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Sieben Jahre und eine Nacht

Sieben Jahre und eine Nacht

Titel: Sieben Jahre und eine Nacht
Autoren: Emilie Rose
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körperlich und seelisch erschöpft, bemühte sie sich Tamara zuliebe um einen scherzhaften Ton. Die ganze Woche tat sie schon so, als ob es ihr gut ginge.
    „Vielleicht ein andermal?“, fragte Tamara.
    „Verschiebt jetzt bloß den Ausflug nicht meinetwegen! Nächstes Wochenende werde ich Stechmücken genauso wenig anziehend finden. Außerdem sind wir die kommenden vier Samstage ausgebucht.“
    „Aber …“
    „Nichts aber. Fahr mit deinen Mädchen – oder du bist entlassen“, befahl Renee scherzhaft.
    Tamara streckte ihr die Zunge heraus. „Du kannst mich nicht entlassen. Weil du die geheimen Zutaten zu meinem Salsarezept nicht kennst.“
    Renee lachte. „Das stimmt. Und ohne dieses Rezept könnte ich meinen Laden zusperren. Also, ich wünsche euch viel Spaß. Ich komme schon klar. Außerdem arbeite ich an einem noch feineren Karottenkuchen.“
    „Aber versprich mir, dass du dir etwas Ruhe gönnst.“
    Renee hatte die ganze Woche bis spät in die Nacht hinein gekocht und das Essen sozialen Einrichtungen zur Verfügung gestellt. „Spätestens um Mitternacht bin ich im Bett“, versicherte sie.
    Noch immer widerstrebend verabschiedete sich Tamara.
    Als sich Renee in der Küche umsah, fiel ihr der Holzstuhl ihrer Großmutter auf. Den Anblick des vertrauten Möbelstücks empfand sie als ausgesprochen tröstlich. Es war fast, als wäre ihre Großmutter noch da, um ihr durch diese schwierige Zeit zu helfen.
    Am Montag, wenn sie hoffentlich wieder klar denken konnte, würde sie eine Firma anrufen, die die Küche in Flynns Souterrain abholen und verkaufen sollte. Über den finanziellen Verlust würde Renee schon hinwegkommen. Aber das selbst auseinanderzunehmen, was sie und Flynn aufgebaut hatten, würde sie nicht verkraften.
    Da sie diesen Punkt nun entschieden hatte, wandte sie sich ihrem Mixer zu und dem Rezept mit den vielen Anmerkungen am Rand. Als es klingelte – nur wenige Minuten später, wie ihr schien –, sah sie auf die Uhr. Es war schon acht! Seit Tamara sich verabschiedet hatte, waren drei Stunden vergangen. Eigentlich sollten sie und ihre Kinder schon eingekuschelt in den Schlafsäcken liegen. Oder am Lagerfeuer Marshmallows grillen …
    Aber wer sonst sollte Renee unangemeldet um diese Zeit besuchen?
    Ihrer Mitarbeiterin war es zuzutrauen, dass sie mitsamt den Kindern und den Campingsachen hier auftauchte und darauf bestand, das Zelt im Garten aufzubauen. Nur damit Renee nicht allein war.
    Als sie zur Tür ging und dabei aus dem Fenster sah, bemerkte sie zu ihrer Verwunderung ein wegfahrendes Taxi. Renee schaltete das Licht auf der Veranda an und sah durch das Guckloch. Flynn!
    Mit klopfendem Herzen trat sie einen Schritt zurück. Was machte er hier? Sie ertrug es nicht, ihn zu sehen.
    Er klopfte. „Renee, ich weiß, dass du da bist. Bitte mach auf.“
    Sie liebte ihn. Und sie hatte ihn so tief verletzt, dass es nicht mehr schlimmer ging. Auch wenn sie es hatte tun müssen, zu seinem eigenen Wohl.
    Sie wischte sich die Hände an der Jeans ab, atmete tief ein und öffnete die Tür. Flynn sah müde aus, die Haare verstrubbelt, das Kinn unrasiert. Die Krawatte hing seitlich herunter, und der oberste Hemdknopf stand offen. „Was ist mit deinem BMW? Warum hast du ein Taxi genommen?“, fragte sie.
    „Ich bin mit einem Charterflugzeug gekommen, um schneller hier zu sein. Außerdem kannst du mich ohne Auto nicht so leicht hinauswerfen.“
    Obwohl sie es nicht wollte, musste Renee lächeln. „Ich könnte ja auch ein Taxi rufen.“
    „Das wäre frühestens in einer Stunde hier. Also bleiben mir sechzig Minuten, um dir gut zuzureden.“
    „Gut zureden? Mir?“
    „Renee, du darfst mich nicht verlassen. Ich liebe dich.“
    Sie rang nach Atem. Wie sehr hatte sie sich nach diesen Worten gesehnt. Aber nun war es zu spät.
    „Wir passen so gut zusammen. Niemand versteht mich so wie du. Und niemand liebt mich so.“
    Als er näher kam, trat sie einen Schritt zurück, um ihn hereinzulassen. Warum um alles in der Welt war er hier! „Flynn …“
    Zärtlich strich er mit den Fingerspitzen über ihre Wange, und Renees Protest schwand. „Du liebst mich doch auch. Gib es zu.“
    Leugnen ließ sich das nicht. „Es ist nicht so einfach.“
    Wie sollte sie es ihm nur erklären? Sie wandte sich um und ging voran ins Wohnzimmer. Auch wenn es sie unendlich traurig stimmte, sie musste ihm die Wahrheit sagen und abwarten, ob er dann noch zu ihr stand. „Flynn, es ist nicht wegen dir. Ich bin das Problem.“
    Er
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