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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen
Autoren: Linda Lael Miller
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ihr das Goldstück für ihre Mühen zu überlassen und zu verschwinden, die ganze Nacht über und den nächsten Tag hindurch zu reiten und nie an eine Rückkehr zu denken.
    Er hob den Kopf, und diesmal sa h er Verachtung in seinen Augen. Verachtung vor sich selbst. »Du reitest nirgendwohin«, sagte er wütend und wandte seinem Spiegelbild den Rücken zu.
     
    Olivia ging mit einer Laterne in der Hand nach draußen, fing eines der Hühner im Stall, drehte ihm den Hals herum und bereitete es für den Suppentopf vor, ein Talent, das sie erst nach ihrer Ankunft in Springwater entwickelt hatte. Bei den ersten paar Malen hatte sie sich fast übergeben müssen, doch jetzt konnte sie ein Beil schwingen, um das tote Huhn zu säubern und danach zu rupfen, wie es jede Farmerin in dieser Gegend tat.
    Als Mr McLaughlin auftauchte, gekämmt, gewaschen und mit einem ziemlich frischen Hemd, kochte der Vogel schon auf dem Herd, das Fenster über der Spüle war mit Dampf beschlagen, und das Haus wurde von köstlichem Duft erfüllt.
    »Ich habe Klöße gemacht«, sagte sie und fühlte sich nur etwas weniger nervös als zuvor, »und ich könnte Kaffee kochen. Das heißt, wenn er Sie nicht zu lange wach hält.«
    »Ich würde mich freuen, mal anderen Kaffee als meinen eigenen zu trinken«, erwiderte er. Er nahm nicht am Tisch Platz, obwohl dieser gedeckt war. Irgendwann hatte Jack McLaughlin, der Herumtreiber, wenigstens ein bisschen gute Manieren gelernt. Es war ermutigend, das zu wissen. »Vielen Dank.«
    Olivia nickte zum Tisch hin. »Nehmen Sie doch Platz, Mr McLaughlin. Es macht mir nichts aus, Sie zu bedienen. Dies ist schließlich kein gesellschaftlicher Anlass.«
    Er zögerte kurz, zog dann einen der Stühle zurück und setzte sich. »Haben Sie viele Pensionsgäste?«, fragte er, und es klang so zaghaft und verlegen, wie sie sich fühlte.
    Sie schüttelte den Kopf. Es war besser, ehrlich zu sein. Sie hatte Mr McLaughlins 20-Dollar-Goldstück, und sie war nicht bereit, es zurückzugeben, jedenfalls nicht kampflos. »Nicht viele«, sagte sie, hob den Deckel des Kochtopfes und blinzelte gegen einen Schwall Dampf an. »Die meisten Leute übernachten in der Springwater Station.«
    Er hob eine Augenbraue und schaute zu, wie sie am Spülbecken Wasser in eine blaue Kaffeekanne aus Emaille pumpte. »So? Wie kommt das?«
    Sie stellte die Kanne auf den Herd, nahm ein Glas mit Kaffeebohnen, das sie erst gestern bei Cornucopia im General Store gekauft hatte, und warf Kaffeebohnen in die Kanne. »Mrs McCaffrey - June - ist eine ausgezeichnete Köchin. Die Leute fühlen sich anscheinend zu ihr hingezogen, und auch zu ihrem Mann.«
    Er schwieg so lange, dass es Olivia auffiel, und sie blickte zu ihm. »Mr McLaughlin?«
    Er lächelte, doch es wirkte gezwungen. In Olivia keimte der Verdacht, dass ihr kostbarer Pensionsgast es womöglich bereits bereute, in ihrem Haus ein Zimmer genommen zu haben statt in der Station.
    »Muss ziemlich hart sein, sich den Lebensunterhalt auf diese Weise zu verdienen«, sagte er nach langem Schweigen.
    Olivia brauchte einen Moment, um zu erkennen, was er meinte: Er bezog sich nicht auf die McCaffreys und ihr blühendes Geschäft, sondern auf ihre eigenen jämmerlichen Bemühungen, sich über Wasser zu halten. Tante Eloise hat Recht gehabt, dachte sie und seufzte innerlich. Sie hatte nicht die robuste Art, um eine Pension an der Siedlungsgrenze zu betreiben; sie hätte in Ohio bleiben, häkeln und in der Sonntagsschule unterrichten und in würdevoller Armut von ihrer bescheidenen Erbschaft leben sollen.
    »Ja«, gab sie leise und ein wenig nachdenklich zu. »Ja, es ist hart. Ich nehme an, es macht mich zu einem echten Mitglied der menschlichen Rasse.«
    Er lachte. »Sie neigen nicht sehr zu Selbstmitleid, Miss Darling, oder?«
    Olivia benutzte zwei verkrumpelte Geschirrtücher als Topflappen, hob den Topf mit dem siedenden Huhn vom Herd und trug ihn zum Tisch. »Was würde das nutzen?«, entgegnete sie, stellte den Topf auf einen Untersatz auf dem Tisch und kehrte zum Herd zurück, um eine Schöpfkelle zu holen und die Kaffeekanne ein wenig zu schütteln. »Selbstmitleid, meine ich.«
    »Nicht viel, nehme ich an«, räumte er ein und legte die Hände auf den Tisch, die Finger ineinander gehakt. »Doch manchmal ist das die einzige Möglichkeit, das Mitgefühl anderer Menschen auf sich zu lenken.«
    Sie merkte, dass er scherzte, und hätte vielleicht gelächelt, doch der Kaffee begann zu kochen, und sie musste zum Herd
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