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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony
Autoren: Denise Danks
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auf mich, packte mich und drückte mich mannhaft an seine Brust.
    »Eines Tages lasse ich dich diese Worte auffressen.«
    »Gnade«, seufzte ich, und er ließ mich mit seinem Hundebabygrinsen los. Wir ließen uns in die großen, weichen Polster seines unordentlichen Sofas zurückfallen, immer noch mit Bierdosen in den Händen, und Charlie seufzte zufrieden und klopfte mir mit den spitzen Knöcheln seiner geballten Faust auf den Schenkel.
    »Es war wirklich wunderschön. Er hatte am Anfang ein paar Runden gewonnen und verwechselte das mit einer Strähne. Aber beim Poker geht’s nicht darum, wer die meisten Runden gewinnt, sondern darum, wer das meiste Geld gewinnt. Das begreifen manche Leute nicht.«
    »Naja, die Japaner haben die Neigung, sich erst mal um Marktanteile zu kümmern«, sagte ich.
    »Genau. Und sie stehen auf all den Gruppenkram. Aber Poker ist kein Mannschaftsspiel, verstehst du? Der Mann war kulturell ungeeignet dazu.«
    »Sumo ist kein Mannschaftsspiel, und Go auch nicht. Vielleicht war er einfach ein Verlierertyp.«
    »Kann sein, aber das sind ihre Spiele, George. Auf einem subtilen Level sind es Mannschaftsspiele — vertikale, gewissermaßen. Unverwechselbar japanische. Konventionen, Rituale, Ahnenkram, Shinto... all das. Poker gehört keinem. Es ist ein Raddampferspiel, ein Einzelgängerspiel, für Individualisten.«
    »Für Individualisten wie dich.«
    »Wie mich«, sagte er und schwieg einen Moment. »Schwer zu glauben, was?«
    Er zerdrückte die leere Bierdose in der Hand und warf sie quer durch den Raum in einen Papierkorb. Sie landete punktgenau mit einem Klappern, das vermuten ließ, daß er geübt hatte . Er stand auf und latschte in die Küche.
    »Nicht, wenn du gemogelt hast«, rief ich ihm nach.
    »Na, ich danke für dein Vertrauen. Erinnere mich daran, daß ich dich nicht als Zeugin der Verteidigung benenne«, rief er zurück.
    »Er muß sich seiner Sache sehr sicher gewesen sein, wenn er so viel gesetzt hat. Vielleicht hat er gemogelt«, sagte ich, als Charlie mit einer tropfenden Magnumflasche Dom Perignon in der Hand zurückkam.
    »Niemand hat gemogelt.«
    »Wenn eine Million Dollar auf dem Spiel stehen, kann ich mir niemanden vorstellen, der es nicht tun würde, außer vielleicht Mutter Teresa.«
    »Dann kannst du mich ja heiligsprechen. Ich habe nicht gemogelt.«
    »Was ist dann passiert? Hat er die Karten nicht verfolgt?«
    »O doch, aber entscheidender ist, er hat die Bluffs nicht mitbekommen. Lust auf ’ne Pizza hierzu, Blümchen?« fragte er, und der Korken flog mit einem Knall an die Wand gegenüber.
     
    Zwei Tage später erschien die Story in Technology Week, in ein paar überregionalen Blättern und wurde von Agenturen rund um die Welt übernommen. Ich kassierte ein hübsches Sümmchen, aber das war nur ein Bonus, verglichen mit der süßen Genugtuung meiner Rache. Charlie würde einen Anfall bekommen. Ich konnte es gar nicht erwarten, daß er anrief.
    »Du Biest«, sagte er.
    »He, ich fand, es war ein prima Foto von dir.«
    »Wo hattest du das her?«
    »Von Debbie.« Ein schreckliches Stöhnen kam durch das Telefon, als liege da jemand im Sterben. Dann brüllte Charlie in voller Lautstärke durch die Leitung.
    »Du hast mich angeschissen. Ich kann es nicht glauben. Warum?«
    »Ich konnte nicht glauben, daß du mich in Vegas versetzt hast.«
    »Du lieber Gott!«
    »Rache ist süß.«
    »Du lieber Gott!«
    »Hör mal. Ich habe geschrieben, der Typ war Koreaner. Da kommt nichts zurück, verstehst du? He, das war ein Spaß.«
    »Na, dann kannst du dich ja totlachen, während ich versuche, am Leben zu bleiben, verflucht.«
    »Weißt du vielleicht etwas, was ich nicht weiß?«
    »Eine Million Dollar sind eine Million Dollar. Herrgott. Es sind schon Leute für weniger umgebracht worden, Georgina.«
    »Hier in der Gegend schon für fünf Pfund in Kleingeld und ein Rentenheft, wie man hört.«
    »Ein feiner Trost.«
    »Beruhige dich, Charlie. Manchmal ist Prominenz eine bessere Versicherung als Unauffälligkeit. Aber sag mal, hast du dich denn vor eifrigen Käufern noch retten können?«
    »Das Telefon hat nicht stillgestanden, verflucht, und der Japs hat auch angerufen. Das ist es, was mir wirklich Sorgen macht.«
    »Warum?«
    »Er ist kein Profi.«
    »Du auch nicht.«
    »Nein. Naja, noch nicht.«
    »Und wieso macht er dir Sorgen?«
    »Einem Profi geht es nicht ums Geld, George. Ein Profi verliert bloß nicht gern.«
    »Warum spielen sie dann um Geld?«
    »Um die Punkte zu
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