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Silberband 101 - Eiswind der Zeit

Titel: Silberband 101 - Eiswind der Zeit
Autoren: Perry Rhodan
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sprichst von Tlagalagh wie von einem lebenden Wesen.« Mabel seufzte.
    »In gewissem Sinne ist die Stadt das auch: ein hochkomplizierter technischer Organismus, der für seine Bewohner sorgt und sie behütet.«
    »Dieser Organismus hat uns zu Ameisen gemacht!«, sagte Mabel vorwurfsvoll.
    »Tlagalagh hat uns verkleinert, damit wir eintreten konnten. Du wusstest, was geschieht, wenn du durch das Tor gehst. Dennoch hast du es nicht erwarten können. Warum bist du nicht einfach draußen geblieben, Mabel?«
    Sie stemmte entrüstet die Fäuste in die Hüften und funkelte ihren Bruder an. »Auch wenn du das schwarze Schaf der Familie bist, Guy, ich konnte dich nicht allein in dieser lasterhaften Stadt lassen.«
    »Lasterhafte Stadt?«, entgegnete er verblüfft. »Nenne mir ein einziges Laster, dem man hier frönen kann – und ich werde es tun!«
    »Du säufst!«
    »Nur meinen eigenen Bourbon-Vorrat – und auch den nur in Tausendsteln eines Tropfens.«
    Guy Nelson blickte aus zusammengekniffenen Augen zu dem violetten Himmel hinauf, der sich über der Stadt wölbte. »Ich schlage vor, du gehst in unsere Wohnung zurück«, sagte er bedächtig. »Ich werde noch eine Weile hier warten und später nachkommen.«
    »Worauf willst du warten?«
    »Auf ein Zeichen von Tengri Lethos – oder auf etwas anderes, das mir verrät, was geschehen ist.«
    Mabel zögerte eine Weile. »Wenn du hier bleibst, kannst du wenigstens keinen Whisky trinken«, meinte sie schließlich.
    Nachdem seine Schwester wieder in dem Turm verschwunden war, wartete Guy Nelson noch einige Minuten, dann schlenderte er zum Nachbargebäude. Er betrat eine große Halle, in deren Wände zahlreiche Vertiefungen eingelassen waren. In den Nischen standen die Statuen unterschiedlicher Lebewesen. Keines glich einem Menschen oder dem Vertreter einer anderen bekannten Spezies.
    »Bitte entschuldige die Störung, Bruder!«, sagte Guy zu einer der Statuen. Er griff um sie herum und holte eine mit Bourbon gefüllte Flasche dahinter hervor.
    Anschließend verließ er das Gebäude wieder. Draußen setzte er sich, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, öffnete die Flasche und nahm einen großen Schluck. Blinzelnd schaute er über den weiten Platz.
    »Ich trinke auf dich, Tengri Lethos!« Nach einem zweiten kräftigen Schluck fügte er hinzu: »Und ich trinke darauf, dass Mabel nichts davon merkt, dass die Zeit in Tlagalagh schneller abläuft als draußen. Dank der semiorganischen Fäden in den Anzügen, die der Hüter des Lichts uns gab, altern wir nicht, noch erkranken wir. Wir werden also auch nach tausend Jahren so jung wie heute sein.«
    Er stieß auf, dann trank er weiter – und während sein Geist sich angenehm vernebelte, überlegte er, ob Tengri Lethos ebenfalls den Zeitunterschied bemerkt hatte, der zwischen Tlagalagh und draußen herrschte. Der Hüter des Lichts wusste vielleicht nichts davon, er mochte die minimalen Anzeichen, aus denen Guy Nelson auf den Zeitunterschied geschlossen hatte, übersehen haben. Schließlich war er längere Zeit nur damit beschäftigt gewesen, Tlagalagh aus der unsichtbaren Verankerung auf dem Planeten zu lösen und in dem Heliopark seines Ewigkeitsschiffs abzusetzen.
    Danach hatte der Hathor die Botschaft bekommen, die ihn veranlasste, den Rückweg nach Andromeda anzutreten. Guy fragte sich, wer der alte Bekannte von Tengris Eltern sein mochte. Es musste sich ebenfalls um einen Unsterblichen handeln, denn soweit Guy wusste, waren Tengri Lethos' Eltern seit Jahrhunderttausenden tot, ums Leben gekommen bei der Verteidigung von Andromeda gegen Invasoren, von denen es keine Spuren mehr gab.
    »Nichts besteht ewig«, sagte Guy angestrengt und trank einen weiteren Schluck.
    Wie ein Blitzschlag durchfuhr den Hathor die Erkenntnis, dass sein Ewigkeitsschiff unbekannten Gewalten zum Opfer gefallen war. Die Bildflächen an den Wänden der Steuerzentrale schimmerten in bläulichem Licht, in dem immer wieder ultrahelle Funken aufleuchteten. Sie zeigten nicht die Umgebung des Schiffes, wie sie es hätten tun sollen.
    »Ich brauche eine Lageanalyse!«
    »Die Außensensoren liefern keine Informationen«, teilte das semiorganische Gehirn des Ewigkeitsschiffs mit. »Die Reparatursysteme arbeiten mit höchster Intensität, um alle Schäden nach der Strukturerschütterung zu beheben. Fast alle inneren Systeme haben den Schock unbeschädigt überstanden. Durch Experimente konnte ich feststellen, dass von außen eine Schwerkraft von 1,34 Gravos auf
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