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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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den Flur und ans Treppengeländer. Sie beugte sich darüber und suchte mit den Augen nach einem Weg durch die verschiedenen Brandherde. Den stechenden Schmerz ignorierend begann sie, die Treppe hinunterzugehen. Die Hitze in der Diele war unerträglich, und sie fürchtete, ihre Haare und Wimpern könnten jeden Augenblick verkohlen. Vor ihr löste sich ein glühender Balken von der Decke und zog beim Herabfallen einen roten Glutregen nach sich. Das Holz krachte ohrenbetäubend, die heiße Luft, die sie einatmete, versengte ihr fast die Lungen, so dass sie zu ersticken glaubte. Bei der letzten Stufe schoss ihr plötzlich ein derart heftiger Schmerz durchs Bein, dass es einknickte und sie der Länge nach auf den Boden fiel. Zumindest konnte sie in dieser misslichen Lage besser atmen und Kräfte sammeln. Zu ihrer Rechten wies die Mauer ein Loch auf. Sie müsste, um ihr Leben zu retten, nur die wenigen Meter kriechen. Doch zu ihrer Linken lag Reine auf dem Boden. Durch einen Schleier von Rauch begegneten sich ihre Blicke. Mit einer Handbewegung bedeutete ihr Reine, sich zu retten, und zeigte ihr den Weg.
    Schreiend vor Schmerzen richtete sich Mathilde auf. Sie biss die Zähne fest zusammen und bewegte sich auf Reine zu. Jeder Schritt war wie ein Dolchstoß ins Fleisch. Sie schob die glühenden Holzteile zur Seite und setzte ihren mühsamen Weg fort. Bei Reine angelangt, legte sie sich neben sie, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Ich werde Ihnen helfen aufzustehen und Sie dann stützen«, sagte Mathilde keuchend.
    Reine blinzelte als Zeichen der Zustimmung. Mathilde schob den Arm unter den Nacken der alten Dame und wollte sie aufrichten.
    Der Schmerz war unerträglich, und sie verlor das Gleichgewicht.
    »Rette dich«, sagte Reine. »Tu, was ich sage. Lass Zofia wissen, dass ich sie liebe, dass ich die Gespräche mit ihr sehr geschätzt habe und dass auch du mir ans Herz gewachsen bist. Du bist eine reizende Person, Mathilde, du hast ein großes Herz, du musst nur lernen, sorgfältiger auszuwählen, wem du es schenkst. So, und jetzt geh, bevor es zu spät ist. Ich wollte ja sowieso, dass meine Asche im Garten rund ums Haus verstreut wird. Von ein paar Einzelheiten abgesehen ist mein Wunsch ja erhört worden.«
    »Glauben Sie, es gibt eine Chance, dass ich weniger dickköpfig bin als Sie in Ihrem Alter? Ich verschnaufe kurz und mache gleich einen zweiten Versuch. Wir schaffen es entweder beide, von hier wegzukommen … oder eben beide nicht.«
    In diesem Augenblick erschien Lukas in der Öffnung. Er trat auf sie zu, kniete vor Mathilde nieder und erklärte ihr, wie sie sich alle drei aus diesem Glutofen retten würden.
    Er zog sein Jackett aus, legte es über Reines Kopf, um ihr Gesicht zu schützen, und hob sie vorsichtig auf. Nachdem er ihr ein Zeichen gegeben hatte, klammerte sich Mathilde an seinen Hüften fest und folgte ihm, an seinen Rücken gedrängt, der wie ein Schutzschild wirkte. Kurz darauf waren sie der Hölle entkommen.
    Lukas hielt Reine weiter in den Armen, während Mathilde sich in die von Zofia schmiegte. Schon waren in der Ferne die Sirenen von Feuerwehr und Ambulanz zu hören. Zofia half ihrer Freundin, sich auf dem Rasen des Nachbargrundstücks auszustrecken.
    Reine öffnete die Augen und sah Lukas an, wobei ein schelmisches Lächeln um ihre Lippen spielte.
    »Wenn mir jemand gesagt hätte, dass so ein attraktiver junger Mann …«
    Ein Hustenanfall hinderte sie daran, den Satz zu Ende zu sprechen.
    »Schonen Sie Ihre Kräfte!«
    »Steht dir gut, diese Märchenprinz-Seite, aber du musst ganz schön kurzsichtig sein, denn, ehrlich gesagt, hast du weit Besseres in Reichweite als das, was du auf dem Arm trägst.«
    »Sie haben sehr viel Charme, Reine.«
    »Ja, gewiss, so viel wie ein altes Fahrrad in einem Museum! Verlier sie nicht, Lukas. Glaub mir, es gibt Irrtümer, die man sich nie verzeiht! Wenn du mich jetzt bitte absetzen würdest. Ich glaube, jemand anderer wird mich abholen.«
    »Reden Sie keinen Unsinn!«
    »Und du mach keinen!«
    Die Ambulanz traf ein, und die Feuerwehr machte sich daran, den Brand zu löschen. Pilguez eilte zu Mathilde, während Lukas den Sanitätern half, Reine auf die Trage zu betten. Zofia folgte ihnen und stieg mit in die Ambulanz.
    »Wir treffen uns in der Klinik wieder, ich vertraue dir Mathilde an!«
    Ein Polizist hatte eine zweite Ambulanz angefordert, die Pilguez wieder abbestellte. Um Zeit zu gewinnen, wollte er Mathilde selbst zum Krankenhaus fahren. Er bat Lukas,
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