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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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antwortete Reine auf das Klingeln der Küchenuhr.
    Sie bückte sich, um das Gebäck aus dem Gasherd zu nehmen. Das heiße Blech war viel zu schwer, als dass sie es mit einer Hand hätte tragen können. Sie ließ die Tür des Backofens offen stehen und legte das Backblech auf einem Untersetzer ab. Sie gab Acht, sich nicht zu verbrennen, nahm ein Messer und begann, den Kuchen aufzuschneiden. Sie wischte sich über die Stirn und fühlte ein paar Schweißtropfen ihren Nacken hinunterlaufen. Normalerweise schwitzte sie nie: Es musste wohl an der Müdigkeit liegen, die sie seit heute Morgen verspürte. Sie ließ den Kuchen stehen und ging in ihr Schlafzimmer, um sich kurz auszuruhen. Als sie die Tür öffnete, ging ein Luftzug durch die Küche. Nach einiger Zeit kam Reine zurück, sah auf die Uhr und stellte die Tassen auf das Tablett. In ihrem Rücken erlosch eine der sieben Kerzen auf der Arbeitsplatte – es war diejenige, die am nächsten beim Gasofen stand.
    *
    Der Ford bog rechts in die Van Ness Avenue ein, und Lukas nutzte die Gelegenheit, um einen Blick auf seine Uhr zu werfen.
    Fünf Minuten blieben ihnen noch, wenn sie rechtzeitig ankommen wollten.
    *
    Reine ging an ihren alten Schrank und öffnete die Tür, deren Holz ein vernehmliches Knarren von sich gab. Ihre schöne Hand glitt unter den Stapel mit alter Spitze, ihre zarten Finger legten sich um das Album mit dem Einband aus brüchigem Leder. Sie schloss die Augen und roch daran, bevor sie es mitten im Wohnzimmer auf den Teppich legte. Jetzt brauchte sie nur noch Wasser aufzusetzen, dann wäre alles fertig; Zofia musste jeden Augenblick eintreffen. Sie fühlte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann, und bemühte sich, die aufkommenden Emotionen unter Kontrolle zu halten. Sie kehrte in die Küche zurück und fragte sich, wo sie die Streichhölzer hingelegt hatte.
    *
    Zofia hielt sich, so gut sie konnte, an der Halteschlaufe über der Beifahrertür fest. Ihr Lächeln wirkte verkrampft. Lukas grinste.
    »Wenn du wüsstest, wie viele Wagen ich schon gefahren habe, ohne dass sie auch nur einen einzigen Kratzer abbekommen haben! Noch zwei kleine Ampeln, und wir sind in deiner Straße. Jetzt entspann dich, es ist zwei Minuten vor fünf.«
    *
    Reine wühlte in der Schublade des Buffets, dann in denen des Fliegenschranks. Vergebens. Sie zog den Vorhang unter der Arbeitsplatte zur Seite und suchte alle Fächer ab. Als sie sich aufrichtete, verspürte sie ein leichtes Schwindelgefühl und schüttelte den Kopf, bevor sie ihre Suche fortsetzte.
    »Wo habe ich sie bloß hingelegt?«, brummte sie.
    Sie blickte sich um und fand die kleine Schachtel schließlich auf dem Rand des Herds.
    Wenn du am Meer ständest – würdest du das Wasser sehen?, dachte sie und drehte den Herdknopf.
    *
    Die Reifen des Ford quietschten in der Kurve. Lukas fuhr die Anhöhe von Pacific Heights hinauf, das Haus war nur noch hundert Meter entfernt. Er verkündete Zofia stolz, dass sie schlimmstenfalls fünfzehn kleine Sekunden Verspätung hätte. Er stellte die Sirene aus … und in der Küche zündete Reine das Streichholz an.
    Die Explosion drückte sofort alle Fensterscheiben des Hauses nach außen. Lukas machte eine Vollbremsung, der Wagen schlenkerte und konnte kanpp der Haustür ausweichen, die mitten auf die Straße geschleudert wurde. Zofia und Lukas starrten einander entsetzt an: Das Erdgeschoss stand in Flammen, und sie würden diese Feuerwand nicht überwinden können. Es war siebzehn Uhr … und zwanzig Sekunden.
    Mathilde war in die Mitte des kleinen Wohnzimmers geschleudert worden. Um sie herum war ein völliges Durcheinander: Das runde Tischchen, das ihr als Nachttisch gedient hatte, lag auf der Seite, der Rahmen über dem Kamin war zerbrochen, und tausend Glassplitter lagen auf dem Teppich verstreut. Die Kühlschranktür war aufgesprungen und hing schief in den Angeln, der Lüster schaukelte, nur noch an seinen Stromkabeln hängend, bedenklich hin und her. Beißender Rauch quoll aus den Ritzen des Holzbodens. Mathilde setzte sich auf und hielt die Hände vors Gesicht, um die Augen vor dem aufwirbelnden Staub zu schützen. Ihr Gips am Bein hatte auf seiner ganzen Länge Risse bekommen. Entschlossen zog sie die Ränder auseinander, bis er ganz aufgebrochen war, und warf ihn von sich. Sie nahm alle Kraft zusammen, stützte sich an der Rückenlehne des umgekippten Sessels ab und richtete sich mühsam auf. Sie hinkte um die Trümmer herum, öffnete die Wohnungstür und trat auf
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