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Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Titel: Sieben Tage: Thriller (German Edition)
Autoren: Deon Meyer
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Satz.
    Griessels Handy klingelte. Mein Gott, was war denn nun schon wieder? Er meldete sich.
    »Hallo, Bennie, ich bin’s, John Afrika. Cloete hat Bescheid gesagt, es wird ein kleiner Artikel auf Seite 14 des Weekend Argus und im Internet erscheinen. Wir sind zu spät gekommen. Das ist ein Riesenschlamassel, Bennie, ich sag’s dir. Ich wollte dich nur auf dem Laufenden halten. Streng dich an und bleib dran, Bennie, gib alles!«
    »Klar, General.«
    »Mach’s gut, Bennie.«
    »Sie haben mich durchschaut«, wiederholte Alexa.
    Er parkte vor ihrem Haus, holte den Haustürschlüssel aus ihrer Handtasche und stieg aus.
    »Lass mich nicht allein!«, flehte sie mit kindlicher Stimme.
    Er stieg wieder ein. »Ich lasse dich nicht allein. Ich möchte nur die Tür aufschließen.«
    Verständnislos sah sie ihn an. »Ich bin Alkoholikerin, weißt du.«
    Er nickte, stieg wieder aus, ging rasch zur Haustür, schloss sie auf, eilte zurück zum Auto und öffnete die Beifahrertür. »Komm, ich bring dich rein.«
    Alexa reagierte nicht, sondern wiegte sich wieder hin und her.
    »Bitte, Alexa.«
    Langsam hob sie ihren linken Arm. Er bückte sich, legte ihren Arm um seine Schultern, zog sie aus dem Wagen und stellte sie auf die Füße. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Schritt für Schritt bugsierte er sie durch das Tor und die Treppe zur Veranda hinauf. Ihre zweite Sandale rutschte ihr vom Fuß und fiel zwei Stufen hinunter. Sie schlurften durch den Flur bis zu ihrem Zimmer. Bennie setzte sie aufs Bett. Sie kippte schräg zur Seite um, mit dem Kopf auf die Decke. Griessel schaltete eine Nachttischlampe ein und blieb einige Augenblicke lang unentschlossen stehen.
    Er musste ihre Handtasche aus dem Auto holen. Den Wagen abschließen.
    Ihre Lippen bewegten sich, sie sagte etwas.
    »Alexa …«
    Er neigte den Kopf zu ihr und lauschte. Sie sprach nicht, sie sang. Das Lied, das sie damals berühmt gemacht hatte. »Soetwater.« Sie sang fast unhörbar, aber perfekt, notensicher, mit ihrer außergewöhnlichen, vollen Stimme.
    Ein Glas voller Sonnlicht, ein Kelch, so klein,
    Schenk Süßwasser.
    Ein Mund voller Liebe, ein Schluck voller Pein.
    Trink Süßwasser.
    »Ich schließe nur mal schnell das Auto ab«, sagte er.
    Keine Reaktion.
    Er beeilte sich. Auf dem Weg die Treppe hinunter erinnerte er sich daran, dass sie nach ihrem letzten Alkoholexzess versucht hatte, Selbstmord zu begehen, einen Tag, nachdem ihr Mann ermordet worden war.
    Er musste heute Abend bei ihr bleiben.
    Er holte die Handtasche, ihre Zigaretten und das Feuerzeug, raffte den Stapel Akten zusammen, schloss das Auto ab und eilte zurück.
    Mit ihrer ungeschickten Unterstützung hakte er die beiden großen Ohrringe los, legte sie auf das Nachtschränkchen und sagte: »Versuch, ein bisschen zu schlafen.«
    Sie sah ihn an, diesmal schon ein bisschen klarer und beherrschter. Sie öffnete leicht die Lippen, legte eine Hand um seinen Hinterkopf, zog ihn zu sich hin und küsste ihn. Ihr Mund war offen und nass, und er schmeckte den Alkohol. Sie zog ihn zu sich hinunter aufs Bett.
    Behutsam legte er die Hände auf ihre Schultern und schob sie sanft von sich weg.
    »Du willst mich also auch nicht!«, schluchzte sie.
    »Doch«, erwiderte er. »Aber nicht so.«
    Endlich sank sie zurück in die Kissen. Er hob ihre Beine an und legte sie auf das Bett. Sie drehte ihm den Rücken zu. Er ging auf die andere Seite des Bettes und schlug die Decke über sie.
    Dann schaltete er das Nachttischlämpchen aus und ging zur Tür.
    Dort blieb er stehen, sicher zehn Minuten lang, und lauschte auf ihre Atmung, bis sie ruhiger wurde. Bis sie schlief.
    Er schaute auf seine Armbanduhr. Zehn nach zwölf. Sonntagmorgen.

Tag 2
Sonntag

6
    Er arbeitete bis kurz vor drei.
    In dem Schlafzimmer neben dem von Alexa hängte er sein Jackett an einen Haken hinter der Tür, knöpfte das Hemd auf und rollte die Ärmel hoch. Dann setzte er sich auf einen Hocker vor die Spiegelkommode und nahm sich die dicke Akte vor. Es dauerte lange, bis er sich richtig konzentrieren konnte, weil seine Gedanken bei Alexa waren. Sie haben mich durchschaut. Wie kam sie nur darauf? Er hatte sie heute Abend auf der Cocktailparty beobachtet – diese Grazie, diese Präsenz, die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich in diesen Kreisen bewegte!
    Wie sie gelitten haben muss, dachte er. Wie sie an sich selbst verzweifelt sein muss, an ihrer Unsicherheit und der Sehnsucht nach musikalischem Erfolg. Wie ihr Mann sie fertig gemacht
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