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Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Titel: Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe
Autoren: Kai Meyer
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Riesenkraken?«
    Lisa warf ihr aus aufgerissenen Augen einen Blick zu. » Kraken? «
    Doktor Bischof und der Professor schüttelten gleichzeitig die Köpfe. »Kraken können zwar so groß werden«, sagte Bischof, »aber die Fangarme sind zu dünn, als dass die Sensoren sie hätten registrieren können.« Er schluckte. »Die achtzehn Meter müssen massiv sein. Fleisch und Muskeln.«
    »Und Zähne«, flüsterte Nils im Hintergrund.
    Professor Rabenson starrte Bischof fassungslos an. »Mir wurde versichert, dieser Tauchgang sei vollkommen ungefährlich. Mister Simons selbst –«
    Der Tiefseeforscher unterbrach ihn. »Mister Simons sitzt irgendwo in Florida und sonnt sich. Er finanziert die KARTHAGO nur – er hat keine Ahnung, was hier wirklich geschieht.« Offenbar hielt Bischof nicht viel von seinem schwerreichen Geldgeber. »Aber was die Gefährlichkeit angeht – normalerweise kann nicht das Geringste passieren.«
    »Normalerweise«, äffte Nils ihn leise nach.
    Bischof fuhr fort. »Die Kapsel besteht aus dem härtesten Metall der Welt. Wir haben Sauerstoffvorräte für zweiundsiebzig Stunden an Bord, das ist ein Zigfaches von dem, was wir benötigen. Und wir stehen in ständigem Funkkontakt mit der S.I.M.-1 an der Oberfläche.«
    »Gute Idee«, sagte Professor Rabenson und griff nach dem Mikrofon des Funkgeräts. Ein Spiralkabel verband es mit der Konsole.
    »Kapsel an S.I.M-1«, sprach er hinein. »Rabenson an S.I.M.-1!«
    »Und was wollen Sie denen sagen?«, fragte Bischof zornig. »Dass sie uns eine Harpune hinterherwerfen sollen?«
    »Kapsel an S.I.M.-1«, wiederholte der Professor, ohne auf Bischofs Worte zu achten.
    Er erhielt keine Antwort.
    »Ist das Funkgerät tot?«, fragte Lisa mit flauer Stimme.
    Bischof riss dem Professor das Mikrofon aus der Hand. »Kapsel an S.I.M.-1«, sagte er laut. »Hier ist Bischof. Hey, Jungs, was macht ihr da oben? Hört uns keiner?«
    Der Lautsprecher blieb stumm.
    »Der Kontakt ist da«, murmelte Bischof. »Aber es antwortet niemand.«
    Rumms!
    Eine heftige Erschütterung ließ die Kapsel erzittern. Plötzlich brüllten alle durcheinander, klammerten sich an ihren Sitzen fest und gaben sich größte Mühe, nicht die Nerven zu verlieren.
    »Was zum Teufel ist das da draußen?« Professor Rabenson drückte einen Knopf an seinem Monitor, um den Bildausschnitt zu vergrößern. Doch das, was sie gerammt hatte, war bereits wieder aus dem Sichtfeld der Kameras verschwunden. Die Schwärze der Tiefsee schloss sich wie ein Samtvorhang.

Kyra schob instinktiv den Ärmel ihres weißen Overalls zurück. Die Sieben Siegel blieben unsichtbar. Normalerweise erschienen die magischen Male, sobald sich ihnen eine Kreatur der Finsternis näherte – Dämon, Geist oder Hexe –, doch jetzt war nichts zu sehen. Was immer es war, das die kleine Kapsel angegriffen hatte, es schien sich um einen natürlichen Gegner zu handeln.
    Auch wenn das bei achtzehn Metern Länge wahrscheinlich kaum noch ins Gewicht fiel.
    »Ich schalte jetzt auf Untersicht«, verkündete Bischof.
    Auf allen sechs Monitoren erschien das Bild jener Kamera, die sich an der Unterseite der Kapsel befand.
    Aus der Dunkelheit schälte sich ein finsterer Koloss, dessen Umriss entfernt an eine im Meer versunkene Kirche erinnerte: ein kantiger Metallblock, an dessen Seite sich ein Turm erhob, gespickt mit Sensoren, Radarschüsseln und Antennen.
    Die KARTHAGO – die geheime Forschungsstation an den zerklüfteten Hängen eines unterseeischen Gebirgszuges.
    Die Station klammerte sich mit Hilfe eines bizarren Netzwerks aus Gittern und Streben an die Flanke eines Berges, dessen höchsten Grat die Kapsel längst passiert haben musste. Wie die Landschaft darunter beschaffen war, war nicht auszumachen – sichtbar war nur, was die engen Kegel der Suchscheinwerfer beleuchteten. Alles andere blieb in der ewigen Nacht des Ozeans verborgen.
    »Wir sind gleich da!«, entfuhr es Bischof erleichtert.
    Er hatte den Satz kaum beendet, als die Kapsel erneut gerammt wurde. Heftiger diesmal. Kyra wurde so ruckartig in ihren Sitzgurt gezerrt, dass ihr ganzer Oberkörper schmerzte. Den anderen erging es nicht besser.
    »Ich hab’s gesehen!«, stieß Nils aus. »Es war gerade noch unter uns.«
    Jetzt hatten auch alle anderen einen Blick auf das Wesen erhaschen können – auf einen grauweißen Leib, so breit wie ein Straßenbahnwaggon. Und auf eine gewaltige Rückenflosse, die spitz und scharf aus ihm emporragte wie eine Messerklinge.
    Angst und Panik
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