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Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Titel: Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano
Autoren: Kai Meyer
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genauso.«
    Kyra war überstimmt, und das ärgerte sie. In Augenblicken, in denen das Vermächtnis ihrer Mutter in ihr die Oberhand gewann, konnte sie es nicht ertragen davonzulaufen. Es war, als zögen sie und die Kreaturen der Hölle sich an wie Magneten.
    »Wie ihr wollt«, sagte sie widerstrebend und griff nach der Fernbedienung. »Aber die nehme ich.«
    Die anderen wechselten verwunderte Blicke. Manchmal konnte Kyra verdammt seltsam sein.
    Hastig machten sie sich auf den Weg. Kyra steckte sich die Fernbedienung in die Tasche und trug das Horn in beiden Händen. Sie lief voran, die anderen folgten ihr.
    Chris versuchte im Laufen, Doktor Richardsons Handschrift zu entziffern. Eigentlich war das Lisas Spezialität, aber selbst wenn sie die Worte hätte lesen können, hätte ihr die fremde Sprache arge Probleme bereitet. Zwei Jahre Schulenglisch waren einfach noch nicht genug für solch eine Aufgabe.
    Sie waren etwa fünf Minuten unterwegs, quer durch das Dickicht, als Chris plötzlich stehen blieb.
    »Was ist?«, fragte Kyra.
    »Du hattest Recht«, sagte er. »Es ist das Horn.«
    » Was ist das Horn?«, wollte Nils wissen und verdrehte die Augen.
    »Die Lösung. Na ja, wenigstens ein Teil davon.«
    Nils drängelte sich an ihm vorbei. »Erst mal hauen wir ab, so war’s abgemacht. Komm, Lisa.«
    Seine Schwester seufzte und knuffte Chris in die Seite. »Du kannst uns das später erklären. Komm jetzt mit. Und du auch, Kyra.«
    Kyra brannte vor Neugier auf Chris’ Entdeckung, aber sie dachte auch an ihren Vater, der verletzt im Unterholz auf sie wartete und wahrscheinlich halb wahnsinnig war vor Sorge um sie. Erst mussten sie ihn vom Klostergelände herunterschaffen, dann würden sie weitersehen.
    Bald darauf überquerten sie den Weg und fanden Professor Rabenson unverändert am Fuß des steinernen Wasserspeiers. Er hatte vor Freude Tränen in den Augen, als er seine Tochter und die drei anderen wieder sah.
    Chris und Nils halfen ihm beim Laufen. Gemeinsam eilten sie zum Tor. Schon im Näherkommen drückte Kyra auf den Knopf der Fernbedienung. Diesmal ließen die Batterien sie nicht im Stich. Das Tor schob sich langsam zur Seite.
    Sie stürmten in weitem Abstand an dem zerstörten Jeep und den leblosen Kadavern der vier Gargoyles vorüber. Keiner schaute länger hin als unbedingt nötig. Es roch jetzt, als seien bei einem Grillfest die Würstchen angebrannt.
    Das Tor hatte sich erst zur Hälfte geöffnet, als sie hindurchliefen. Kaum auf der anderen Seite, presste Kyra zum zweiten Mal den Knopf. Erschöpft kamen sie alle zur Ruhe und sahen zu, wie sich das Tor wieder schloss.
    Jeder fürchtete, im letzten Moment könnten doch noch Gargoyles aus den Büschen springen und sich durch den Spalt in die Außenwelt zwängen.
    Doch nichts dergleichen geschah. Es sah fast so aus, als hätten sie zur Abwechslung einmal einen Sieg errungen.
    Kyra konnte sich nicht länger zurückhalten.
    »Also«, sagte sie voller Ungeduld und deutete auf den Block in Chris’ Händen. »Was, zum Teufel, steht da?«
    Er löste seine schweißnassen Hände von dem Papier und schaute mit unsicherer Miene von einem zum anderen.
    »Ihr werdet es ja doch nicht glauben«, sagte er leise.

Monstermusik
    Chris atmete tief durch. »Ihr kennt doch die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln, oder?«
    Kyra wurde immer unruhiger. »Was hat das mit –«
    »Wart’s ab«, entgegnete Chris. »Der Rattenfänger zog mit seiner Flöte durch die Stadt, und sobald die Ratten seine Musik hörten, mussten sie ihm folgen. So eine Art innerer Zwang, ungefähr als ob man plötzlich tierischen Hunger kriegt und den ganzen Kühlschrank leer isst.«
    »Oder nachts aufs Klo muss«, bemerkte Nils mit gerunzelter Stirn.
    »Sehr passend«, sagte Lisa mit strafendem Blick. »Wirklich sehr, sehr passend.«
    »Wie auch immer«, fuhr Chris fort. »Auf jeden Fall zwang der Klang der Flöte die Ratten, dem Fänger zu folgen. Und genau so ist es mit den Gargoyles.« Er warf einen weiteren Blick auf den Block und blätterte fahrig zwischen einigen Seiten hin und her. »Hier steht’s. Wer auf dem Horn spielt, hat Gewalt über die Gargoyles.«
    Professor Rabenson nickte nachdenklich. »Ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, wie Damiano diese Geschöpfe unter Kontrolle hatte. Wie führte er sie aus dem Kerker in seine Werkstatt? Und wie hat er sie überhaupt dazu gebracht, sich einsperren zu lassen? Jetzt kennen wir die Antwort.«
    Kyra wiegte das Horn ehrfurchtsvoll in den
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