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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich
Autoren: Amei Müller
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Interesse für diese Telefonanlage und meinte, daß es
eine kluge Idee wäre, die Leitung durch den Belüftungsschacht des Klos zu legen
und ob Andreas von ganz allein darauf gekommen wäre. Nun ja, es sei ihm nichts
anderes übrig geblieben, gab Andreas zu, denn die Mutti hätte sich einer
Bohrung hinunter zum Keller strikt widersetzt. Der Onkel wisse vielleicht, wie
sauer Frauen auf Dreck reagieren. Der Onkel nickte und sagte, daß er dies auch
schon erfahren habe und daß es für den Heimwerker eine große Schwierigkeit
bedeute. Er versprach dann, sich beim nächsten Besuch alles ganz genau
anzusehen. Andreas, hocherfreut, erbot sich, auch in der Wohnung des Onkels
eine solche Anlage einzubauen. Aber Tante Gitti, die mit halbem Ohr zugehört
hatte, rief: »Wir brauchen kein Telefon im Klo!« Und als ihr Mann sie scharf
anblickte: »O Himmel, das wird einen schönen Murks geben!«
    Mathias hatte sich neben den
Porschefahrer gedrückt. Sein Herz war voll von der Fahrt gestern, und sein Mund
floß über vom Lob des Porsche. Ach, wie gerne hätte er über dies Wunderwerk der
Technik gesprochen. Aber das Glück, das Andreas soeben genoß, Mathias wurde es
nicht zuteil. Der Harztiger nämlich war auf die andere Seite hin orientiert, wo
Fränzchen saß, traurig mit den Augendeckeln klimperte und Butter auf ein
Brötchen strich. Die beiden unterhielten sich mit gedämpften Stimmen, und zwar
über Altersunterschiede.
    »Was sind schon zwanzig Jahre!«, so
sprach der Harztiger.
    Mathias vernahm diese Worte mit
gelindem Grausen, denn er meinte, es handle sich um den Porsche. »Was, zwanzig
Jahre?« rief er. »Des isch aber arg viel!« Der Porschefahrer hierauf bedachte
ihn mit einem zornigen Blick, weshalb Mathias eilig hinzufügte: »Mer sieht’s em
aber net a, ehrlich!«
    Er versank in Brüten und bewegte dies
alles in seinem Herzen, dann wandte er sich noch einmal an die beiden, um sie
vor Schaden zu bewahren.
    »I tät en abschtoße! So schnell wie
möglich!«
    Florian erhob sich und hielt eine abschließende
Rede. Er dankte Vera und Michael für alle Mühe, die sie gehabt bei der
Vorbereitung dieses Treffens. Es wäre ein schönes Zusammensein gewesen,
harmonisch und beglückend, und als erstes seiner Art richtungsweisend für alle
weiteren. Er sprach von den wertvollen Menschen, die man kennen- und
liebengelernt, von der großen Freude, die sie alle darüber empfänden, und
nickte dabei zu dem Harztiger und dem Yogi hinüber. Der Harztiger dankte mit
einem gemessenen Neigen des Kopfes. Der Yogi nahm keine Notiz, denn er war in
Anspruch genommen von einem tropfenden Honigbrötchen und der Liebe zu Jette.
    Florian versprach, zusammen mit seiner
Frau Beate das nächste Treffen vorzubereiten.
    »Wenn ihr fleißig sucht, könnt ihr
vielleicht ein noch mieseres Hotel finden als dieses hier«, sagte Christoph.
    Florian beendete seine Rede unter dem
dankbaren Beifall der Familie und nahm Platz. Dafür erhob sich Michael und
dankte mit einer weiteren Rede für diese Dankrede. Dann zerrte er seine Hosen
hoch und kommandierte: »Letzter Programmpunkt! Packen! Verabschieden! Nichts
vergessen! Nach Hause fahren! An die Arbeit, Leute!«
    Seufzend stand ich in unserer
Luxussuite vor dem Schrank und wußte wahrhaftig nicht, wie ich all diese Sachen
verpacken sollte. Ich besitze nämlich die Gabe, in einen großen Koffer nichts
hineinzubringen. Auch weiß ich dieses Nichts so geschickt zu verstauen, daß es
zerdrückt oder zerbrochen wieder zum Vorschein kommt.
    Dieses Mal aber war es mir zu Hause
offensichtlich gelungen, große Mengen unnötiger Dinge in den Koffer
hineinzupressen. Kleider, die ich nicht angezogen, Schuhe, die ich nicht
gebraucht hatte.
    Andreas und Mathias erschienen und
fragten, wann endlich ich zu kommen gedächte, um ihre Koffer zu packen. Sie
hätten auch noch etwas anderes zu tun, als auf mich zu warten.
    Ich antwortete nichts, und das
erschreckte sie so, daß sie sich zur Tür zurückzogen, sagten, sie würden es
gerne selber machen, wenn ich die Verantwortung übernähme, und verschwanden.
    Also begann ich zu packen. In meine
Bemühungen hinein platzten diese und jene Besucher, insonderheit die Frauen der
Familie, welche »nur schnell« etwas wissen wollten, dann aber bei mir blieben,
um mich packen zu sehen. Sie riefen sogar noch andere Familienmitglieder
herbei.
    »Kommt her! Amei packt! Man muß es
miterlebt haben! Es ist zum Schreien!«
    »Hau ab!« sagte ich schließlich zu
Vera, denn ich war am Rande
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