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Sieben Stunden im April

Sieben Stunden im April

Titel: Sieben Stunden im April
Autoren: Susanne Preusker
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Fragen?
    Ich fahre fast jedes Auto fast überallhin. Nur Parkhäuser habe ich noch nie gemocht. Die Gründe liegen auf der Hand: an die Schranke fahren, Fenster runter, Ticket ziehen. Natürlich steht man zu weit vom Druckknopf weg, also zurücksetzen, was aber so gut wie nie geht, weil natürlich ein anderes Auto schon hinter einem wartet, Kerl am Steuer, genervter Blick. Dann alsoTür auf und versuchen auszusteigen, was aber auch so gut wie nie funktioniert, weil der Abstand nun auch wieder nicht so groß ist, dass die Tür geöffnet werden könnte. Dann bleibt nur noch die letzte Variante: Fenster ganz auf, abschnallen und sich so weit hinauslehnen, dass Pilates ein Scheißdreck dagegen ist. Aber wohl dem, der Pilates beherrscht – alle anderen sind an dieser Stelle wirklich gekniffen. Doch Pilates hin oder her – besonders elegant sieht das jedenfalls nicht aus. Aber das ist ja immer der Anfang. Das dicke Ende kommt erst danach: Parkplätze, die zu eng sind, meterdicke Betonpfeiler, die sich an den absolut falschen Stellen aus dem Nichts heraus materialisieren, andere Autofahrer, die wahl- und gerne auch lichtlos zurücksetzen, verloren gegangene Parktickets und so weiter und so fort. Doch leider kommt man manchmal um die Sache nicht herum.
    An einem Tag, an dem ich zaghaft dachte, ich sei vielleicht doch in meinem neuen Leben angekommen, musste ich einen Leihwagen aus Gründen, die zu einer anderen Geschichte gehören, in eine mir unbekannte Tiefgarage fahren. Währenddessen wartete eine Freundin vor dem Gebäude der Leihwagenfirma auf mich, um mich mit ihrem Auto wieder zurück nach Hause zu bringen. Es war der Erste Mai, der letzte sonnige Tag vor einer Reihe verregneter Wochen. Und dieser Erste Mai sollte einer der schwärzesten Tage in meinem neuen Leben, in dem ich eben doch noch nicht angekommen war, werden.
    Das kann ja nun wirklich kein Problem sein, dieses Auto irgendwo da drinnen zu parken. Einfach kein Problem. Anja wartet auf dich. Nun mach. Die Einfahrt sieht dunkel aus, wie ein finsterer Schlund. Sei nicht albern, es ist nur eine blöde Tiefgarage. Hast du feuchte Hände? Nein. Na also. Geht doch. Da ist das Ticket, Schranke hoch, fahr zu. Warum geht das gleich so steil nach unten? Warum ist das hier so eng? Und so dunkel. Es ist so dunkel h ier. Diese Mauern. Was für eine ätzende Einfahrt. Ich sehe nicht, was hinter der Kurve kommt. Ich muss hier wieder raus. Aber wie? Ich komme nicht raus. Ich muss jetzt da runter. Ich muss. Hier kann ich nicht wenden. Auf gar keinen Fall. Ich kann auch nicht rückwärts zurück. Ich muss runter. Bestimmt sind da gleich die Sixt-Parkplätze. Sie müssen einfach auf der nächsten unteren Ebene sein. Nein, sind sie nicht. Ich muss weiter runter. Hier ist kein Licht. Ich sehe keinen Ausgang. Es gibt keine Fenster. Ich bin unter der Erde. Ich muss noch tiefer unter die Erde. Noch eine Etage tiefer. Ich kann nicht. Ich muss raus hier. Ich bekomme keine Luft. Meine Hände. Meine Hände sind nass. Ich kriege keine Luft. Ich ersticke. Ersticke ich? Nein. Nein. Nein. Du erstickst nicht. Niemand erstickt in einer Tiefgarage. Das ist doch Quatsch. Fahr. Fahr zu. Du bist jetzt ganz unten, tiefer geht es nicht. Hier müssen irgendwo die Parkplätze sein. Konzentrier dich. Ich kann nicht. Ich muss hier weg. Du kannst nicht weg. Park dieses verdammte Auto. Wo? Wo denn nur? Da hinten ist ein Schild. Ich muss in die hinterste Ecke. Keine Fenster. Keine Luft. Ich bin allein und verlassen. Ich habe Panik. Meine Beine sind ganz weich. Sie werden mich gleich nicht tragen können. Ich kann nicht mehr. Warum holt mich niemand hier raus? Anja wartet. Anja wartet draußen. Park den Wagen jetzt. Fahr in die dunkle Ecke, park das Auto und verschwinde hier. Ja. Ja. Ich habe das Auto geparkt. Jetzt steige ich aus. Langsam. Es hat keinen Zweck, zu rennen. Ich kann nicht rennen. Ich bekomme doch keine Luft. Es ist so dunkel hier. Ich habe Angst. Wo ist der Ausgang? Ich sehe keine Treppe. Dieses Geräusch von den Ventilatoren, es ist so laut. Warum gibt es hier kein Fenster? Ich bin tief unter der Erde. Ganz allein. Mir ist übel. Wieder dieses Rauschen in den Ohren. Ist es mein Blut oder sind es die Ventilatoren? Wo ist der Ausgang? Bitte, bitte, bitte, lieber Gott, lass mich doch bitte den Ausgang finden. Da. Da ist eine Tür. Dahinter ein A ufzug. Nicht auch noch in den Aufzug. Das schaffe ich nicht mehr. Du musst. Du willst raus und das ist der einzige Weg. Geh zum Aufzug. Er bringt
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