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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen
Autoren: Linda Lael Miller
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beschäftigt.«
    Savannah schaute sie lange schweigend an. Dann nickte sie und seufzte leicht. »Vielleicht beim nächsten Mal.«
    »Vielleicht«, erwiderte Olivia. Sie würde eine andere
    Ausrede parat haben, wenn ein weiterer gesellschaftlicher Anlass bevorstand, und Savannah wusste dies genau. Sie zögerte kurz, nickte noch einmal und machte sich dann eilig auf den Weg zum Haus von Rachel und Trey Hargreaves.
    Olivia schaute ihr nach, bis sie um die Ecke der Postkutschenstation von Springwater verschwunden war, und fühlte sich einsamer denn je.
    Springwater.
    Er zügelte den Rotschimmel, stützte einen Arm aufs Sattelhorn und ließ den Blick durch das Tal, die Quellen und die Ansammlung der Häuser inmitten der weitläufigen Wiesen schweifen. In der kleinen Stadt herrschte reger Betrieb, obwohl die ersten purpurnen Schatten der Abenddämmerung über die Landschaft krochen.
    Er seufzte lang gezogen. Er sollte kehrtmachen und in unbekannte Gebiete davonreiten. Die ganze Sache hinter sich lassen, ein für alle Mal.
    Andererseits würde er im kommenden Frühjahr 37 Jahre alt sein, und er hatte so lange unter falschem Namen gelebt, dass er schon zweimal überlegen musste, bevor er sich erinnerte, wer er in Wirklichkeit war. Verdammt, aber er war es leid, davonzureiten. Er hatte es satt, Lügen zu erzählen, mitten in der Nacht schweißgebadet und mit rasendem Puls aufzuwachen.
    Er würde sich vorläufig weiterhin Jack McLaughlin nennen; es war sinnlos, die Leute gleich zu schockieren. Sie waren jetzt alle älter, und der eine oder andere würde nicht mehr der Gesündeste sein. Es war besser, zunächst Distanz zu halten und alles langsam angehen zu lassen. Wenn er erst herausgefunden hatte, wie die Dinge standen, würde er entweder seine Karten aufdecken oder auf sein Pferd steigen und wieder davonreiten.
    Die Aussicht auf Letzteres behagte ihm nicht sehr, denn er sehnte sich nach einem Dach über dem Kopf, regelmäßigen, von einer Frau gekochten Mahlzeiten und richtigen Betten mit sauberen Laken. Aber wenn er eines in seinem Leben gelernt hatte, dann die Erkenntnis, dass nur Narren erwarteten, dies auf leichtem Wege zu erreichen.
    Er wartete noch einen Augenblick und beobachtete den Rauch, der blaugrau aus den Kaminen dieser kleinen Stadt aufstieg. Dann drückte er dem Rotschimmel leicht die Hacken in die Flanken und gab ihm die Zügel frei. Als sei er begierig darauf, in freundliche Gesellschaft zu geraten, setzte sich der Rotschimmel sofort in Bewegung—
    Es war fast dunkel, als er an ihrer Tür auftauchte, dieser hünenhafte, struppige Fremde. Er hielt den Hut in der Hand, und seine blauen Augen hielten ihrem fragenden Blick offen stand.
    »Man erzählte mir drüben im Brimstone Saloon, dass man hier ein Zimmer bekommen kann«, sagte er. »Haben Sie eins frei?«
    Olivias Haltung straffte sich leicht. Die meisten Reisenden übernachteten in der Springwater Station, wo sie June McCaffreys berühmte Kochkünste genießen konnten. Deshalb wurde sie von der Frage überrascht.
    » Ja«, antwortete sie reserviert. Sie konnte es sich nicht leisten, zu kühl zu sein; schließlich hatte sie Tante Eloises gesamtes Vermächtnis für den Kauf dieses Hauses ausgegeben, besaß nur noch ein paar letzte Dollar und brauchte zahlende Gäste. In Wirklichkeit hatte sie überhaupt keine Gäste, weder zahlende noch andere. Dennoch traf sie keine Anstalten, die Verandatür zwischen sich und dem Fremden zu öffnen.
    Sein Mund verzog sich nach einer Seite wie zu einem fragenden Grinsen, und Olivia war wie vom Blitz getroffen von seiner Ähnlichkeit mit - mit jemandem. Sie hätte nicht sagen können, wem er ähnelte, aber durch dieses plötzliche Gefühl des Vertrautseins entspannte sie sich ein wenig.
    »Es tut mir Leid, dass ich Sie behelligt habe, Ma'am«, sagte er und wandte sich ab. Er war groß und kräftig und hatte auffallend breite Schultern. Seine Kleidung - Jeans, ein farbloses Baumwollhemd, abgenutzte Chaps aus Wildleder und ein langer Mantel, wie ihn Revolverschwinger trugen - hatte ebenso bessere Tage gesehen wie seine abgetragenen Stiefel.
    »Warten Sie«, sagte Olivia und biss sich auf die Unterlippe.
    Er verharrte und wandte sich um.
    »Ich berechne zwei Dollar pro Woche, ohne Mahlzeiten«, erklärte sie und merkte selbst, dass sie zu hastig sprach, aber sie konnte ihren Wortschwall einfach nicht bremsen. »Vier, wenn Sie Frühstück und Abendessen wollen. Ich wasche auch Wäsche, aber die berechne ich stückweise.« Sie
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