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Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Titel: Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano
Autoren: Kai Meyer
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Augen verlor. Wenn sie jetzt mit dem Abstieg begannen, würde er es nicht einmal bemerken.
    »Wir müssen von hier verschwinden«, flüsterte er, als er sich zu den anderen umdrehte.
    Kyra nickte und wandte sich nach Westen. In dieser Richtung lagen der Zaun und das Tor.
    »Hast du die Fernbedienung?«, wandte Lisa sich besorgt an Chris, während sie und die beiden Jungen Kyra nachgingen.
    Chris zog das Gerät hervor und präsentierte es den anderen. »Damit müssten wir es schaffen.«
    Er sah Kyra an. »Was meinst du?«
    Sie seufzte und blieb stehen. »Ich bin nicht sicher, ob wir wirklich einfach abhauen sollten.«
    Sie wandte den anderen den Rücken zu, um nicht durch den Schrecken auf ihren Gesichtern von ihrem Entschluss abgebracht zu werden – denn einen Entschluss hatte sie gefasst. Und sie wusste, dass er ihren Freunden nicht gefallen würde.
    »Wie bitte?«, entfuhr es Nils perplex.
    »Wir sollen … hier bleiben?«, fragte Lisa. Sie und ihr Bruder waren selten einer Meinung, doch in diesem Fall gab es keine Zweifel an ihrer Übereinstimmung.
    Sogar Chris meinte: »Glaubst du, ich bin aus Spaß in Doktor Richardsons Raum gewesen?«
    Kyra atmete tief durch, dann drehte sie sich zu ihren Freunden um. »Wir sind die Träger der Sieben Siegel. Wir haben die Dinger nicht bekommen, damit sie uns sagen, wann wir weglaufen sollen – sondern damit wir wissen, dass wir etwas unternehmen müssen.«
    »Kyra«, sagte Lisa mahnend, »deine Mutter war eine Hexe. Sie war erwachsen. Sie wusste, wie sie mit alldem umzugehen hatte. Wir wissen das nicht, schon vergessen?«
    Kyra tat, als hätte sie Lisas Einwand gar nicht gehört. Stattdessen wandte sie sich entschlossen an Chris. »Hast du in Doktor Richardsons Raum noch irgendwas anderes Brauchbares gefunden?«
    »Außer der Fernbedienung?« Er deutete mit schiefem Grinsen auf das lange Horn in seinem Gürtel. »Willst du die Viecher damit vielleicht zurück in ihre Kerker knüppeln?«
    Kyra lachte nicht. Sie trat auf Chris zu und zog das Horn aus seinem Gürtel. »Ich darf doch, oder?«
    »Es gehört dir, wenn du willst.«
    Sie betrachtete das Horn von allen Seiten.
    Nils schaute nervös nach hinten. »Die Gargoyles können jeden Moment hier auftauchen, und du machst Wirbel um irgendein olles Trinkhorn …«
    »Das hier ist kein Trinkhorn«, stellte Kyra fest. »Es ist an beiden Seiten offen. Scheint ’ne Art Trompete zu sein.«
    »Klasse, lass uns Musik machen«, gab Nils vergrätzt zurück. »Bei unserem Talent werden die Monster von ganz allein zu Staub zerfallen.«
    Kyra wog das seltsame Horn in der Hand. »Ich spüre irgendwas«, murmelte sie.
    »Angst«, schlug Nils trocken vor. »Die spür ich auch. Jede Menge sogar. Deshalb würde ich sagen, wir sollten schleunigst –«
    »Was hast du noch gefunden?«, fragte Kyra, immer noch an Chris gewandt.
    »Das hier.« Er zog den Schreibblock aus dem Hosenbund. »Doktor Richardson hat Textstellen aus irgendeinem lateinischen Buch übersetzt.«
    Kyra bekam leuchtende Augen – und die anderen wussten, was das bedeutete. Kyra hatte Blut geleckt.
    »Zeig her«, bat sie aufgeregt.
    Chris reichte ihr den Block, und Kyra überflog die obere Seite. »Hm«, meinte sie stirnrunzelnd. »Ist auf Englisch.«
    Chris grinste. »Doktor Richardson ist … war Amerikanerin. Natürlich ist es auf Englisch.«
    Kyras Schulkenntnisse reichten nicht aus, um die handgeschriebenen Zeilen zu übersetzen. Sie reichte sie zurück an Chris. »Lies du’s«, sagte sie.
    Chris war im Ausland aufgewachsen, bevor sein Vater sich aus der Diplomatie zurückgezogen und ein Haus in Giebelstein gekauft hatte. Er hatte in einem halben Dutzend Ländern gelebt und war dort zur Schule gegangen. Er sprach fließend Englisch, Französisch, Spanisch, außerdem ein bisschen Italienisch und Griechisch – allerhand für einen Jungen in seinem Alter.
    »Gib her«, sagte er und begann, die Seiten zu überfliegen.
    Nils trat unglücklich von einem Fuß auf den anderen. »Würde es euch was ausmachen, dabei vielleicht weiterzugehen? Irgendwann wird denen auf dem Dach langweilig werden. Ganz bestimmt sogar.«
    Kyra schenkte ihm einen vernichtenden Blick, aber Lisa kam ihrem Bruder zu Hilfe. »Vielleicht könnten wir erst mal nach draußen … durch’s Tor, meine ich … Danach können wir immer noch überlegen, ob es einen Weg gibt, etwas gegen die Gargoyles zu unternehmen.«
    »Klingt vernünftig«, sagte Nils.
    Auch Chris blickte von dem Block auf und nickte. »Sehe ich
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