Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben Jahre und eine Nacht

Sieben Jahre und eine Nacht

Titel: Sieben Jahre und eine Nacht
Autoren: Emilie Rose
Vom Netzwerk:
Noch nie war sie so gemein behandelt worden. Wie sollte sie darauf reagieren? Vielleicht ihre Mutter um Rat fragen? Immerhin verfügte Lorraine über Erfahrung mit verzweifelten gefühlsmäßigen Auseinandersetzungen. Sie würde wissen, was zu tun war. Nein, besser nicht. In einer solchen Situation würde Lorraine vermutlich zur Flasche greifen – was ganz und gar nicht Renees Vorstellung von Problemlösung entsprach. Fieberhaft dachte sie nach.
    So wie es aussah, würde ihre Schwiegermutter nie aufhören, sie zu demütigen. Damit schienen künftige Auseinandersetzungen vorprogrammiert zu sein. Was würde es für das Baby bedeuten, in einer solchen Atmosphäre aufzuwachsen? Kein Kind verdiente das. Renee stand auf und trat ans Fenster.
    Ja, sie liebte Flynn. Aber mit ihrer Lebensgeschichte? Dass sie sich an die Samenbank gewendet hatte, war bei Weitem nicht das Schlimmste. Was, wenn jemand Einzelheiten zutage förderte, die Flynn noch mehr schaden würden? Ihr blieb keine Wahl: Um ihn und MC zu schützen, musste sie gehen.
    „In einem solchen Glashaus kann ich nicht leben, Flynn.“
    „Keine Angst, von Mutter haben wir nichts mehr zu befürchten.“
    „Das weiß man nie.“ Sie schluckte und kämpfte mit den Tränen. „Ich fahre nach Los Angeles.“
    „Gute Idee. Bleib eine Woche dort, und wenn du wieder da bist, ist die ganze Sache ausgestanden.“
    Renee atmete tief durch und nahm all ihren Mut zusammen. „Ich komme nicht zurück.“
    „Was soll das heißen? Und das Baby? Und was soll aus uns werden?“
    Unter diesen Umständen konnte sie vermutlich froh sein, dass noch keine Schwangerschaft eingetreten war. „Ich habe heute einen Test gemacht. Ich bin nicht schwanger. Darum habe ich ja den ganzen Nachmittag versucht, dich anzurufen.“
    Seine offenkundige Enttäuschung rührte sie zutiefst. „Dann probieren wir es eben weiter“, schlug er vor.
    „Ganz sicher werde ich kein Kind in einer Atmosphäre von Streit und Auseinandersetzungen großziehen. Es reicht mir völlig, dass ich das erlebt habe, als ich klein war. Wir haben keine Wahl, Flynn: Wir müssen uns trennen.“
    Auf keinen Fall würde sie denselben Fehler begehen wie ihre Mutter. Dieses Mal hatte sie der Versuchung in Gestalt der Cocktailbar noch widerstehen können – aber wie würde es weitergehen? Vielleicht brachte sie irgendwann einmal nicht genug Kraft auf. „Mein Anwalt ruft dich an.“
    Als Flynn sie an den Oberarmen fasste, spürte sie die Wärme seiner Hände – doch sie ließ das Gefühl nicht bis in ihr Herz dringen. Wie gern hätte sie geglaubt, dass alles gut wurde. Aber sie wusste es besser. „Und das war es dann oder was? Du gehst … einfach so!“
    „Vertrau mir, es ist besser so.“ Sie unterdrückte ein Schluchzen. Gerade weil sie ihn liebte, musste sie sich aus seinem Leben zurückziehen.
    „Dir vertrauen? So wie es aussieht, ist das das Letzte, was ich tun sollte. Bei der erstbesten Schwierigkeit läufst du davon!“
    Sosehr sie unter dieser Anschuldigung litt, auch jetzt erklärte sie ihm ihre wahren Gründe nicht. Selbst wenn Flynn sich bei MC nicht so wohlfühlte wie als Architekt, hatte er sich doch immerhin die Position als zweiter Geschäftsführer ausgesucht. Darin würde sie ihn so gut unterstützen, wie sie es eben vermochte. Und wenn dazu gehörte, dass sie ging, würde sie das tun. Besser, als wenn er mit einer Zeitbombe lebte, die jeden Moment hochgehen konnte. Flynns guter Ruf und der von MC sollten nicht durch Renee leiden.
    „Tut mir leid, Flynn“, sagte sie und ging an ihm vorbei nach oben. Sie konnte nur hoffen, das Schlafzimmer – sein Schlafzimmer – zu erreichen, bevor sich die Tränen nicht mehr aufhalten ließen.
    Sie verschloss die Tür hinter sich und packte eilig ihre Sachen zusammen. Wenn es schon sein musste, würde sie es gleich tun.
    Als sie ihre Koffer die Treppe hinuntertrug, stand Flynn starr und mit den Händen in den Taschen im Wohnzimmer. Er sah hinaus in die Dunkelheit. Überwältigt von ihren Gefühlen, versuchte Renee, Worte zu finden. Aber sie brachte keinen Ton heraus. Wie sollte sie ihrem Mann erklären, dass sie ihn zu sehr liebte, um zu bleiben?
    „Die restlichen Sachen lasse ich demnächst abholen“, sagte sie.
    Und dann verließ sie zum zweiten Mal den Mann, der ihr mehr bedeutete als alles andere.
    „Kommst du mit mir und den anderen zur Happy Hour in die Rosa Lounge?“, fragte Brock am Freitagnachmittag seinen Bruder.
    Flynn wandte den Blick von den Zahlen auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher