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Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Titel: Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween
Autoren: Kai Meyer
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herabgestiegen. Nur sie wusste, welche Tür zum Archiv führte und wo die vierte Alraune versteckt war.
    Das Ende der Treppe mündete in einen langen Korridor. Er erstreckte sich durch tiefe Schatten nach rechts und links. Das Licht der Taschenlampen war zu schwach, um die beiden Enden des Gangs zu erhellen. Im Dunkeln sah es aus, als würde er sich bis ins Endlose fortsetzen. Ein kalter Luftzug wehte hier unten, es roch muffig und abgestanden.
    Nils rümpfte die Nase. »Hier stinkt’s.«
    »Das liegt an dem feuchten Mauerwerk.« Chris fuhr mit den Fingerspitzen über die Wand. Sie war übersät mit grüngrauen Schimmelflecken.
    »Kommt, weiter.« Mara schlug den Weg nach rechts ein und winkte sie hinter sich her. Sie übernahm jetzt die Führung, obwohl sie keine Lampe hatte. Sie fand den Weg auch so.
    Nils leuchtete mit der Taschenlampe an der Decke entlang. »Das müssen irgendwann mal runde Gewölbe gewesen sein«, stellte er fest.
    »Die Decke ist auf jeden Fall mit Gipsplatten abgehängt.«
    Kyra folgte seinem Blick. »Das heißt, dass es darüber einen Hohlraum gibt, oder?«
    Nils nickte.
    »Meinst du, der ist groß genug, um sich darin zu verstecken?«, fragte Kyra.
    »Groß genug schon. Allerdings glaube ich kaum, dass der Direktor es nötig hat, sich vor uns zu verkriechen!«
    Kyra zuckte die Achseln. »Er ist geschwächt. Er wird versuchen, uns eine Falle zu stellen.«
    Diese Vorstellung gefiel Nils überhaupt nicht. Während sie sich vorwärts bewegten, konnte er seine Blicke nicht von der Decke nehmen. Jeden Moment erwartete er, dass die Gipsplatten auseinander brechen und der Schatten des Direktors auf sie herabsinken würde – wie eine Riesenkrähe mit flatterndem Gefieder.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte Chris.
    »Zehn, zwanzig Meter«, erwiderte Mara flüsternd. »Da vorne um die Ecke rum, dann sind wir da.«
    Unbehelligt erreichten sie eine Gangkreuzung. Mara führte sie nach links, vorbei an ausgemusterten Stuhlreihen und leeren Schaukästen, die der Hausmeister hier abgestellt hatte. Die Taschenlampen erzeugten matte Reflexe auf den Scheiben, Lichtspiegelungen huschten wie Gespenster über die Wände.
    Noch immer entdeckten sie keine Spur des Direktors.
    »Ich möchte wissen, was der vorhat«, murmelte Chris.
    Nils nickte beipflichtend. »Er muss doch hier irgendwo auf uns warten.«
    Vor einer Tür am Ende des Gangs blieb Mara stehen. An dieser Stelle endete die Gipsverkleidung über ihren Köpfen, und sie konnten die hohe gewölbte Steindecke darüber erkennen. Noch immer rechnete Nils damit, dass der Direktor sich von dort auf sie herabstürzen würde. Die Tür des Schularchivs war aus dunklem Eichenholz und lief oben spitz zu.
    »Sieht ziemlich alt aus«, meinte Chris.
    Mara stimmte ihm zu. »Die stammt aus der Zeit, als das Gebäude noch keine Schule war. Der Keller ist fast dreihundert Jahre alt. Das, was wir heute Altbau nennen, hat man erst vor knapp hundertzwanzig Jahren obendrauf gesetzt. Die meisten Türen hier unten wurden später erneuert, aber die hier ist original von damals.«
    »Irgendwie hab ich kein gutes Gefühl dabei«, flüsterte Nils.
    »Immer, wenn wir so einen alten Kasten betreten, passiert irgendeine Katastrophe«, pflichtete Chris ihm bei.
    »Ihr geht doch schon länger hier zur Schule, oder?«, sagte Mara sarkastisch. »Und bisher ist noch nix passiert.«
    »Oh«, entgegnete Nils, »Katastrophen gab’s genug. Ich kann dir ja mal meine letzten Zeugnisse zeigen.«
    Kyra knuffte ihn grinsend in die Seite. Es machte ihr Mut, dass sie selbst in einer solchen Lage nicht ihren Humor verloren. Das war ein Punkt, den sie ihrem Gegner voraushatten. Fragte sich nur, ob ihnen das irgendwie helfen würde, wenn er sie mit seinem Zombiegesicht angrinste und ihnen seinen verfaulten Leichenatem ins Gesicht blies.
    Mara drückte die schwere Messingklinke herunter. Sie hatte die Form einer großen Hasenpfote und quietschte schrill.
    Nils runzelte die Stirn. »Jetzt weiß er auf jeden Fall, dass wir hier sind.«
    »Das weiß er so oder so«, flüsterte Kyra.
    Die Tür schwang nach innen. Sofort wehte ihnen der Geruch von altem Papier entgegen, vermischt mit irgendetwas anderem, Fremderem. Wie exotische Gewürze, nur unangenehmer.
    »Riecht wie bei deiner Tante im Laboratorium«, feixte Nils in Kyras Richtung. Ihre Tante Kassandra besaß einen kleinen Teeladen, in dem sie allerlei eigenwillige Teemischungen verkaufte. Laboratorium nannten die Freunde den Raum hinter dem Laden, in dem
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