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Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Titel: Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween
Autoren: Kai Meyer
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Rohrstock noch viel mehr als das – sie war seine magische Waffe, der Blitzableiter seiner erbeuteten Kraft.
    Kyra sprang auf die Beine und stieß sich noch in der Hocke nach hinten ab. Wieder ging der Schlag des Direktors fehl.
    Etwas flog heran und prallte mitten ins Gesicht des Untoten. Ein Buch! Als Kyra sich umschaute, sah sie, dass Mara und Nils jeder einen Stapel Bücher aus dem Regal gezogen hatten und damit nach ihrem Gegner warfen. Ein zweiter Treffer schmetterte ins Leichengesicht des Direktors, ein dritter krachte gegen seine Brust.
    Einen Moment lang war er irritiert. In seiner Laufbahn als Lehrer hatte er mit Sicherheit nie erlebt, dass ihn Schüler mit Büchern beworfen hatten. Widerworte, gewiss, vielleicht sogar eine Beschimpfung. Aber eine Attacke mit Büchern – mit Schuleigentum! –, das war zu viel!
    Das nächste Buch, das Nils nach ihm warf, wischte er mit einer unwilligen Bewegung aus der Luft, trat dann mit schnellen Schritten an Kyra vorbei und näherte sich Nils und Mara.
    Die beiden stoben auseinander, Nils nach links, Mara nach rechts. Dabei schleuderte jeder noch ein weiteres Buch, ehe sie genug damit zu tun hatten, den Nachstellungen des Direktors zu entkommen.
    Der Untote zögerte, dann folgte er Nils. Dabei handelte er sich einen weiteren Treffer von Mara ein, die ihm mit aller Kraft ein Buch an den Hinterkopf warf. Ein widerwärtiges Knacken ertönte, doch was immer auch unter dem Angriff zerbrochen war, es zeigte keine Wirkung auf den Direktor. Stattdessen setzte er weiter hinter Nils her, der jetzt an der Trennwand vorbeilief und von der anderen Seite aus versuchte, sie umzustürzen – er hoffte wohl, den Direktor unter den Brettern und Büchern zu begraben.
    Doch das Regal war stabiler als es aussah, und ehe Nils es auch nur zum Wanken bringen konnte, zischte bereits der Rohrstock in seine Richtung. Mit einem überraschten Keuchen sprang er zurück und verschwand im vorderen Teil des Archivs.
    »Er lenkt ihn von uns ab«, flüsterte Chris beeindruckt.
    Tatsächlich – der Weg zur Hintertür war frei.
    Als hätte der Direktor Chris’ Worte gehört, tauchte er plötzlich auf der anderen Seite der Regalwand wieder auf und baute sich als schwarzer Umriss vor der Tür auf.
    Mara eilte zu der Stelle, an der sie Nils zuletzt gesehen hatten. »Nils?« Angst klang aus ihrer Stimme. »Nils, wo bist du?«
    Einen Moment lang herrschte Stille, dann stolperte Nils plötzlich aus der Dunkelheit auf sie zu. »Sag bloß, du hast dir Sorgen gemacht?«
    Sekundenlang sah es aus, als würde sie es tatsächlich zugeben, doch dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig. Sie versuchte, wieder hart und unnahbar zu wirken. »Sorgen? Klar – so wie ein Babysitter um seine kleinen Hosenscheißer.«
    Nils grinste sie wissend an, verzichtete aber auf eine Erwiderung.
    Mara wandte sich verwirrt von ihm ab, und gemeinsam liefen sie zurück zu Kyra und Chris.
    »Wir kommen nicht zur Tür durch«, presste Kyra angespannt zwischen ihren Lippen hervor.
    Sie hatte Recht – jedes ihrer Ablenkungsmanöver war gescheitert, und es gab keine Hoffnung, dass ein neuerlicher Versuch mehr Erfolg haben würde. Der Direktor war zu schnell, auch ohne die magische Macht, die sie ihm genommen hatten.
    Kyra fragte sich verzweifelt, ob es nicht irgendeinen Weg gab, die Energie zurückzuhalten, die die letzte Alraune ihr abzapfte. Wenn sie den Untoten nicht länger mit Lebenskraft speiste, würde er ihnen bald nichts mehr entgegensetzen können.
    Aber, verflixt, sie war keine Hexe. Sie hatte nicht den geringsten Schimmer, wie sie die Macht in ihrem Inneren kontrollieren oder gar nutzen konnte.
    »Was ist das denn?«, raunte plötzlich Nils.
    »Was meinst du?« Chris schaute sich verwundert um, konnte aber nichts erkennen.
    Nils deutete mit einem Nicken zum Direktor hinüber, der immer noch reglos vor der Tür des Hinterzimmers stand. Seine überlegene Ruhe machte ihn noch bedrohlicher.
    »Ich seh nix«, sagte Mara.
    »Über ihm!« Nils’ Stimme klang eindringlich. »Über seinem Kopf – schaut mal genau hin.«
    Es fiel schwer, den Blick vom hypnotisch-hässlichen Gesicht des Direktors zu lösen; und doch schauten jetzt alle empor auf eine Stelle, die sich etwa vierzig Zentimeter über dem Kopf des Untoten befand.
    Dort baumelten zwei Füße aus dem Nichts!
    »Das … das sind Lisas Schuhe!« Nils bekam die Worte kaum heraus, so aufgeregt war er.
    In der Tat schwebten Lisas Füße über dem Direktor, ohne dass dieser
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