geschah nichts. Dann entdeckte Dalanja einen Fleck an der Wand, und während sie hinsah, entstand dort eine Art Bildwiedergabe. Die Erde wurde sichtbar, schwoll schnell an, dann erschien unter grauen
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