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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen
Autoren: Linda Lael Miller
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legte eine Pause ein und räusperte sich. »Sie werden im Voraus bezahlen müssen. Die zwei Dollar, meine ich.«
    Olivia kam es so vor, als lache er; es klang so tief, dass sie es nicht mit Sicherheit sagen konnte. »Fair genug«, sagte er. Er war im Begriff gewesen, den Hut aufzusetzen, aber jetzt hielt er ihn locker in seiner rechten Hand. »Mein Name ist Jack McLaughlin, wenn das wichtig ist.«
    Olivia betete stumm, dass er sie nicht in ihrem Bett ermorden würde - oder Schlimmeres -, entriegelte die
    Verandatür und öffnete sie. »Natürlich ist Ihr Name wichtig. Kommen Sie herein, Mr McLaughlin«, sagte sie. »Ich werde Ihnen Ihr Zimmer zeigen und das Abendessen auftragen, wenn Sie hungrig sind.«
    »Haben Sie einen?«, fragte er, als er in der Halle stand, größer als die hohe Standuhr an der Wand.
    Olivia zögert und hoffte, dass ihre Stimme nicht zitterte und verriet, wie sie sich fühlte: benommen und schwindelig, als sei sie soeben in der Dunkelheit über einen Abgrund gesprungen, im Vertrauen darauf, den Sturz in die Tiefe zu überleben. »Ein Zimmer?«, fragte sie verwirrt.
    Er lächelte. »Einen Namen.«
    Sie hob das Kinn. »Miss Olivia Wilcott Darling«, sagte sie. »Miss Darling wird reichen, wenn Sie wünschen, mich anzusprechen.«
    Noch nie in ihrem Leben hatte sie einen Mann rasiert, und sie hatte auch noch nie an so etwas Intimes gedacht, doch wenn sie Mr McLaughlin nur ansah, stieg in ihr der wilde Wunsch auf, ihre große Schere zu nehmen und all das hellbraune Haar abzuschneiden, und diesen schrecklichen Bart, der so viel von seinem Gesicht verbarg.
    »Dann also Miss Darling«, erwiderte er leichthin, immer noch mit dem Hut in der Hand.
    Olivia raffte ihre Röcke, gerade hoch genug, damit sich ihre Füße nicht im Saum verfingen, und begann, die breite Treppe hinaufzusteigen. Sie wagte nicht, zu Mr McLaughlin zurückzublicken, aus Furcht, ihm könnten Hörner und ein Teufelsschwanz wachsen, während ihr Rücken ihm zugewandt war. Sie fragte sich, welcher Dämon sie geritten hatte, als sie dieses Haus unbesehen nach einer Annonce in der Zeitung gekauft und dabei praktisch all ihr Geld bis auf den letzten Penny ausgegeben hatte. Was in aller Welt hatte sie in diese abgelegene und ländliche Umgebung gezogen, in der sie keine Menschenseele gekannt hatte. Sich im Wilden Westen niederzulassen, war der erste impulsive Entschluss gewesen, den sie jemals in ihrem langweiligen und eintönigen Leben gefasst hatte - kaum eine Woche nach Tante Eloises Beerdigung im Familiengrab in Simonsonburg, Ohio.
    Wie war sie nur auf den Gedanken gekommen, sie könnte fähig sein, eine Pension zu führen? Angesichts ihres Rufs, ungesellig zu sein, würde sie lange Zeit tot in diesem Haus liegen, bevor irgendjemand sie vermissen würde...
    »Ich mag nicht so aussehen, Ma'am«, sagte McLaughlin einen Schritt hinter ihr, als sie die Treppe hinaufstiegen, »aber ich bin ein Gentieman. Habe niemals in meinem Leben eine Frau angerührt - jedenfalls nicht entgegen ihren Wünschen.«
    Er hatte ihre Gedanken gelesen! Olivia wagte nicht, ihm ihr Gesicht zu zeigen, das sicherlich rot geworden war, weil ihr das Blut in den Kopf gestiegen war. »Ich habe keine Angst vor Ihnen oder irgendeinem anderen Mann«, erwiderte sie und mimte in ihrer Verzweiflung wieder die Kratzbürste. »Außerdem habe ich einen Revolver im Schrank neben meinem Bett und weiß damit umzugehen.«
    Beredtes und vielleicht etwas amüsiertes Schweigen folgte, und Olivia hatte ausreichend Zeit, um zu bedauern, dass sie ihr Bett erwähnt hatte, ganz zu schweigen von der Waffe, die sie bei ihrer Ankunft gekauft und kein einziges Mal abgefeuert hatte.
    Sie erreichte das beste der drei Gästezimmer, öffnete die Tür und trat zur Seite.
    Mr McLaughlin blieb einen Moment vor ihr stehen und trat dann ein. Im Zimmer war es dunkel. Und Olivia war gezwungen, hineinzugehen und die Lampe auf dem Tisch anzuzünden. Ihr Schein fiel auf das schlichte eiserne Bett mit seiner Wolldecke - eine der vielen, die sie in den Jahren der Krankheit ihrer Tante Eloise gehäkelt hatte. Im Zimmer standen auch eine Spiegelkommode und ein kleiner Waschständer, aber sonst nichts.
    »Das ist ja prima«, erklärte McLaughlin.
    Er zog seinen Mantel aus, und Olivia, peinlich berührt von der simplen, aber irgendwie männlichen Geste, spürte, wie sie schneller atmete und sich ihr Gesicht wieder rötete. Seine Anwesenheit schien den Raum zu füllen, sich zu jeder Wand hin auszubreiten, und sie
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