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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen
Autoren: Linda Lael Miller
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fernen Hügel hoben sich schemenhaft von dem herbstlich satten Rot, Gelb und Braun der Landschaft ab, das tiefe Blau des Himmels rührte etwas in den Tiefen von Olivia Wilcott Darlings Herz an, und die frische Luft war ein Versprechen auf frühen Frost, vielleicht sogar Schnee.
    Olivia, die an diesem Oktobermorgen damit beschäftigt war, trockene Äste zu verbrennen, die vor einem Monat von Bäumen, Büschen und Fliedersträuchern in ihrem Garten weggeschnitten worden waren, hielt inne und legte eine Hand auf ihre Stirn. Der scharfe, herbstliche Geruch von Holzrauch weckte in ihr ein sonderbares, jedoch vertrautes Gefühl von fast betrübter Feierlichkeit. Obwohl sie dem Sommer mit seinen Päonien und Lilien und später den Rosen nachtrauerte, war der Herbst immer noch ihre liebste Jahreszeit. Sie liebte seine leuchtenden Farben und die Aussicht auf Kälte. Und in Augenblicken wie diesen - mit dem wohlriechenden und fröhlich prasselnden Feuer in der Nähe, mit ihrem schönen weißen Haus, das solide und imposant im Hintergrund aufragte - fühlte sie sich erwartungsvoll, als würde bald etwas geschehen. Etwas außerhalb des Normalen, etwas Wundervolles.
    Eine freundliche Frauenstimme riss sie aus ihren Träumereien. »Olivia? Kommen Sie mit zum Nähkränzchen bei Rachel? «
    Sie zwang sich, Savannah Parrish anzulächeln, die mit ihrem Mann und mehreren Kindern auf der anderen Straßenseite wohnte und an den Gartenzaun herangetreten war. Der Zaun war ordentlich gestrichen; sie hatte den jungen Toby McCaffrey im Frühjahr angeheuert, um die Pfosten weiß anstreichen zu lassen, und er hatte seine Sache gut gemacht.
    Savannah, eine hübsche Frau mit kupferfarbenem Haar, deren Augen vor Glück glänzten, war mit dem einzigen Arzt der kleinen Stadt verheiratet. Sie hatte Olivia frei heraus erzählt, dass sie einst eine Saloonbesitzerin und Tänzerin gewesen war, was Olivia damals verwundert hatte, denn so etwas hätten die meisten Frauen nicht einmal einer engen Freundin gegenüber zugegeben, geschweige denn einer Bekannten. Jetzt wartete Savannah in einem grauen Mantel und einem kornblumenblauen Wollkleid, den Korb mit Nähutensilien auf einem Arm, auf eine Antwort.
    Olivia schüttelte den Kopf, blickt kurz fort und sah sie wieder an. Man konnte nicht behaupten, dass die Frauen von Springwater sie mieden - sie wurde zu jeder Teegesellschaft, allen Wohltätigkeitsveranstaltungen der Kirche und jedem Nähkränzchen eingeladen. Einige Male hatte sie die Einladungen angenommen, sich jedoch inmitten all des fröhlichen Geplappers so fehl am Platze gefühlt, dass es ihr leicht gefallen war, einfach nicht mehr hinzugehen.
    »Wir nähen heute die Steppdecke für Cornucopia fertig«, erklärte Savannah lächelnd. »Wer hätte gedacht, dass dieser Trailboss eines Tages in die Stadt reiten, im General Store einen Beutel Tabak von ihr kaufen und um ihre Hand anhalten würde - einfach so?«
    Olivia bemühte sich, das Lächeln zu erwidern, doch sie schaffte es einfach nicht. Mit ihren zweiunddreißig Jahren hatte sie den Gedanken an eine Heirat und eine eigene Familie längst aufgegeben - sie war eine alte Jungfer, wie ihre inzwischen verstorbene Tante allzu oft gesagt hatte -, aber das hieß nicht, dass sie sich nicht manchmal danach sehnte. Sie konnte Cornucopia gut leiden, eigentlich mochte sie alle: Mrs McCaffrey, Mrs Wainwright, Mrs Hargreaves, Mrs Kildare, Mrs Calloway und natürlich Savannah und all die anderen, doch insgeheim beneidete sie die Ladenbesitzerin um ihr Glück. Es verstärkte nur das, was Tante Eloise stets gesagt hatte: Sie, Olivia, war zu groß, zu unscheinbar, zu mager, zu klug und viel zu streitsüchtig, um einem attraktiven Mann zu gefallen. Sie sollte diese Tatsachen akzeptieren und weiterleben wie bisher. Das Dumme war, dass dies nicht immer leicht war.
    »Ich - ich muss mich um dieses Feuer kümmern«, führte Olivia als Vorwand an. »Ich bin ganz rußig, und meine Kleidung riecht nach Rauch - zweifellos mein Haar ebenfalls. Bis ich mich zurechtgemacht und anständig angezogen habe, seid ihr mit dieser Steppdecke bestimmt längst fertig und habt sie als Geschenk verpackt und mit einer Schleife versehen.«
    Savannah schüttelte den Kopf, aber ihre Miene blieb freundlich. »Unsinn. Alle werden enttäuscht sein, wenn Sie nicht dabei sind.«
    Olivia blickte wieder zum Feuer, das bereits bis auf die Glut herabgebrannt war, und sah dann wieder Savannah an. »Es tut mir leid. Ich bin einfach - zu
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