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Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Titel: Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween
Autoren: Kai Meyer
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werden? Würden sie überhaupt je in ihre Welt zurückkehren können?
    An so etwas mochte Lisa gar nicht erst denken. Sie gab sich größte Mühe, hoffnungsvoll zu wirken. Jetzt zu verzweifeln, würde alles nur noch schlimmer machen. Und immerhin war es ihr gelungen, Toby so weit aufzubauen, dass er nicht mehr wie ein Häuflein Elend dastand und seinen ewig gleichen Satz an die endlose Tafel kritzelte.
    Er war nett, fand sie. Dabei hatte sie ihm früher kaum Beachtung geschenkt. Klar, er ging in ihre Klasse, sie wusste, auf welchem Platz er saß und wie seine Noten in Mathe waren. Aber gesprochen hatte sie noch nie mit ihm, nicht wirklich. Vielleicht mal hier ein Wort oder da eine Beschimpfung, wenn er oder einer von den anderen Jungs einen nassen Schwamm in die Reihe der Mädchen geworfen hatte. Erst hier, an diesem schrecklichen Ort, hatten sie begonnen, miteinander zu reden, und Lisa war erstaunt, wie sensibel und nachdenklich er war. Anders als alle Jungen, die sie kannte. Anders auch als Chris.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, stand er plötzlich auf, machte einen Bogen um den magischen Spiegel im Boden und trat zu ihr herüber.
    »Darf ich?«, fragte er scheu und deutete auf die leere Tischhälfte neben ihr.
    »Klar.«
    Toby setzte sich zu ihr auf die Schulbank, und nach kurzem Zögern tastete er nach ihrer Hand. Erst hatte er Mühe, ihr in die Augen zu schauen, doch als er es tat, strahlte sie ihn an. Seine Hand fühlte sich gut an. Allmählich wurde ihr klar, dass sie Trost genauso nötig hatte wie er.
    Gemeinsam saßen sie da und warteten. Auf Hilfe, auf Rettung.
    Darauf, dass Kyra und die anderen sie zurück in die Wirklichkeit holten.
     

Die vierte Alraune
    Die Treppe zum Schulkeller lag in völliger Finsternis. Sogar der Strahl der Taschenlampe schien Schwierigkeiten zu haben, die Düsternis zu durchdringen, so als sei das Dunkel dort unten greifbar wie schwarzer Schlamm.
    »Mir gefällt das nicht«, flüsterte Mara.
    Die beiden Mädchen standen am oberen Ende der Treppe und schauten unsicher in die Tiefe.
    »Lass uns gehen«, sagte Kyra leise. »Es bleibt uns ja doch nichts anderes übrig.«
    »Könnten wir nicht einfach die Polizei holen?«
    »Und was willst du denen sagen? ›Hey, Leute, da läuft ein Geist durch die Schule – ich glaube, es ist dieser alte Direktor!‹« Kyra schüttelte den Kopf. »Keine gute Idee.«
    Mara schwieg. Sie wusste natürlich, dass sie selbst die Schuld an dem ganzen Fiasko trug. Es brachte nichts, das abzuleugnen oder die Lösung des Ganzen auf andere abzuschieben. Tatsächlich konnte sie froh sein, dass Kyra und ihre merkwürdigen Freunde aufgetaucht waren. Allein hätte sie keine Chance gegen den Direktor gehabt.
    Sie wollten gerade losgehen, die Treppe hinunter zum Kellerarchiv der Schule und zur letzten Alraune, als hinter ihnen Schritte ertönten.
    Beide fuhren erschrocken herum.
    »Oh Mann«, entfuhr es Chris, als er mit Nils auf sie zulief, »euch ist nichts passiert!«
    Er umarmte Kyra erleichtert, ganz kurz nur, und doch lange genug, dass ihr ein warmer Schauder über den Rücken lief. Eilig verdrängte sie das Gefühl. Keine Zeit, über solche Dinge nachzudenken.
    Nils grinste sie an. »Ihr glaubt nicht, was wir erlebt haben!«
    »Doch«, erwiderte Mara trocken, »glauben wir.«
    Nils ließ sich davon nicht beeindrucken und wollte gleich alles erzählen, aber Kyra bremste seinen Mitteilungsdrang.
    »Später«, sagte sie. »Wir müssen erst runter ins Archiv und die vierte Alraune zerstören.«
    »Wo ist der Direktor hin?«, fragte Chris. »Wir dachten, er ist bei euch.«
    »War er auch. Aber dann ist er verschwunden.«
    »Glaubt ihr, er wartet da unten auf uns?«, fragte Nils.
    Mara verzog die Oberlippe. »Er wird wohl kaum mal eben aufs Klo gegangen sein, oder?«
    Er schenkte ihr einen mürrischen Blick, sagte aber nichts mehr.
    Gemeinsam machten sich die vier auf den Weg in den Keller der Schule. Alle hatten mit ihrer Angst zu kämpfen. Noch immer wussten sie nicht, was aus Lisa geworden war. Außerdem ahnte keiner, was der Direktor ihr antun mochte. Würde er mit seinem Rohrstock auf sie einschlagen? Würde er sie verhexen? Sie einfach auffressen wie ein Kannibale?
    Kyra schüttelte sich. Keine angenehmen Gedanken.
    Sie und Nils gingen als Erste, weil sie die Taschenlampen trugen. Mara war gleich hinter ihnen, denn nur sie kannte sich hier unten aus. Während ihrer Recherchen im Schularchiv war sie ein Dutzend Mal oder noch häufiger hier
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