Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie sehen dich

Sie sehen dich

Titel: Sie sehen dich
Autoren: H Coben
Vom Netzwerk:
Worte. Wahrscheinlich litt er unter einem Schock. Der Unterschied zwischen einem Schockzustand und ganz normaler Teenager-Verdrossenheit war allerdings schwer auszumachen. Hester war völlig aufgedreht, und dieser Zustand wurde von Minute zu Minute schlimmer. Das sah man ihr an. Immer wieder stürmte sie in den Raum, stellte ein paar Fragen und verschwand dann für eine Weile. Immer wenn Sie nach Einzelheiten fragte, schüttelte Adam allerdings nur den Kopf.
    Das letzte Mal war sie vor etwa einer halben Stunde da gewesen und hatte beim Gehen noch zwei Worte zu Mike gesagt: »Nicht gut.«
    Wieder sprang die Tür auf. Hester kam herein, griff sich einen Stuhl und stellte ihn direkt neben Adam. Sie setzte sich darauf
und näherte sich mit ihrem Gesicht bis auf eine Handbreit seinem. Er wandte sich ab. Sie nahm seinen Kopf in beide Hände, drehte ihn zu sich und sagte: »Sieh mich an, Adam.«
    Er tat es widerstrebend.
    »Wir haben folgendes Problem: Rosemary und Carson beschuldigen dich. Sie sagen, es war deine Idee, die Rezeptblöcke deines Vaters zu stehlen und die ganze Operation auf die nächsthöhere Stufe zu heben. Sie sagen, dass du an sie herangetreten bist. Je nach Stimmung unterstellen sie auch mal mehr und mal weniger direkt, dass dein Vater auch daran beteiligt war. Daddy hätte sich eine zusätzliche Geldquelle erschließen wollen. Die Beamten von der Drogenfahndung haben in genau diesem Gebäude gerade erst diverse Auszeichnungen dafür bekommen, dass sie einen Arzt in Bloomfield wegen genau so einer Sache verhaftet haben  – er hat illegale Rezepte für den Schwarzmarkt ausgestellt. Daher springen alle ganz begeistert auf diesen Zug auf, Adam. Sie sind ganz scharf darauf, dass der Arzt und sein Sohn unter einer Decke stecken, weil das dann in die Nachrichten kommt und sie befördert werden. Kannst du mir folgen?«
    Adam nickte.
    »Und warum sagst du mir dann nicht die Wahrheit?«
    »Ist doch sowieso alles scheißegal«, sagte Adam.
    Sie breitete die Arme aus. »Und was bitte soll das jetzt heißen?«
    Er schüttelte nur den Kopf. »Dann steht mein Wort gegen ihrs.«
    »Okay, aber hör zu, es gibt da noch mindestens zwei weitere Probleme: Erstens geht es nicht nur um die beiden. Ein paar von Carsons Kumpeln haben deren Version bestätigt. Sie würden natürlich auch bestätigen, dass du Stuhlproben in einem Raumschiff genommen hast, wenn Carson und Rosemary sie dazu auffordern würden. Die sind also nicht unser Hauptproblem.«
    Mike frage: »Was ist es dann?«
    »Das einzige wirklich handfeste Beweisstück sind die Rezeptblöcke. Von denen können sie keine direkte Verbindung zu Rosemary
und Carson herstellen. Darum können sie kein ordentliches Paket daraus schnüren. Eine Verbindung zu Ihnen besteht, Dr. Baye. Damit haben die kein Problem. Es sind schließlich Ihre Rezeptblöcke. Außerdem haben sie eine ziemlich einleuchtende Erklärung dafür, wie die Rezeptblöcke von Punkt A  – von Ihnen, Dr. Baye  – nach Punkt B  – auf den Schwarzmarkt  – gekommen sind. Nämlich über Ihren Sohn.«
    Adam schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Was ist?«, fragte Hester.
    »Sie werden mir nicht glauben.«
    »Schätzchen, hör mir zu. Mein Job ist nicht, dir zu glauben. Mein Job ist, dich zu verteidigen. Bei deiner Mutter kannst du dir Sorgen darüber machen, ob sie dir glaubt oder nicht, okay? Ich bin aber nicht deine Mutter. Ich bin deine Anwältin, und im Moment ist mir das auch sehr viel lieber so.«
    Adam sah seinen Vater an.
    »Ich glaube dir«, sagt Mike.
    »Du hast mir aber nicht vertraut.«
    Mike wusste nicht, was er darauf sagen sollte.
    »Du hast dieses Programm auf meinen Computer gespielt. Du hast meine E-Mails und meine Nachrichten gelesen.«
    »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.«
    »Dann hättet ihr mich ja fragen können.«
    »Das habe ich, Adam. Tausendmal hab ich dich gefragt. Du hast geantwortet, dass alles in Ordnung ist und ich dich zufrieden lassen soll. Und dann hast du mich aus deinem Zimmer rausgeschickt.«
    »Äh, Jungs?« Hester meldete sich zu Wort. »Diese Vater-Sohn-Szene ist wirklich rührend, ehrlich, ganz wunderbar, ich fang auch gleich an zu heulen, aber ich werd stundenweise bezahlt, und ich bin verdammt teuer. Daher wäre es nett, wenn wir wieder auf den Fall zurückkommen könnten.«
    Es klopfte laut an der Tür. Dann wurde sie geöffnet. FBI-Agent
Darryl LeCrue und der stellvertretende U.S.-Staatsanwalt Scott Duncan traten ein.
    Hester sagte:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher